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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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dazu in den Rücken?« Ich ignorierte sie.
    »… nur war es natürlich nicht Buckett. Die Gestalt, die vor mir auf
    der Fahrbahn lag und sich jetzt mühsam hochrappelte, war Acheron.
    Er massierte sich den Rücken an der Stelle, wo ich ihn getroffen hatte,
    und lächelte milde.
    ›Das war nicht sehr sportlich!‹ sagte er grinsend.
    ›Ich hatte für Sport noch nie etwas übrig‹, versicherte ich ihm.«

    - 62 -
    Einer der SO-1-Beamten fiel mir ins Wort.
    »Sie scheinen Ihre Gegner des öfteren in den Rücken zu schießen,
    Next. Aus kürzester Entfernung, mit gerillten Geschossen, und das
    soll er überlebt haben? Tut mir leid, aber das ist unmöglich!«
    »Aber wenn ich es Ihnen doch sage!«
    »Sie lügt!« rief er empört. »Ich höre mir das nicht länger an!«
    Flanker legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm.
    »Fahren Sie fort, Miss Next.«
    Ich gehorchte.
    »›Hallo, Thursday‹, sagte Hades.
    ›Acheron‹, antwortete ich.
    Er lächelte.
    ›Ihretwegen liegt Tamworth da oben in seinem, Blut. Geben Sie mir
    Ihre Waffe, damit das hier ein Ende hat und wir nach Hause gehen
    können.‹
    Hades streckte die Hand aus, und ich verspürte den
    unwiderstehlichen Drang, ihm meine Pistole zu übergeben. Aber ich
    hatte ihn schon einmal abgewiesen, obwohl er es damals mit weitaus
    überzeugenderen Methoden versucht hatte – als er Dozent gewesen
    war und ich seine Studentin. Vielleicht wußte Tamworth, daß ich die
    Kraft hatte, ihm zu widerstehen; vielleicht war das einer der Gründe,
    weshalb er mich dabeihaben wollte. Ich weiß es nicht. Als Hades das
    bemerkte, setzte er ein leutseliges Lächeln auf und sagte: ›Lange nicht
    gesehen. Fünfzehn Jahre, stimmt’s?‹
    ›Sommer ’69‹, erwiderte ich grimmig. Für seine Spielchen war mir
    meine Zeit zu schade.
    ›Neunundsechzig?‹ fragte er und dachte einen Augenblick nach.
    ›Dann sind es also sechzehn Jahre. Wenn mich nicht alles täuscht,
    waren wir damals ziemlich dick befreundet.‹
    ›Sie waren ein hervorragender Lehrer, Acheron. Ein solches Genie
    wie Sie ist mir nie wieder begegnet. Warum das alles?‹

    - 63 -
    ›Dasselbe könnte ich dich fragen‹, gab Acheron lächelnd zurück.
    ›Du warst die einzige Studentin, die ich ohne rot zu werden als
    hervorragend bezeichnen konnte, und was ist aus dir geworden? Ein
    besserer Bulle. Eine LitAg. Eine Sklavin des Networks. Was hat dich
    zu SO-5 verschlagen?‹
    ›Das Schicksal.‹
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Acheron lächelte.
    ›Ich habe dich von Anfang an gemocht, Thursday. Du hast mich
    zurückgewiesen, und wie wir alle wissen, gibt es nichts
    Verführerischeres als ein Nein. Ich habe mich oft gefragt, was ich
    wohl tun würde, wenn wir uns einmal wiedersehen. Mein Schützling,
    meine Meisterschülerin. Fast wären wir ein Paar geworden.‹
    ›Ihr Schützling bin ich nie gewesen, Hades.‹
    Wieder lächelte er.
    ›Hast du dir schon einmal ein neues Auto gewünscht?‹ fragte er
    plötzlich, wie aus heiterem Himmel.
    Natürlich. Wer hat das nicht? Und das sagte ich ihm auch.
    ›Wie steht es mit einem großen Haus? Oder, besser noch, zwei
    großen Häusern? Auf dem Land. Mit Park. Und einem Rembrandt.‹
    Ich begriff, worauf er hinauswollte.
    ›Wenn Sie mich kaufen wollen, Acheron, müssen Sie schon die
    richtige Währung wählen.‹
    Acheron klappte die Kinnlade herunter. ›Du bist zäh, Thursday. Nur
    wenige Menschen sind stärker als ihre Habsucht.‹
    Mich packte die Wut. ›Was wollen Sie mit dem Chuzzlewit-
    Manuskript, Acheron? Es verkaufen?‹
    ›Etwas stehlen und verkaufen? Wie ordinär ‹, sagte er höhnisch.
    ›Das mit deinen beiden Freunden tut mir aufrichtig leid.
    Hohlspitzgeschosse richten eine ziemliche Schweinerei an, nicht
    wahr?‹

    - 64 -
    Wir standen uns auf der Straße gegenüber. Es konnte nicht mehr
    lange dauern, bis SO-14 endlich eintraf.
    ›Auf den Boden‹, befahl ich. ›Oder ich schieße. So wahr ich hier
    stehe.‹
    Hades machte eine Bewegung, fast zu schnell fürs bloße Auge. Ich
    hörte einen lauten Knall und spürte, wie mich etwas am Oberarm
    zupfte. Plötzlich durchströmte mich wohlige Wärme, und ich nahm
    mehr oder weniger gleichgültig zur Kenntnis, daß ich angeschossen
    worden war.
    ›Nicht übel, Thursday. Wie wär’s mit dem anderen Arm?‹
    Ohne es zu merken, hatte ich einen Schuß in seine Richtung
    abgegeben. Dazu gratulierte er mir jetzt. Ich wußte, daß mir höchstens
    dreißig Sekunden Zeit blieben, bis der

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