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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Mann im teuren Anzug.
    »Wie bitte?« fragte ich etwas verdattert, weil er mich so
    unvermittelt aus meinen Gedanken gerissen hatte.

    - 81 -
    »Ich möchte mich mit Ihnen über Acheron unterhalten, Miss Next.«
    »Das ist einer der beiden Flüsse in die Unterwelt«, erklärte ich ihm.
    »Gehen Sie in die Stadtbibliothek und schlagen Sie unter griechischer
    Mythologie nach.«
    »Ich meinte nicht den Fluß.«
    Ich starrte ihn einen Moment lang an und versuchte hinter seine
    Identität zu kommen. Ein kleiner, flacher Hut saß schräg auf seinem
    rundlichen Schädel, der an einen kurzgeschorenen Tennisball
    erinnerte. Er hatte kantige Züge, schmale Lippen und war alles andere
    als attraktiv. Er protzte mit schwerem Goldschmuck und einer
    Krawattennadel, die funkelte und glänzte wie ein Diamant. Über
    seinen schwarzen Lackschuhen spannten sich weiße Gamaschen, und
    eine goldene Uhrkette baumelte an seiner Westentasche. Er war nicht
    allein. Ein junger Mann – ebenfalls im dunklen Anzug, der an der
    Stelle, wo man normalerweise eine Pistole trug, eine verräterische
    Beule aufwies – stand neben ihm. Ich war so sehr in Gedanken
    versunken gewesen, daß ich die beiden nicht gehört hatte. Sie kamen
    vermutlich von der SpecOps-Dienstaufsicht; wahrscheinlich waren
    Flanker und Co. noch nicht fertig mit mir.
    »Hades ist tot«, antwortete ich kurz und knapp, da ich keine Lust auf
    Diskussionen hatte.
    »Das glauben Sie doch nicht im Ernst.«
    »Nun ja, ich bin wegen Streß ein halbes Jahr krankgeschrieben.
    Mein Therapeut meint, ich leide unter dem False Memory Syndrome
    und schweren Halluzinationen. Ich an Ihrer Stelle würde mir kein
    Wort glauben – einschließlich dessen, was ich gerade gesagt habe.«
    Das Lächeln des kleinen Mannes entblößte einen großen Goldzahn.
    »Ich glaube, Sie leiden ganz und gar nicht unter Streß, Miss Next. Sie
    sind genauso klar im Kopf wie ich. Wenn jemand, der die Krim, die
    Polizei und acht Jahre LitAg überlebt hat, zu mir käme und mir
    erzählen würde, daß Hades noch lebt, dann würde ich auf ihn hören.«
    »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«

    - 82 -
    Er reichte mir eine Karte mit Goldrand, auf der das dunkelblaue
    Logo der Goliath Corporation prangte.
    »Mein Name ist Schitt«, sagte er. »Jack Schitt.«
    Ich zuckte die Achseln. Laut seiner Karte war er der Leiter von
    Goliaths Sicherheitsdienst, einer zwielichtigen Organisation, die nicht
    der Kontrolle durch die Regierung unterlag; die Verfassung
    garantierte ihr im ganzen Land freie Hand. Ranghohe Mitarbeiter der
    Goliath Corporation saßen als Ehrenmitglieder in beiden Häusern des
    Parlaments und als Berater im Finanzministerium. Goliath hatte seine
    Leute im Auswahlgremium für die Richter des Obersten Gerichtshofs,
    und die wichtigen Fachbereiche der meisten größeren Universitäten
    wurden von Goliath-Angehörigen geleitet. Niemand war sich
    überhaupt bewußt, welchen Einfluß sie hatten, was bewies, daß sie
    erstklassige Arbeit leisteten. Doch obgleich Goliath scheinbar nichts
    als das Wohl der Menschen im Auge hatte, regte sich allmählich
    Kritik an der uneingeschränkten Vormachtstellung des Konzerns.
    Seine Beamten waren weder vom Volk noch von der Regierung
    gewählt, und seine Aktivitäten waren bis in alle Ewigkeit gesetzlich
    abgesegnet. Kaum ein Politiker wagte seinen Unmut darüber zu
    äußern.
    Ich setzte mich neben ihn auf die Bank, und er schickte seinen
    Gorilla weg.
    »Was interessiert Sie eigentlich so sehr an Hades, Mr. Schitt?«
    »Ich will wissen, ob er tot ist oder noch lebt.«
    »Haben Sie den gerichtsmedizinischen Bericht nicht gelesen?«
    »Darin stand nur, daß ein Mann von Hades’ Größe und Statur mit
    identischem Gebiß in einem Auto verbrannt ist. Hades hat sich schon
    aus übleren Situationen befreit. Ich habe auch Ihren Bericht gelesen;
    weitaus interessanter. Keine Ahnung, weshalb die Armleuchter von
    SO-1 nichts davon wissen wollten. Jetzt, wo Tamworth tot ist, sind Sie
    die einzige, die Hades kennt. Wer am fraglichen Abend den
    entscheidenden Fehler begangen hat, ist mir egal. Mich interessiert
    vielmehr: Was hatte Hades mit dem Chuzzlewit- Manuskript vor?«
    »Erpressung, vielleicht?« schlug ich vor.

    - 83 -
    »Schon möglich. Wo ist es jetzt?«
    »Hatte er es denn nicht bei sich?«
    »Nein«, antwortete Schitt tonlos. »Bei Ihrer Vernehmung haben Sie
    ausgesagt, daß es in einem Lederkoffer steckte. In dem ausgebrannten
    Autowrack war von einem Lederkoffer keine

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