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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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war’s.«

    Komischerweise blieb ich vollkommen ruhig. Es war alles wie immer
    – Goliath ließ sich nie auf Kompromisse ein. Und weil alles wie
    immer war, gab es auch keinen Grund, sich aufzuregen. Wir mußten
    uns mit dem begnügen, was wir hatten.
    Als wir wieder im Büro waren, wählte ich noch einmal Landens
    Nummer. Diesmal kam eine Frau an den Apparat; ich fragte nach ihm.
    »Er schläft«, sagte sie knapp.
    »Könnten Sie ihn vielleicht wecken?« fragte ich. »Es ist ziemlich
    wichtig.«
    »Nein, kann ich nicht. Wer sind Sie überhaupt?«
    »Mein Name ist Thursday Next.«
    Die Frau gab ein boshaftes Kichern von sich, das mir gar nicht
    gefiel.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Thursday«, sagte sie
    höhnisch.
    »Wer sind denn Sie?«
    »Daisy Mutlar, Schätzchen, Landys Verlobte .«
    Ich lehnte mich langsam zurück und schloß die Augen. Das konnte
    unmöglich wahr sein. Kein Wunder, daß Landen so sehr daran
    gelegen war, daß ich ihm verzieh.
    »Na, Schätzchen, Sie haben’s sich doch nicht etwa anders
    überlegt?« fragte Daisy spöttisch. »Landen ist ein wunderbarer Mann.
    Er hat fast zehn Jahre auf Sie gewartet, aber jetzt ist er leiderleider in
    mich verliebt. Wenn Sie Glück haben, schicken wir Ihnen vielleicht
    ein Stück Torte, und wenn Sie uns ein Geschenk schicken wollen, die
    Hochzeitsliste liegt bei Camp Hopson aus.«
    Ich hatte einen dicken Kloß im Hals.
    »Wann ist denn der große Tag?«

    - 229 -
    »Für Sie oder für mich?« Daisy lachte. »Für Sie … wer weiß? Was
    mich angeht, werden mein Landy-Schatz und ich Samstag in vierzehn
    Tagen zu Mr. und Mrs. Parke-Laine erklärt.«
    »Lassen Sie mich mit ihm sprechen«, verlangte ich mit erhobener
    Stimme.
    » Vielleicht sage ich ihm, daß Sie angerufen haben, wenn er wach
    wird.«
    »Ist es Ihnen lieber, wenn ich vorbeikomme und Ihnen die Tür
    eintrete?« fragte ich, noch lauter werdend. Bowden sah mit
    hochgezogenen Augenbrauen zu mir herüber.
    »Jetzt paß mal auf, du blöde Kuh«, sagte Daisy mit gedämpfter
    Stimme, damit es Landen nicht hörte, »du hättest Landen heiraten
    können, und du hast es vermasselt. Schluß, Aus, Ende. Warum suchst
    du dir nicht irgendeinen verkommenen LitAg oder so jemand – ihr
    Typen von SpecOps seid doch sowieso alle pervers.«
    »Hör zu, du …«
    »Nein«, schnauzte Daisy. » Du hörst mir zu. Ich warne dich. Wenn
    du dich meinem Glück in den Weg stellst, dann dreh ich dir den Hals
    um!«
    Plötzlich war die Leitung tot. Wortlos legte ich den Hörer auf und
    nahm meine Jacke von der Stuhllehne.
    »Wo wollen Sie denn hin?« fragte Bowden.
    »Auf den Schießstand«, sagte ich, »und das kann dauern.«

    - 230 -
    22.
    Däumchen drehen
    Jedesmal wenn ein Felix starb, rief das bei Acheron
    schmerzliche Erinnerungen an den Verlust des ersten
    Felix hervor. Es war ein harter Schlag gewesen – nicht
    nur weil er einen getreuen Freund und Komplizen
    eingebüßt hatte, sondern weil ihn die befremdlichen
    Gefühle, die dabei auftraten, an seine halb menschliche
    Herkunft erinnerten, und das war ihm zutiefst zuwider.
    Wie Hades war auch Felix durch und durch verdorben
    und unmoralisch gewesen. Zu seinem Leidwesen
    verfügte Felix aber nicht über Hades’ dämonische
    Fähigkeiten und erlitt an jenem schicksalhaften Tag des
    Jahres 1975, als er und Hades die Goliath-Bank in
    Hartlepool ausrauben wollten, einen tödlichen
    Bauchschuß. Felix fügte sich mit stoischer Gelassenheit
    in sein Los und ermahnte seinen Freund, er solle ja »am
    Ball bleiben«, bevor ihn Hades von seinen Qualen
    erlöste. Zum Andenken entfernte Hades das Gesicht
    seines Freundes und verließ damit den Tatort. Seither
    genoß jeder Diener, den er der Bevölkerung entnahm , die
    zweifelhafte Ehre, nicht nur den Namen seines einzigen
    Freundes, sondern auch dessen Antlitz zu tragen.
MILLON DE FLOSS
    - Die vielen Leben des Felix Tabularasa
    Bowden setzte die Annonce in den Swindon Globe . Zwei Tage
    später trafen wir uns in Victors Büro zu einer Lagebesprechung.
    »Bei uns sind zweiundsiebzig Anrufe eingegangen«, verkündete
    Victor. »Leider alles Anfragen wegen der Kaninchen.«
    »Der Preis ist aber auch wirklich ziemlich niedrig«, frotzelte ich.

    - 231 -
    »Ich bin eben nicht allzu bewandert, was Kaninchen angeht«, sagte
    Bowden beleidigt. »Ich fand den Preis völlig angemessen.«
    »Streitet euch nicht.« Victor legte eine Akte auf den Tisch. »Die
    Polizei hat den Kerl, den ihr in Sturmey Archers Werkstatt

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