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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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und sagte: »Ich bin erst gestern aus Minneapolis gekommen.«
    »Wow!« Tess' Augen leuchteten. »Was verschlägt einen Stadtmenschen in ein Nest wie dieses? Halt! Warte! Mitchell ? Du bist mit...« »Sie war meine Tante.«
    »Tut mir leid. Ich habe sie sehr gemocht. Sie war oft hier,. um sich Bücher für ihren Unterricht zu leihen.« Tess' Bedauern wirkte aufrichtig. »Wohnst du jetzt in ihrem Haus?« »Nur bis es renoviert und verkauft ist.« »Gott sei Dank!« Tess stieß einen derart erleichterten Seufzer aus, dass ich grinsen musste. »Ich hatte schon Angst, du würdest zu diesen Stadtflüchtlingen gehören, die sich nichts Schöneres vorstellen können, als auf dem Land zu wohnen.«
    »Sicher nicht«, winkte ich ab. »Nichts gegen Cedars Creek, aber die Großstadt ist wohl eher mein Ding.«
    »Eines Tages werde ich dieses Kaff auch verlassen und in
    eine Stadt ziehen. Egal welche. Hauptsache, sie ist riesig! Sag mal, hast du Hunger? Wollen wir was essen gehen?«
    »Musst du nicht arbeiten?«, fragte ich verwundert.
    Tess lachte. »Das ist einer der Vorteile in einem Kaff wie diesem. Wenn ich den Laden zusperre, werden sich nicht viele Leute daran stören. Sie werden es nicht einmal merken. Der Bibliothekar ist noch die ganze Woche im Urlaub, also gibt es auch keinen Ärger.«
    Warum nicht? Gegessen hatte ich ja auch noch nichts. »Okay. Gerne.«
    »Na, dann los.« Tess sprang auf, packte einen Schlüsselbund und umrundete den Tresen. Dann schob sie mich auf die Tür zu. Wie angekündigt sperrte sie, kaum dass wir auf die Straße traten, die Bibliothek einfach hinter uns zu.
    Wir gingen in das Diner, an dem ich schon zuvor vorbeigekommen war. Der Laden war tatsächlich so gemütlich, wie er von außen aussah. Ein wenig fühlte ich mich, als hätte mich jemand auf eine Zeitreise geschickt: auf direktem Weg zurück in die Fünfzigerjahre. Eine lange Theke mit runden Hockern, helle Tische, flankiert von rot gepolsterten Bänken, chromblitzende Serviettenspender auf dem Tisch und der Boden mit schwarzen und weißen Kacheln gefliest. All das hatte ich schon zuvor in unzähligen Filmen gesehen. Selbst die Musikbox fehlte nicht.
    Etwa die Hälfte der Tische war belegt. Die meisten wohl von Arbeitern, einige waren vielleicht auch Angestellte der Stadtverwaltung, spekulierte ich aufgrund der Kleidung. Tess hielt auf einen Tisch am Fenster zu und ließ sich mit einem Seufzer auf die Bank fallen. Ich setzte mich ihr gegenüber. Wir hatten kaum nach den Karten gegriffen, als auch schon die Kellnerin kam. Sie war nicht mehr jung und ihr kurzes rotes Haar eindeutig gefärbt. Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten, die im Neonlicht nur noch stärker hervortraten. Sie trug ein himmelblaues Kleid mit einer gerüschten, weißen Schürze. Ein weiterer Schritt zurück in die Fünfziger.
    »Hi, ich bin Rose, eure Kellnerin. Was kann ich euch bringen?«
    Tess lachte. »Rose, ich weiß, wer du bist.«
    »Natürlich weißt du das, aber deine Freundin nicht.« Rose sah mich an. »Sie sind neu hier, nicht wahr?«
    Da war sie wieder, die Frage, die ich heute von jedem zu hören bekam und wohl noch einige Zeit zu hören bekommen würde. Vermutlich so lange, bis ich wieder abreiste.
    »Das ist Sam Mitchell. Sie ist Fionas Nichte«, kam Tess mir zuvor. Ich war dankbar, dass sie mir die Vorstellung abnahm. Wie oft würde ich diesen Satz während der kommenden Wochen noch sagen müssen ? Ich bin Sam Mitchell, Fionas Nichte.
    »Oh.« Rose stieß hörbar den Atem aus. »Kein so schöner Anlass, Cedars Creek zu besuchen. Ziehen Sie jetzt in ihr Haus?«
    »Nur um es zu renovieren. Sobald es instand gesetzt ist, werde ich es verkaufen.«
    »Sam kommt nämlich aus Minneapolis. Und sie will zurück in die Stadt«, fügte Tess so hastig hinzu, als hätte sie Angst, jemand könnte mich zum Bleiben überreden und ich müsste künftig in einer Kleinstadt versauern.
    Rose nickte nur. »Wisst ihr schon, was ihr haben wollt?« Sie zückte einen kleinen Block und einen Bleistift und wir bestellten Coke und, nach einem raschen Blick auf die Karte, das Cheeseburger-Menü.
    Unsere Getränke brachte uns ein Junge, der hinter dem Tresen stand und dort für die Orders zuständig war. Passend zu seiner Diner-Uniform trug er einen Schiffchenhut. Er stellte die Gläser vor uns auf den Tisch und schien nicht einmal zu bemerken, dass ich neu hier war. Eine angenehme Abwechslung. Seine Augen hingen die ganze Zeit über an Tess. Er war ein gut aussehender Kerl,

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