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01 Arthur und die vergessenen Buecher

01 Arthur und die vergessenen Buecher

Titel: 01 Arthur und die vergessenen Buecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Straßenseite mit dem Rücken zur Amstel und ließen unsere Augen die Hausfassade von Nummer 216 entlangwandern. Auf den ersten Blick sah es nicht viel anders aus als die Nachbarhäuser auch: ein prachtvolles Patrizierhaus mit hohen Fenstern und ohne Ornamente und Verzierungen, von denen die Holländer nur wenig hielten.
    Dann führte uns Gerrit über die Straße und wies uns auf eine Stelle an der Sandsteinfassade hin. Tatsächlich waren auf den Steinen ganz schwach rötliche Linien zu erkennen. Doch so sehr ich mich auch bemühte, klare Formen konnte ich nicht ausmachen.
    »Das hier sieht aus wie ein Segelschiff«, sagte Larissa.
    »Ganz richtig«, bestätigte Gerrit. »Und das hier, unter dem Schiff, ist sein Name: van Beuningen. Und was seht ihr, wenn ihr diese Stelle betrachtet?«
    Ich trat etwas zurück und dann wieder näher heran. Aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet war es – ein Oktagramm!
    »Ein Achteck«, rief auch Larissa.
    Es sah krumm und schief aus, wie von einem Kind gekrakelt. Daneben befanden sich weitere Symbole und Buchstaben, die ich aber nicht entziffern konnte. Ich strich vorsichtig mit der Hand über das Oktagramm. Ob das wirklich Blut war? Obwohl die Sonne schien, fröstelte ich plötzlich. Schnell nahm ich die Hand wieder weg und trat einen Schritt zurück.
    »Bedeutet das jetzt, das Buch der Antworten befindet sich in diesem Haus?«, fragte ich Gerrit.
    Er strahlte mal wieder. »So einfach ist das nicht.«
    Ich stöhnte innerlich. Auf dieser Reise war wohl gar nichts einfach – wenn wir nicht sowieso einem Phantom hinterher jagten. Noch immer nagte an mir der Zweifel, ob es diese Vergessenen Bücher wirklich gab. Auch wenn ich Larissa glaubte, dass sie ebenso ahnungslos war wie ich – das Ganze kam mir mehr und mehr vor wie ein Abenteuerroman. Und die sind schließlich auch immer frei erfunden.
    Larissa war inzwischen zur Tür gegangen und studierte die Klingelschilder. Neben den Namen saß eine Videokamera hinter einem Glasauge und bildete einen merkwürdigen Kontrast zu der alten Klingelkette, die direkt dahinter an der Hauswand hing. Ich stellte mir vor, wie früher im Haus die Glocke geläutet hatte, wenn jemand daran zog. Die schweren hölzernen Haustüren waren mit zwei Löwenköpfen aus Metall verziert, die jeder einen Türklopfer im Maul trugen.
    »Auf einer Klingel steht kein Name«, rief Larissa zu uns herüber. »Der Rest sieht aus, als seien es Büros oder Firmen.«
    »Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht etwas mehr über die Wohnung hinter dem leeren Schild in Erfahrung bringen können«, sagte Gerrit und drückte entschieden auf den untersten Klingelknopf.
    » Alstublieft?«, tönte eine weibliche Stimme aus der Gegensprechanlage.
    Gerrit sagte ein paar Sätze auf Niederländisch, und die Tür öffnete sich. Er drehte sich zu uns um.
    »Ihr wartet besser hier. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Die Tür fiel hinter ihm zu, bevor ich viel vom Hausflur erkennen konnte.
    »Was meinst du wohl, warum dieser van Beuningen das gemacht hat?« Larissa deutete auf die Stelle mit den Zeichnungen.
    »Er war wahnsinnig, das hast du doch gehört.«
    »Das sagen die Leute immer, wenn sie das Verhalten eines Menschen nicht erklären können«, gab sie zurück. »Aber das erklärt nicht, warum man seine Zeichnungen selbst mit modernsten Methoden nicht weggekriegt hat.«
    »Du glaubst doch nicht an irgendwelchen übersinnlichen Hokuspokus?«
    »Ich glaube das, was ich sehe«, stellte sie trocken fest. »Und dafür suche ich eine Erklärung. Aber eine, die hieb- und stichfest ist.«
    »Und hast du die auch schon für die Vergessenen Bücher gefunden?«
    »Die Frage ist unfair.« Sie stupste mich in die Seite. »Darüber wissen wir noch viel zu wenig.«
    »Genau wie über Gerrit«, bemerkte ich.
    Sie sah mich scharf an. »Zumindest wissen wir, dass er uns hilft.«
    »Das ist auch alles – und selbst da bin ich mir noch immer nicht sicher. Aber wer ist er? Wovon lebt er? Woher hat er das Geld, sich dieses Haus im Zentrum Amsterdams zu leisten? Und woher weiß er, was er weiß?«
    Larissa hob abwehrend die Hände. »Das werden wir vielleicht alles noch erfahren.«
    »Oder auch nicht«, murmelte ich. Ich wollte noch etwas sagen, aber da öffnete sich die Tür und Gerrit trat heraus.
    »Und?«, fragten wir beide gleichzeitig.
    »Die Wohnung steht schon seit vielen Jahrzehnten leer. Sie gehört einer Stiftung, über die niemand im Haus etwas Näheres weiß. Die laufenden Kosten werden

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