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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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unmißverständlich
    gewesen: Nimm den LitAg -Job in Swindon! Vielleicht war es ja doch
    eine echte Vision! Das Amtsblatt mit dem Stellenangebot war
    schließlich erst danach erschienen. Und wenn das mit dem Job in
    Swindon stimmte, war vermutlich auch Hades noch am Leben.
    Ich hatte mich ohne nachzudenken um den Posten beworben, aber
    ich konnte Paige beim besten Willen nichts von dem Sportwagen
    erzählen; sie hätte mich, trotz unserer Freundschaft, bei Boswell
    angeschwärzt. Boswell hätte mit Flanker gesprochen, was allerlei
    Unannehmlichkeiten nach sich ziehen konnte. Ich entwickelte mich
    langsam, aber sicher zu einer wahren Meisterin in der Kunst, mit der
    Wahrheit hinterm Berg zu halten, und dabei ging es mir so gut wie
    schon seit Monaten nicht mehr.
    »Du wirst den Kollegen fehlen, Thursday.«
    »Das geht vorbei.«
    »Du wirst mir fehlen.«
    »Danke, Paige, sehr nett von dir. Du wirst mir auch fehlen.«

    - 72 -
    Wir umarmten uns, sie sagte, ich solle von mir hören lassen, und
    ging; ihr Piepser hatte sich gemeldet.
    Nachdem ich fertig gepackt hatte, dankte ich den Schwestern, die
    mir zum Abschied einen in braunes Packpapier geschlagenen Karton
    überreichten.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Es gehörte Ihrem Lebensretter.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Bevor der Krankenwagen eintraf, hat sich ein Passant um Sie
    gekümmert; die Wunde in ihrem Arm war verbunden, und er hat Sie
    in seine Jacke gehüllt, um Sie warmzuhalten. Ohne sein Eingreifen
    wären Sie wahrscheinlich verblutet.«
    Gespannt öffnete ich das Paket. Da war zunächst ein Taschentuch,
    das trotz mehrerer Waschgänge immer noch mit meinem Blut befleckt
    war. In einer Ecke prangte ein aufgesticktes Monogramm: EFR.
    Außerdem enthielt der Karton eine Jacke, eine Art Gehrock, wie er
    Mitte des letzten Jahrhunderts in Mode gewesen sein mochte. Ich
    durchsuchte die Taschen und fand die Rechnung eines
    Herrenschneiders. Sie stammte aus dem Jahre 1833 und lautete auf
    einen gewissen Edward Fairfax Rochester, Esq.
    Bleischwer sank ich aufs Bett und starrte auf diese Fundstücke.
    Normalerweise wäre ich nicht im Traum darauf gekommen, daß
    Rochester in jener Nacht Jane Eyre entstiegen sein könnte, um mir zu
    helfen; so etwas war schließlich völlig unmöglich. Ich hätte das Ganze
    vermutlich als albernen Scherz abgetan, wenn, ja, wenn Edward
    Rochester und ich uns nicht schon einmal begegnet wären …

    - 73 -
    6.
    Jane Eyre: Ein kleiner Ausflug in
    den Roman
    Als wir vor der Wohnung von Styx zusammentrafen, war
    dies weder die erste noch die letzte Begegnung zwischen
    Rochester und mir. Das erste Mal liefen wir uns in
    Haworth House in Yorkshire über den Weg, als ich noch
    jung und aufgeschlossen war und die Grenze zwischen
    Wirklichkeit und Phantasie sich noch nicht zu dem
    Panzer verhärtet hatte, der uns als Erwachsene umgibt.
    Damals war die Grenze biegsam, weich, und dank der
    Hilfsbereitschaft einer Fremden und dem Zauber ihrer
    Stimme machte ich die kleine Reise – hin und zurück.
THURSDAY NEXT
    - Ein Leben für SpecOps
    Es war 1958. Mein Onkel und meine Tante – die mir damals schon
    uralt vorkamen – waren mit mir nach Haworth House, der alten
    Brontë-Villa, gefahren. In der Schule hatten wir William Thackeray
    gelesen, und da er ein Zeitgenosse der Brontë-Schwestern war, schien
    dies eine willkommene Gelegenheit, mein Interesse an dieser Epoche
    zu vertiefen. Mein Onkel Mycroft hielt an der Bradford University
    Vorlesungen über seine Spieltheorie, was den praktischen Vorteil
    hatte, daß ich beim »Mensch, ärgere dich nicht« fast immer gewann.
    Da es von Bradford nach Haworth nicht allzu weit war, beschlossen
    wir, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.
    Die Museumsführerin, eine dickliche Frau um die sechzig mit
    Nickelbrille und Angorastrickjacke, lotste die Besucher mürrisch
    durch die Räume, weil ohnehin niemand soviel Ahnung hatte wie sie
    und sie sich nun dazu herablassen mußte, die Leute aus ihrer
    selbstverschuldeten Unmündigkeit herauszuführen. Gegen Ende des
    Rundgangs, als die Gedanken längst bei Ansichtskarten und Eiscreme

    - 74 -
    waren, erwartete das Glanzstück der Sammlung, das
    Originalmanuskript von Jane Eyre , die müden Museumsbesucher.
    Obwohl die mit verblaßter schwarzer Tinte bedeckten Seiten längst
    vergilbt waren, vermochte das geübte Auge die feine, krakelige
    Handschrift, die sich über das Papier zog, durchaus zu entziffern. Alle
    zwei Tage wurde eine Seite

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