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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Jahre.«
    Er schob seine Brille auf die Nasenspitze und sah mich erstaunt an.
    »Wirklich?«
    »Ja. Ist Owens noch bei dir?«
    Owens war Mycrofts Assistent. Ein alter Knabe, der für Rutherford
    gearbeitet hatte, als diesem die Atomspaltung gelang; Mycroft und er
    waren zusammen zur Schule gegangen.

    - 104 -
    »Eine tragische Geschichte, Thursday. Wir bastelten gerade an der
    Entwicklung einer Maschine zur Gewinnung von Methanol aus
    Zucker, Eiweiß und Hitze, als ein Stromstoß eine Implosion
    verursachte. Owens verwandelte sich schlagartig in ein Baiser. Als wir
    ihn endlich aus dem Zeug herausgemeißelt hatten, war der Arme
    hinüber. Jetzt geht mir Polly zur Hand.«
    Wir waren in seiner Werkstatt angekommen. Ein Baumstumpf, in
    dem eine Axt steckte, diente als Türschließer. Mycroft tastete nach
    dem Schalter, die Neonröhren flackerten auf und tauchten den Raum
    in grelles Licht. Im Labor herrschte noch genau dasselbe Chaos wie
    bei meinem letzten Besuch, nur die Erfindungen waren neue. Aus den
    vielen Briefen meiner Mutter wußte ich, daß es Mycroft gelungen war,
    Pizza per Fax zu versenden, und daß er einen 2B-Bleistift mit
    eingebauter Rechtschreibprüfung erfunden hatte, doch womit er sich
    im Augenblick befaßte, entzog sich meiner Kenntnis.
    »Hat der Gedächtnislöscher eigentlich funktioniert, Onkel?«
    »Was?«
    »Der Gedächtnislöscher. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben,
    warst du gerade dabei, ihn zu testen.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, liebes Kind. Was hältst du
    davon?«
    In der Raummitte stand ein großer weißer Rolls-Royce. Ich trat
    näher, während Mycroft an eine Neonröhre klopfte, damit sie aufhörte
    zu flackern.
    »Neuer Wagen, Onkel?«
    »Nein, nein«, antwortete Mycroft hastig. »Ich habe doch gar keinen
    Führerschein. Ein Freund von mir, der diese Gefährte vermietet, hat
    sich darüber beklagt, wie teuer es sei, zwei Stück davon zu
    unterhalten, einen schwarzen für Beerdigungen und einen weißen für
    Hochzeiten – da habe ich mir etwas einfallen lassen.«
    Er streckte die Hand durchs Fenster und drehte einen großen Knopf
    am Armaturenbrett. Begleitet von einem leisen Summen, verfärbte

    - 105 -
    sich der Wagen erst gräulich, dann grau, dann anthrazit und
    schließlich schwarz.
    »Wirklich beeindruckend, Onkel.«
    »Findest du? Der Lack besteht aus Flüssigkristallen. Aber damit
    nicht genug. Paß auf.«
    Er drehte den Regler noch ein wenig weiter nach rechts, und der
    Wagen wurde erst blau, dann grün und schließlich grün mit gelben
    Punkten.
    »Einfarbige Autos gehören endgültig der Vergangenheit an! Aber
    das ist noch längst nicht alles. Wenn ich den Pigmentierer einschalte,
    so, dann müßte sich der Wagen eigentlich … ja, schau dir das an!«
    Mit wachsendem Erstaunen beobachtete ich, wie sich der Wagen
    vor meinen Augen in Luft auflöste; die Flüssigkristallbeschichtung
    imitierte die Grau-und Brauntöne von Mycrofts Werkstatt. Binnen
    Sekunden hatte sich der Wagen seiner Umgebung vollständig
    angepaßt. Ich dachte daran, wieviel Spaß es machen würde,
    Verkehrspolizisten damit zu ärgern.
    »Ich habe es ChameleoCar getauft; ziemlich spaßig, nicht?«
    »Sehr sogar.«
    Ich streckte die Hand aus und berührte die warme Oberfläche des
    unsichtbaren Rolls-Royce. Ich wollte Mycroft fragen, ob er auch
    meinem Speedster eine solche »Tarnkappe« verpassen konnte, aber
    dazu war es schon zu spät; von meinem Interesse angestachelt, war er
    zu einem großen Sekretär getrottet und winkte mich aufgeregt zu sich.
    »Übersetzungskohlepapier«, verkündete er und deutete auf mehrere
    Stapel grellbunter Metallfolien. »Ich nenne es Rosette-Papier.
    Vorführung gefällig? Man nehme ein einfaches Blatt Papier, unterlege
    dies mit einem Spanisch-Kohlepapier, ein zweites Blatt Papier –
    immer schön darauf achten, daß es mit der richtigen Seite nach oben
    liegt! –, Polnisch, dann noch ein Blatt Papier, Deutsch, noch ein Blatt
    und schließlich Französisch und das letzte Blatt … fertig .«
    Er rückte den Stapel auf dem Schreibtisch zurecht, während ich mir
    einen Stuhl heranzog.

    - 106 -
    »Schreib etwas auf das erste Blatt. Was du willst.«
    »Egal was?«
    Mycroft nickte, und ich schrieb: Have you seen my Dodo?
    »Und jetzt?«
    Mycroft schaute triumphierend drein. »Schau nach, liebes Kind.«
    Ich hob das oberste Blatt Kohlepapier ab, und da stand in meiner
    eigenen Schrift: ¿ Ha visto mi dodo?
    »Das ist ja phantastisch!«
    »Danke«,

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