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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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berühren konnte, bedeutete das im Umkehrschluss, dass er das ebenfalls nicht konnte. Keine Berührung - keine Gefahr!
    Zornig ballte ich die Hände zu Fäusten. Der Kerl saß in meinem Haus! Wenn er nicht vorhatte, es zu kaufen, was ich ernsthaft bezweifelte, musste er verschwinden!
    Ich stürmte ins Haus zurück, die Treppe nach oben. Zugegeben, das war vielleicht nicht die beste Idee, aber im Augenblick wusste ich mir einfach nicht anders zu helfen. Ich war wütend und müde. Aber vor allem hatte ich genug davon, mich in meinem eigenen Haus zu fürchten. Wenn er dir etwas Böses wollte, hätte er nicht seinen Namen auf den Spiegel geschrieben, sondern dich gleich umgebracht, hatte Tess gesagt. An diese Worte klammerte ich mich jetzt. Ich ließ die Treppe hinter mir und überquerte den Gang. Ehe ich es mir noch einmal anders überlegen konnte, stieß ich die Tür zum Schlafzimmer auf und trat ein. Die Kälte ließ meinen Mut ein wenig gefrieren. Trotzdem zwang ich mich, stehen zu bleiben und den Geist anzusehen.
    Er hatte sich wieder in den Sessel gesetzt. Als hätte er erwartet, dass ich zurückkommen würde! Er saß einfach nur still da und erwiderte meinen Blick schweigend. Zum
    ersten Mal nahm ich mir die Zeit, ihn genauer zu betrachten. Er war jung, höchstens fünfundzwanzig - soweit man das bei einem Gespenst sagen konnte. Dass er groß und schwarzhaarig war, wusste ich ja schon. Jetzt sah ich, dass er Jeans und ein schwarzes Hemd mit aufgestelltem Kragen trug. Dazu Turnschuhe aus Segeltuch. Seine Kleider sahen aus, als wäre er gerade den Fünfzigern entsprungen. Was sollte das für ein Geist sein? In Turnschuhen! Wo war das Bettlaken, wo die rasselnden Ketten? Der konnte unmöglich echt sein! Vielleicht war es doch der Landstreicher. Aber diese Annahme hatte der Stuhl, der durch seinen Körper gezischt war, bereits widerlegt. Mein Blick streifte über sein Gesicht, wanderte über die kantigen Züge eine gerade Nase hinauf zu einem Paar dichter, dunkler Brauen. Einen Atemzug später schaute ich in die erstaunlichsten blauen Augen, die ich je gesehen hatte. So klar und strahlend, dass ich ihn nur weiter anstarren konnte. Zumindest bis mir bewusst wurde, was ich da tat. Ich stand einem Geist gegenüber und bewunderte seine Augen! War ich eigentlich noch zu retten?
    »Du bist eine Illusion!«, war das Erste, was mir einfiel, nachdem ich endlich meine Sprache wiedergefunden hatte.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin ebenso real wie du«, sagte er mit jener warmen, volltönenden Stimme, die ich schon in der ersten Nacht gehört hatte.
    »Ach ja? Ich könnte wetten, wenn jemand anderes hier heraufkäme, würde er dich nicht sehen!«
    »Die Wette würdest du gewinnen.«
    »Ha!«, rief ich triumphierend. »Das ist dann wohl der
    Beweis, dass ich mir deine Anwesenheit nur einbilde! Ich spinne einfach, seit ich hier bin! Das ist alles.«
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel und zauberte kleine Grübchen auf die Wangen. »Andere können mich nur deshalb nicht sehen, weil du mich beschworen hast.«
    Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich mir mit dieser Beschwörung nur Ärger einhandeln würde. Jetzt nahm ich all meinen Mut zusammen und schmetterte ihm entgegen: »Und ich habe es nur getan, um dir zu sagen, dass du weggehen sollst. Hau ab! Verschwinde aus meinem Haus!«
    »Nein.«
    Ich starrte ihn an. Hatte er gerade Nein gesagt? »Gut!«, fuhr ich ihn in Ermangelung einer besseren Antwort an. »Dann geh eben ich!« Ich machte kehrt und stürmte auf die Tür zu.
    »Sam, warte!«
    Ich hielt inne. Mein Name klang aus seinem Mund vollkommen anders, als ich ihn je wahrgenommen hatte. Irgendwie weicher.
    Ratlos sah ich ihn an. Da saß ein Geist in meinem Schlafzimmer, der sich weigerte zu gehen, und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihn wieder loswerden sollte.
    »Die Kälte«, begann ich, weil mir nichts Besseres einfallen wollte, »das warst du.«
    »Tut mir leid, das kann ich nicht beeinflussen.« Er wirkte aufrichtig zerknirscht.
    Ich erinnerte mich an die eisige Kälte im Badezimmer, als er seinen Namen auf den Spiegel geschrieben hatte. »Wenn du mir noch mal ins Bad folgst, werde ich ... Es gibt bestimmt irgendein Ritual, mit dem man dich wieder loswird!«
    »Es war nur dieses eine Mal.« Er hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt. »Das war die einzige Möglichkeit, dich auf mich aufmerksam zu machen, nachdem es mir in der ersten Nacht nicht gelungen ist.«
    »Nicht gelungen«, echote

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