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01 - Der Geist, der mich liebte

01 - Der Geist, der mich liebte

Titel: 01 - Der Geist, der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Logan
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was Sie meinten, als Sie von großer Ähnlichkeit sprachen.« Die beiden waren einander wie aus dem Gesicht geschnitten. War das der Grund, warum Nicholas so ausgerastet war? Weil er tatsächlich dachte, Adrian -junior - sei sein Bruder? Sein Anblick musste Nicholas wirklich erschüttert haben, wenn er dabei sogar vergessen hatte, dass sein Bruder weit über siebzig war.
    Adrian führte mich durch einen Durchgang in ein Esszimmer. Auf der spiegelblank polierten Oberfläche des Tisches lag eine Speisekarte. Das Liefermenü des Green Dragon. Adrian angelte sie vom Tisch und hielt sie mir vor die Nase. »Suchen Sie sich was aus.«
    Ich warf nur einen flüchtigen Blick auf die Karte. »Chop Suey.«
    »Prima. Ich auch.« Er nahm mir die Karte aus der Hand und ging damit zum Telefon, das auf der Anrichte stand. Ein altmodisches Gerät mit Wählscheibe, das aussah, als stammte es direkt aus den Dreißigerjahren. Adrians Blick ruhte kurz auf mir, als wollte er sich vergewissern, dass ich ihm nicht einfach davonlief, dann nahm er den Hörer ab und wählte die Nummer, die auf der Karte stand.
    Während er unsere Bestellung durchgab, streifte ich weiter durch den Raum. Es schien, als wäre die Zeit hier vor Jahrzehnten stehen geblieben. Kein einziges modernes Stück. Alles aus altem dunklem Holz, die Bezüge der Sitzmöbel
    aus Leder, Lampen und Leuchter aus Kristall. Dazu Spitzentischdecken und auf dem Boden teure Teppiche, vermutlich Perser.
    »Schrecklich, oder?« Plötzlich stand Adrian neben mir. »Grandpa liebt Antiquitäten. Mein Geschmack ist das nicht. Ich hätte es lieber hell und gemütlich, weniger wie in einem Museum.«
    »Ist Ihr Großvater nicht da?«
    »Wahrscheinlich ist er oben. Er schläft viel. Vielleicht kommt er später noch runter, dann stelle ich Sie ihm vor. Möchten Sie etwas trinken? Rotwein?«
    »Gerne.«
    »Kommen Sie. Setzen wir uns ins Wohnzimmer.«
    Ich stand ein wenig verloren im Raum, während Adrian in der Küche verschwand. Kurz darauf kam er mit zwei vollen Weingläsern zurück. Eines davon reichte er mir. Er warf einen Blick zur Couch. »Wissen Sie was, ich habe das Ungetüm noch nie leiden können«, sagte er und ließ sich vor der Couch auf dem Teppich nieder. Das Weinglas stellte er vor sich auf den Tisch. Ich setzte mich zu ihm.
    Adrian benahm sich großartig. Den größten Teil der Unterhaltung bestritt er allein, ohne sich ein einziges Mal zu beklagen. Er erzählte viel von New York, vor allem aber sprach er von der Firma und wie sich sein Leben verändert hatte, seit er nach Cedars Creek gekommen war.
    Schon nach dem ersten Schluck Wein stellte ich fest, dass ich den Alkohol heute nicht sehr gut vertrug. Kein Wunder nach der ganzen Aufregung. Mir wurde sofort übel und ein wenig schwindlig, sodass ich lediglich aus
    Höflichkeit hin und wieder zum Glas griff und vorgab daran zu nippen. Die Übelkeit ließ sich jedoch nicht mehr so leicht vertreiben.
    Als dann das Essen kam, nahm Adrian es an der Tür in Empfang. Zu meinem Erstaunen siedelten wir nicht ins Esszimmer um, sondern blieben, wo wir waren. Wir saßen auf dem Boden und aßen mit Stäbchen aus Pappschachteln. Es gefiel mir, dass Adrian trotz der spießigen Umgebung so unkompliziert war. Alles, was ich bisher im Haus gesehen hatte, zeigte deutlich, dass die Crowleys eine Menge Geld hatten. Dennoch benahm sich Adrian nicht anders als jeder meiner Freunde. Er ließ sich den Reichtum seiner Familie weder anmerken noch protzte er mit dem, was er hatte. Stattdessen schwärmte er von der kargen Studentenbude, die er sich in New York mit vier Freunden geteilt hatte.
    Das Chop Suey war gut, trotzdem rührte ich es kaum an. Ich hatte einfach keinen Appetit. Dafür aß Adrian umso mehr. Nachdem er mit seinem Essen fertig war, machte er sich über die Reste meiner Portion her.
    »Trinken Sie wenigstens Ihren Wein.« Er war mit dem Essen fertig und warf die Stäbchen in die leere Pappschachtel. »Der ist wirklich gut. Kaum zu glauben, dass ich den im Superstore aufgetan habe.« Er griff nach meinem Glas und reichte es mir. Dann nahm er sein eigenes, um mit mir anzustoßen. Trotzdem brachte ich es nicht über mich, davon zu trinken. Wieder nippte ich nur kurz daran, ehe ich das Glas auf den Tisch zurückstellte.
    Ich lehnte mit dem Rücken an der Couch und lauschte
    Adrians Erzählungen. Mir war heiß und ich fühlte mich nicht sonderlich gut. Ich hatte schon oft gehört, dass Menschen, die etwas Erschreckendes erlebt hatten, später, wenn

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