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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Blutverlust mir das Bewußtsein
    raubte. Ich nahm die Automatik in die linke Hand und brachte sie
    erneut in Anschlag.
    Acheron lächelte anerkennend. Er hätte dieses brutale Spielchen
    gewiß noch weitergetrieben, doch jaulende Polizeisirenen in der Ferne
    zwangen ihn zum Handeln. Er schoß mir in die Brust und ließ mich
    liegen, in dem Glauben, ich sei tot.«

    Als ich mit meiner Geschichte fertig war, änderten die SO-1-Beamten
    nervös ihre Haltung und wechselten verstohlene Blicke, doch ob sie
    mir glaubten oder nicht, war mir egal. Hades hatte mich für tot
    gehalten, aber meine Zeit war offenbar noch nicht gekommen.
    Tamworths Exemplar von Jane Eyre hatte mir das Leben gerettet. Ich
    hatte es in meiner Brusttasche getragen, und Hades’ Kugel hatte es
    nicht ganz durchschlagen, sondern war im Einband steckengeblieben.
    Ein paar gebrochene Rippen und eine mörderische Prellung – aber ich
    hatte es überlebt. Es war Glück, Schicksal oder wie auch immer man
    es nennen möchte.
    »War das alles?« fragte Flanker.
    Ich nickte.
    »Das war alles.«

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    Das war natürlich längst nicht alles, es gab noch sehr viel mehr, aber
    nichts davon ging diese Leute etwas an. So hatte ich ihnen
    beispielsweise verschwiegen, auf welch gemeine Weise Hades den
    Tod von Snood dazu benutzt hatte, um mich emotional zu
    destabilisieren; nur so hatte er den ersten Treffer landen können.
    »Mehr brauchen wir nicht zu wissen, Miss Next. Sie können zu SO27 zurückkehren, sobald Sie dazu in der Lage sind. Ich möchte Sie
    jedoch daran erinnern, daß Sie zum Stillschweigen verpflichtet sind.
    Ein falsches Wort könnte überaus ärgerliche Konsequenzen haben.
    Haben Sie uns noch etwas zu sagen?«
    Ich holte tief Luft. »Ich weiß, vieles von dem, was ich Ihnen erzählt
    habe, klingt unglaubwürdig, aber es ist die Wahrheit. Ich bin die erste
    Zeugin, die mit eigenen Augen gesehen hat, wie weit Hades zu gehen
    bereit ist, um sein Ziel zu erreichen. Wer auch immer in Zukunft mit
    seinem Fall zu tun hat, sollte sich darüber im klaren sein, wozu er
    fähig ist.«
    Flanker lehnte sich zurück und warf dem Mann mit dem Tic einen
    fragenden Blick zu; der nickte.
    »Nicht nötig, Miss Next.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hades ist tot. Obwohl man ihnen eine gewisse Schießwut
    schwerlich wird absprechen können, sind die Kollegen von SO-14
    beileibe keine Totalversager. Sie haben ihn an jenem Abend über die
    M4 verfolgt, bis er an der Anschlußstelle Zwölf die Kontrolle über
    sein Fahrzeug verlor und eine Böschung hinunterraste. Der Wagen
    explodierte und brannte aus. Wir wollten es Ihnen nicht sagen, bevor
    wir Sie nicht vernommen hatten.«
    Die Nachricht traf mich wie ein Faustschlag in den Magen. Rache
    war eines der wenigen Gefühle, mit denen ich mich über die
    vergangenen zwei Wochen gerettet hatte. Ohne das brennende
    Verlangen, Hades seiner gerechten Strafe zuzuführen, hätte ich
    vermutlich gar nicht durchgehalten. Ohne Acheron konnte niemand
    meine Aussagen bestätigen. Zwar hatte ich nicht erwartet, daß man

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    mir alles glaubte, aber so konnte ich mich wenigstens darauf freuen,
    rehabilitiert zu werden, wenn andere seine Bekanntschaft machten.
    »Wie bitte?« fragte ich.
    »Ich habe gesagt, Hades ist tot.«
    »Nein, niemals«, widersprach ich, ohne nachzudenken.
    Flanker glaubte vermutlich, ich stünde immer noch unter Schock.
    »Auch wenn es Ihnen schwerfällt, das zu akzeptieren: Er ist tot. Bis
    zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wir mußten ihn anhand seiner
    zahnärztlichen Unterlagen identifizieren. Er hatte immer noch Snoods
    Pistole bei sich.«
    »Und das Chuzzlewit -Manuskript?«
    »Keine Spur – vermutlich ebenfalls verbrannt.«
    Ich sah zu Boden. Der Einsatz war ein einziges Fiasko gewesen.
    »Miss Next«, sagte Flanker, stand auf und legte mir eine Hand auf
    die Schulter, »es wird Sie freuen zu hören, daß alles unter SO-8
    strengster Geheimhaltung unterliegt. Sie können also bedenkenlos zu
    Ihrer Abteilung zurückkehren, Ihre Akte bleibt ohne Fehl und Tadel.
    Es gab zwar Pannen, aber wer weiß schon, wie die Sache unter
    anderen Umständen ausgegangen wäre. Uns werden Sie jedenfalls
    nicht wiedersehen.«
    Er stellte den Cassettenrecorder ab, wünschte mir gute Besserung
    und ging zur Tür hinaus. Die anderen Beamten taten es ihm nach, bis
    auf den Mann mit dem Tic. Er wartete, bis seine Kollegen außer
    Hörweite waren, und raunte mir dann zu: »Ich halte Ihre Aussage für
    Schwachsinn, Miss Next.

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