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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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wegen eines ... eines ... eines Toten!
    Aber was war mit meinen Gefühlen ? Konnte ich wirklich ignorieren, was Nicholas in mir auslöste ?
    Ich musste dringend ein wenig Ordnung in mein Gefühlschaos bringen. Im Haus würde mir das nicht gelingen. Nicht solange Nicholas ständig an meiner Seite war. Selbst tagsüber, wenn ich ihn nicht sehen konnte, würde ich nicht die nötige Ruhe finden. Abgesehen davon wollte ich nicht, dass er sah, wie sehr mich das quälte.
    An diesem Morgen verbrachte ich mehr Zeit im Bad als üblich. Ich war froh, allein mit mir und meinen Gedanken zu sein. Beim Verlassen des Bades war mir klar, dass ich für ein paar Stunden aus dem Haus musste. Heute würde es keine »Selbstgespräche« geben. Ich brauchte Zeit, um nachzudenken. Abgesehen davon würde mir ein Spaziergang sicher guttun.
    Ich ging nach unten und schlüpfte in meine Turnschuhe. Da spürte ich, dass Nicholas an meiner Seite war. Während der letzten Tage hatte ich ständig mit ihm gesprochen, hatte ihm gesagt, was ich vorhatte, was ich dachte oder mir wünschte. Seit ich heute Morgen aufgewacht war, hatte ich noch keinen Ton gesagt. Das war ihm gegenüber nicht fair. Er hatte ein Recht zu erfahren, was in mir vorging. Immerhin betraf es ja auch ihn. Abgesehen davon machte er sich
    bestimmt Sorgen und schob meine Schweigsamkeit vielleicht sogar auf die Kopfverletzung. Meinem Kopf ging es gut. Im Augenblick bereitete mir mein Herz mehr Kopfzerbrechen.
    Vor der Tür blieb ich stehen. »Mir ist nicht schwindlig und auch nicht schlecht«, sagte ich in den Flur hinein, »und es tut auch nicht weh.« Zumindest nicht der Kopf. »Ich will nur ein wenig spazieren gehen.« Ein kühler Hauch streifte über meinen Arm, als wolle er sagen »Gehen wir«. Ich schüttelte den Kopf. »Nicholas, ich wäre gerne allein. Ich muss nachdenken.«
    Wieder ein leiser Luftzug, diesmal an meiner Wange. Fragend. Oder bildete ich mir das ein? Wenn er lebendig wäre, müsste ich jetzt nicht raten, was er von mir wollte. Dann könnte ich ihm einfach erklären, was in mir vorging. Er könnte Fragen stellen, ich würde ihm antworten. Wir könnten reden, streiten und uns berühren. Ich wollte es ihm gerne erklären, doch wie konnte ich, wenn ich nicht einmal seine Reaktion sah? Natürlich hätte ich bis zum Abend warten können. Aber ich glaubte nicht, dass ich es so lange aushalten würde. Meine Gefühle zerfraßen mich innerlich. Die Hilflosigkeit, die ich plötzlich empfand - seine und meine -, machte mich wütend, und als ich noch einmal seine nicht greifbare Berührung an meiner Wange spürte, wich ich zurück.
    »Hör auf damit!«, fuhr ich ihn an. Genauer gesagt den leeren Flur vor mir. Doch ich wusste ja, dass er da war. »Was ist so schwer daran zu verstehen, dass ich jetzt allein sein will?« Jetzt war ich wirklich unfair. Ich wusste nicht
    einmal, ob seine Berührung ein Protest dagegen sein sollte dass ich ihn gerade nicht in meiner Nähe haben wollte oder lediglich eine stumme Zustimmung. Vielleicht war es ja auch nur ein Trost oder der Ausdruck seiner eigenen Hilflosigkeit. Die Situation wuchs mir mehr und mehr über den Kopf. Ich wusste nicht, was ich sagen, denken oder wie ich reagieren sollte. Also tat ich das Naheliegendste: Ich ließ meinen Zorn an ihm aus. »Verdammt, du bist tot! Hör endlich auf, dich wie ein lebendes Mitglied dieser Gesellschaft zu verhalten!« Augenblicklich verschwand die Kälte von meiner Wange. Ich konnte förmlich spüren, wie er unter meinen Worten zurückfuhr.
    »Nicholas, es tut mir leid«, sagte ich leise. »Ich wollte nicht... es ist nur ...« Lass es endlich raus! Wenn ich es nicht tat, würde ich platzen. »Ich empfinde mehr für dich, als gut für mich ist. Das macht mir Angst.«
    Das war gesagt. Es gab keine Reaktion auf meine Worte, was entweder daran lag, dass ich ihn nicht sehen konnte oder aber daran, dass ich sofort herumfuhr und aus dem Haus stürmte.
    Mein erster Impuls war, zum Friedhof zu gehen. Wenn es einen ruhigen Ort gab, dann doch wohl den! Ich hatte jedoch Angst, dass er mir folgen würde. Selbst wenn ich seine Nähe vielleicht nicht spürte, weil er genügend Abstand hielt, so wollte ich auch nicht, dass er mich beobachtete. Abgesehen davon brauchte ich jemanden, mit dem ich über mein Problem sprechen konnte. Jemand Lebendigen. Tess!
    Statt also zum Friedhof zu gehen, schwenkte ich nach
    links zum Käfer und fuhr in den Ort. Dort erwartete mich ein ungewöhnlicher Anblick. Die Bibliothek war

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