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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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gründlich
    überarbeitet und mit einem Personenregister versehen. Darin taucht
    Mr. Glubb nicht auf.«
    »Ein Versehen?«
    »Möglich. 1926 verschwand ein Sammler antiquarischer Bücher bei
    der Lektüre von Dombey und Sohn . Der Vorfall fand ein breites
    Presseecho, weil sein Sekretär steif und fest behauptete, Bulge habe
    sich vor seinen Augen ›in Rauch aufgelöst‹.«
    »Und Glubbs Beschreibung paßt auf Bulge?«
    »Weitestgehend. Bulge sammelte Bücher über das Meer, und genau
    davon handeln Glubbs Geschichten. Rückwärts liest sich Bulges
    Name ›Eglub‹, was ›Glubb‹ so nahe kommt, daß man meinen könnte,
    Bulge habe ihn sich selbst ausgedacht.« Er seufzte. »Sie finden das
    wahrscheinlich ziemlich unglaubwürdig?«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach ich und dachte an meine
    Erlebnisse mit Rochester, »aber sind Sie wirklich sicher, daß Bulge
    gefallen ist?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er könnte ja in das Buch auch vorsätzlich hineingesprungen sein.
    Und dann hat es ihm in dem Roman so gut gefallen, daß er einfach
    dortgeblieben ist.«
    Victor blickte mich argwöhnisch an. Aus Angst, für einen Spinner
    gehalten zu werden, hatte er es nicht gewagt, jemandem von seiner
    Theorie zu erzählen, und nun kam auf einmal eine Londoner
    LiteraturAgentin daher, kaum halb so alt wie er, und ging weiter, als
    er es sich je hätte vorstellen können. Da traf ihn die Erkenntnis.
    »Sie haben es selbst schon mal gemacht, stimmt’s?«

    - 221 -
    Ich sah ihm fest in die Augen. Für so etwas konnten wir beide vom
    Dienst suspendiert und vorzeitig in Rente geschickt werden.
    »Einmal«, flüsterte ich. »Als kleines Mädchen. Ich glaube nicht, daß
    sich das wiederholen läßt. Ich habe jahrelang geglaubt, ich hätte mir
    das alles nur eingebildet.«
    Gerade als ich ihm erzählen wollte, daß Rochester nach der
    Schießerei in Styx’ Wohnung in den Roman zurückgesprungen war,
    streckte Bowden den Kopf in den Flur und rief uns herein.
    Mr. Rumplunkett hatte seine vorläufige Untersuchung beendet.
    »Ein glatter Herzdurchschuß, sehr sauber, sehr professionell.
    Darüber hinaus weist der Leichnam keinerlei Besonderheiten auf,
    abgesehen von Anhaltspunkten für eine Rachitis im Kindesalter. Da
    diese Krankheit heutzutage ziemlich selten auftritt, dürfte es nicht
    allzu schwierig sein, sie zurückzuverfolgen, es sei denn natürlich, er
    hat seine Jugend im Ausland verbracht. Sehr schlechte Zähne und
    Lausbefall. Auch hat er seit mindestens vier Wochen nicht gebadet.
    Ansonsten kann ich Ihnen nicht viel sagen, außer daß seine letzte
    Mahlzeit aus Schmalz, Hammelfleisch und Bier bestand. Mehr weiß
    ich erst, wenn die Gewebeproben aus dem Labor zurück sind.«
    Victor und ich sahen uns an. Ich hatte recht gehabt. Der Tote mußte
    Mr. Quaverley sein. Eilig suchten wir das Weite; ich erklärte Bowden,
    wer Quaverley war und woher er kam.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Bowden auf dem Weg zum Wagen.
    »Wie ist es Hades gelungen, Mr. Quaverley aus jedem Exemplar von
    Martin Chuzzlewit zu entfernen?«
    »Er hat das Originalmanuskript gestohlen«, antwortete ich. »Auf
    diese Weise konnte er den größtmöglichen Schaden anrichten.
    Sämtliche Exemplare, egal wo, egal in welcher Form, gehen auf
    diesen ersten Schöpfungsakt zurück. Wenn sich das Original
    verändert, verändern sich auch alle anderen. Wenn man hundert
    Millionen Jahre zurückreisen und den genetischen Code der ersten
    Säugetiere verändern könnte, sähen wir alle völlig anders aus. Das
    wäre in etwa dasselbe.«

    - 222 -
    »Gut«, sagte Bowden langsam, »aber was verspricht Hades sich
    davon? Wenn es um Erpressung geht, warum hat er dann Quaverley
    umbringen lassen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht war das nur eine Art Warnschuß.
    Vielleicht hat er ganz andere Pläne. Es gibt schließlich weitaus
    größere Fische als Mr. Quaverley aus Martin Chuzzlewit.«
    »Und warum schweigt er sich darüber dann aus?«

    - 223 -
    21.
    Hades & Goliath
    Das Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Nur wenige
    Menschen wissen, wann und warum sie etwas tun sollen.
    Schließlich hat jede scheinbar noch so unbedeutende
    Handlung für unsere Umwelt unvorhersehbare
    Konsequenzen. Zum Glück hatte ich von Anfang an ein
    klares Ziel vor Augen.

THURSDAY NEXT
    - Ein Leben für SpecOps
    Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Als ich aufs Revier
    zurückkam, lag ein Brief auf meinem Schreibtisch. Vielleicht von
    Landen? Fehlanzeige. Auf dem Umschlag klebte

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