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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Schleuderpreis verkauft, und der Laden verdiente keinen Penny
    daran. Halblaut vor sich hin murmelnd ging er den Schlüssel holen.
    Ich setzte mich hinein. Die Ausstattung war sehr spartanisch. Ich
    hatte mich nie für Autos interessiert, aber dieser Fall lag anders.
    Obwohl er mit seiner kuriosen giftgrünen Lackierung auffiel wie der
    sprichwörtliche bunte Hund, gefiel er mir sofort. Der Verkäufer kam
    mit dem Schlüssel, und beim zweiten Versuch sprang der Motor an.
    Der Mann erledigte den nötigen Papierkram, und eine halbe Stunde
    später lenkte ich den Wagen vom Verkaufsgelände auf die Straße. Der
    Wagen beschleunigte rasant, mit knatterndem Auspuff. Nach ein paar
    hundert Metern waren wir unzertrennlich.

    - 99 -
    9.
    Familie Next
    … Ich kam an einem Donnerstag zur Welt, daher der Name. Mein
    Bruder wurde an einem Montag geboren und erhielt folglich den
    Namen Anton. Meine Mutter hieß Wednesday, kam aber an einem
    Sonntag zur Welt – warum, weiß ich nicht –, und mein Vater hatte
    überhaupt keinen Namen – nach seinem Abgang löschte die
    ChronoGarde seinen Namen und seine Identität. Im Grunde existierte
    er gar nicht. Aber das spielte keine Rolle. Für mich war er ohnehin nur
    Dad …
THURSDAY NEXT
    -Ein Leben für SpecOps
    Ich fuhr mit heruntergelassenem Verdeck aufs Land hinaus; trotz
    der Sommerhitze war der Fahrtwind kühl. Die vertraute Umgebung
    hatte sich kaum verändert; sie war noch genauso schön, wie ich sie in
    Erinnerung hatte. Swindon hingegen hatte sich sehr verändert. Die
    Stadt war in die Höhe und in die Breite gegangen. Am Rand hatte sich
    Leichtindustrie angesiedelt, im Zentrum schossen die gläsernen
    Hochhäuser der Banken in den Himmel. Die Wohngebiete hatten sich
    entsprechend ausgedehnt; vom Stadtzentrum hinaus aufs Land war es
    ein ganzes Stück.
    Es war Abend, als ich vor einer unscheinbaren Doppelhaushälfte
    hielt, von deren Sorte es in dieser Straße vierzig oder fünfzig gab. Ich
    klappte das Verdeck hoch und schloß den Wagen ab. Hier war ich
    aufgewachsen; mein altes Zimmer lag hinter dem Fenster direkt über
    der Haustür. Man sah dem Haus sein Alter an. Die Farbe an den
    Fensterrahmen war verblichen, und an mehreren Stellen bröckelte der
    Putz. Mühsam stieß ich das Gartentor auf, das sich meinen
    Anstrengungen beharrlich widersetzte, und schloß es unter Stöhnen
    und Ächzen – was mir um so schwerer fiel, als sich eine Handvoll

    - 100 -
    Dodos erwartungsvoll um mich versammelt hatten und aufgeregt
    durcheinander plock ten, als sie mich wiedererkannten.
    »Hallo, Mordechai!« sagte ich zu dem ersten, der zur Begrüßung
    wippend auf und ab hüpfte. Woraufhin sie alle gekrault und
    gestreichelt werden wollten, und so blieb ich eine Weile und kitzelte
    sie unterm Kinn, während sie meine Taschen neugierig nach
    Marshmallows durchsuchten, einer Süßigkeit, die bei den Dodos
    besonders beliebt ist.
    Meine Mutter öffnete die Tür, um nachzusehen, weshalb die Vögel
    einen solchen Radau veranstalteten, und kam dann den Gartenweg
    entlanggerannt, um mich willkommen zu heißen. Da meine Mutter in
    diesem Tempo eine echte Bedrohung darstellt, suchten die Dodos
    wohlweislich das Weite.
    »Thursday!« rief sie mit glänzenden Augen. »Warum hast du uns
    denn nicht gesagt, daß du kommst?«
    »Weil es dann ja keine Überraschung mehr gewesen wäre. Ich habe
    mich hierher versetzen lassen.«
    Sie hatte mich mehrmals im Krankenhaus besucht und mich mit
    amüsanten Details von Margot Vishlers Hysterektomie und anderem
    Klatsch aus dem Hausfrauenbund von meinen Verletzungen
    abgelenkt.
    »Was macht der Arm?«
    »Er ist manchmal ein bißchen steif, und wenn ich darauf schlafe,
    wird er völlig taub. Der Garten sieht gut aus. Kann ich reinkommen?«
    Meine Mutter schob mich unter Entschuldigungen durch die Tür,
    nahm mir die Jacke ab und hängte sie an die Garderobe. Da sie
    ängstlich auf die Automatik in meinem Schulterholster starrte, stopfte
    ich die Waffe in meinen Koffer. Im Haus hatte sich, wie ich bald
    merkte, nichts, aber auch gar nichts verändert: dasselbe Chaos,
    dieselben Möbel, derselbe Geruch. Ich blickte mich um, ließ alles auf
    mich wirken und suhlte mich in liebgewordenen Erinnerungen. Hier in
    Swindon hatte ich das letzte Mal so etwas wie Glück empfunden, und
    dieses Haus war zwanzig Jahre lang mein Lebensmittelpunkt

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    gewesen. Mich beschlich das ungute Gefühl, daß ich vielleicht doch
    lieber hätte dableiben sollen.
    Wir gingen ins

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