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01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut

Titel: 01 Das Hotel im Moor 02 Alles wird gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Sebastian getötet haben. Hat sie sich dann mit Ihnen auf dem Tennisplatz verabredet?«
      Kincaid sprach in einem Ton, als säßen sie im Pub bei einem Bier. Er überlegte, ob es ihm möglich wäre, Lyle zu erreichen, ehe dieser die Pistole abfeuern konnte, und gestand sich ein, daß es ausgeschlossen war. Er mußte sich auf seine Zunge verlassen.
      »Nur ein beiläufiger Vorschlag von mir.« Wieder lächelte Lyle. »Der Ort war so gut wie jeder andere.«
      »Und Sebastian? Was hatte Sebastian herausgefunden?«
      »Dieser verdammte kleine Schnüffler.« Lyles Ton klang quengelig. »Er hat mich aus ihrem Zimmer kommen sehen.« Er schloß seinen Arm fester um Hannahs Hals, als wolle er keinen Zweifel daran lassen, von wem er sprach. »Ich hatte verschiedenes überprüft. Ich konnte doch nicht riskieren, daß hinterher eine Verbindung hergestellt werden würde, oder?«
      »Nein. Nein, das konnten Sie natürlich nicht«, antwortete Kincaid, als sei dies die natürlichste Frage der Welt. Er glaubte, oben auf dem Fußweg gedämpfte Schritte zu hören, und sprach hastig, um zu verhindern, daß auch Lyle aufmerksam wurde. »Hören Sie, Eddie...«
      »Mir reicht’s allmählich, Superintendent. Stellen Sie sich da drüben hin.« Lyle wies mit dem Kopf zum Flußufer. Das Sonnenlicht fing sich in den Gläsern seiner Brille, und einen Moment lang sah es aus, als hätte er zwei kreisrunde, opale Augen, die blitzten wie Metall.
      Kincaid hörte hinter sich das Geräusch rutschender Füße und rollender Steine, dann Patricks Stimme, in Panik. »Han...« Die Stimme verstummte abrupt, zweifellos von Gemmas Hand erstickt. Die Geräusche ihres keuchenden Atems übertönten das Murmeln des Wassers und den hämmernden Schlag seines Herzens und drangen klar an sein Ohr.
      Lyle drehte ruckartig den Kopf nach ihnen, und Kincaid sah, wie sein Körper sich spannte. »Zurück! Alle!« Er packte Hannah noch fester.
      »Geben Sie auf, Eddie. Es ist noch mehr Verstärkung unterwegs. Machen Sie es nicht noch schlimmer für Sie.«
      »Schlimmer?« Lyles Gelächter schwankte am Rand der Hysterie. »Weshalb soll ich mir nicht die Genugtuung gönnen, Sie alle mitzunehmen, hm? Und ganz besonders sie.« Er drehte die Pistole an Hannahs Schläfe. »Widerlich seid ihr alle miteinander.«
      »Und was wird aus Ihrer Frau?« rief Kincaid in seiner Verzweiflung. »Was wird aus Ihrer Tochter? Was glauben '' Sie wohl, wie das für sie sein wird, wenn sie in sämtlichen Zeitungen das Bild ihres Vaters sieht? Und darauf können Sie sich verlassen, die Presse wird sich diese Sensation nicht entgehen lassen! Die wird das gründlich ausschlachten. Und Ihre Tochter Chloe wird diese Bürde ihr Leben lang mitschleppen.«
      Zum erstenmal schien Lyle unsicher zu werden. Wie ein Blinder drehte er den Kopf. Plötzlich sank Hannah zu seinen Füßen zusammen.
      Kincaid sprang auf die beiden zu. Das Sonnenlicht um ihn herum schien zu gerinnen, bis er hilflos in ihm eingefangen war.
      Eddie Lyle riß den Arm in die Höhe. Seine goldgeränderte Brille fiel herab. Er setzte sich die Pistole an die Schläfe und drückte ab.
     
     

20
     
    Die Krümmungen der Regenschirme, schwarz und grau, glänzten wie die nassen Rücken von Walen. Die Kirche von Thirsk hatte immer noch Schlagseite wie ein sinkendes Schiff, und der Regen fiel in feinen Fäden - der Gelegenheit angemessen, fand Kincaid.
      Die Trauerfeier zu Ehren von Sebastian Wade war kurz gewesen, da der Pastor sich bei seiner Rede auf persönliche Bemerkungen aus Sebastians Schulzeit beschränken mußte. Die Schar der Trauergäste war so spärlich gewesen wie der Sermon des Pastors: Sebastians Mutter von zwei Verwandten gestützt, ein paar Fremde, die vielleicht alte Schulkameraden waren, und die kleine Gruppe aus dem Followdale House. Mit seinem intensiven und häufig boshaften Interesse an den Privatangelegenheiten anderer hatte sich Sebastian offensichtlich keine Freunde geschaffen.
      Cassie hatte es abgelehnt, zur Beerdigung zu gehen. »Es tut mir leid, daß er sterben mußte«, hatte sie zu Kincaid gesagt, »aber ich habe ihn nicht gemocht. Ich will jetzt nicht wie eine Heuchlerin dastehen und so tun, als wäre es anders gewesen.« Fall erledigt.
      Kincaid meinte, man müßte ihre Ehrlichkeit bewundern, wenn auch nicht ihre Menschlichkeit.
      Emma MacKenzie kam allein und ging, sobald der Gottesdienst beendet war. Beim Abschied im Vestibül war sie noch brüsker als

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