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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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an und fuhr los. Meine Augen glitten die Straße entlang, suchten überall nach Nicholas. Ich wusste, dass er sich nur in einem begrenzten Umkreis um den Friedhof herum bewegen konnte. Wie groß genau sein Bewegungsradius war, wusste ich jedoch nicht. Erst als Adrian auf die Straße bog, die den Hügel hinaufführte, sank ich erleichtert in den Sitz zurück. Ich konnte es noch immer nicht fassen: Nicholas hatte tatsächlich versucht, mich umzubringen!
    Es war nicht leicht, Adrian davon zu überzeugen, dass ich nicht übergeschnappt war. Natürlich stellte er Fragen. Kein Wunder bei meinem seltsamen Verhalten. Von Nicholas und seinem Angriff auf mich wusste er ja nichts.
    Anfangs war ich versucht, ihm die Wahrheit zu sagen. So aufgewühlt, wie ich war, hätte ich damit lediglich den Eindruck untermauert, durchgedreht zu sein. Vielleicht würde ich ihm später, wenn ich mich wieder etwas gefangen hatte, davon erzählen. Jetzt jedoch rettete ich mich in eine Lüge über einen heftigen Streit mit meiner Mutter. Das leidige Thema Boston. Ich schaffte es, die Sache so darzustellen, als hätte ich das Gespräch mit Mom in dem Augenblick beendet, als er bei meinem Haus ankam. Kein Wunder also, dass ich noch immer so verwirrt gewesen war.
    »Schlimm, wenn ausgerechnet jemand, der einem so nahesteht, nicht begreifen kann, dass man sein eigenes Leben leben muss«, seufzte er, nachdem ich mit meiner Lügengeschichte fertig war. Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. »Kopf hoch, Sam. Das wird schon wieder. Manchmal gibt es eben Dinge, die man tun muss, auch wenn andere es nicht verstehen.«
    Was ich nicht verstand, war Nicholas' Verhalten.
    Den Rest des Weges schwiegen wir. Ich war ihm dankbar, dass er mir keine bohrenden Fragen stellte und auch nicht versuchte mich aufzuheitern. Denn dann wäre ich vermutlich auf der Stelle in Tränen ausgebrochen.
    Adrian stellte den Wagen direkt vor dem Haus ab und öffnete mir die Tür. Das Haus war riesig. Mindestens fünfmal so groß wie mein eigenes. An den Hausecken hingen die Überwachungskameras einer Alarmanlage und in der Nähe des Eingangs entdeckte ich die dazugehörige Warnsirene. Vor Landstreichern musste man sich hier nicht fürchten.
    Als ich ausstieg, nahm Adrian meine Hand und führte mich über die überdachte Veranda zur Tür. Er ignorierte den goldenen Klingelknopf und stieß einen der beiden Türflügel auf. Dahinter eröffnete sich eine große Eingangshalle, erhellt von einem gewaltigen Kronleuchter, der von der hohen Decke hing. Böden und Wände waren mit dunklem Holz getäfelt. Im Zentrum der Halle führte eine breite Treppe nach oben und mündete in den Schatten einer Galerie.
    »Alter englischer Stil«, erklärte Adrian, als er meinen ehrfürchtigen Blick sah. »Der Architekt stammt tatsächlich aus England, genau wie der Geist, den wir extra haben importieren lassen.«
    Ich zuckte zusammen.
    Adrian schüttelte verdrossen den Kopf. Ohne meine
    Hand loszulassen, kam er ein Stück näher. »Sie sind wirklich ganz schön durch den Wind. Ich hoffe, das gibt sich im Laufe des Abends.«
    »Bestimmt.«
    »Haben Sie Hunger?«
    Essen war so ziemlich das Letzte, wonach mir im Moment der Sinn stand. »Sehr«, log ich.
    »Hervorragend. Ich werde uns ein ausgezeichnetes Dinner zaubern.«
    »Sie können kochen?«
    »Nein«, sagte er lachend, »aber ich weiß, wie man das Zeug beim Chinesen bestellen kann. Und - was fast noch wichtiger ist - ich kann auch Weinflaschen öffnen! Kommen Sie.« Noch immer meine Hand haltend, führte er mich in ein Wohnzimmer. Nur dass dieser Raum nichts mit dem in meinem Haus gemein hatte. Das Zimmer erinnerte mich eher an ein Museum voller antiker Möbelstücke und alter Kostbarkeiten als an einen Raum, in dem man sich abends vor dem Fernseher auf die Couch warf und die Füße auf den Tisch legte. So wie der Tisch aussah, war er aus Mahagoni oder Teakholz. Da hätte ich mich nicht einmal getraut, ein Glas drauf abzustellen, von meinen Füßen ganz zu schweigen. Die dunkle Ledercouch wirkte so Ehrfurcht gebietend, dass ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, es mir darauf mit einer Tüte Chips gemütlich zu machen. Die Teppiche sahen ebenso antik und wertvoll aus wie der Rest des Zimmers. Das Auffälligste jedoch war das Gemälde über dem Kamin. Es zeigte Adrian, wie er an eben jenem Kamin lehnte mit einem Glas Brandy in den Händen.
    »Das ist Grandpa«, erklärte er, als er meinen Blick bemerkte.
    »Im Ernst?«
    Er nickte.
    »Jetzt weiß ich,

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