Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
die Nase, um den Gestank des Todes nicht atmen zu müssen. Er wurde sichtlich bleich.
    Der Bauer fiel auf die Knie, kraftlos und ohne Lebenswillen. »Herr, sie war doch erst sieben! Ein braves Mädchen, und nie weit vom Haus entfernt. Fafnir hat sie geholt, da die Sonne gerade erst den Horizont berührte!«
    Langsam fing Giselher sich wieder und besann sich seiner Pflichten als Kronprinz. »Ein Kind von fünfen - du kannst dich immer noch als reich beschenkt betrachten. Wäre es nicht der Drache gewesen, vielleicht hätten Krankheit oder Unglück sich das Kind geholt.«
    Es herrschte betroffenes Schweigen. Die Familie, die klagend und hoffend zugleich den Weg zum Hofe angetreten hatte, schien unfähig, dem Prinzen etwas zu entgegnen.
    Direkt hinter Giselher öffnete sich die Tür erneut, und diesmal trat Gundomar selbst heraus. Seine Miene verdüsterte sich, als er die Überreste des Kindes sah. Alle Anwesenden knieten sofort nieder, auch Siegfried und Regin.
    Der König legte Giselher die Hand auf die Schulter, sah dabei aber den Bauern an. »Es tut uns Leid um deine Tochter, guter Mann. Und wir werden tun, was uns gegeben ist, um weitere Not zu verhindern. Während wir hier sprechen, bereiten meine Heerführer einen Schlachtplan vor, dessen Durchführung das Ende des Drachen bringen wird. Bis dahin wird man euch in Worms unterbringen, damit ihr den Rest eurer Familie sicher wisst.«
    Er winkte einem Soldaten, der sofort herbeigeeilt kam. »Du wirst dafür Sorge tragen, dass diese Menschen gut untergebracht werden«, befahl er. »Und das tote Kind bekommt ein Grab in geweihter Erde.« Damit drehte er sich auch schon wieder um und verschwand in der Burg.

    Giselher stand noch einen Moment unschlüssig herum, folgte dann aber seinem Vater. Der Soldat geleitete die Familie, deren Schluchzen durch die Worte des Königs gedämpft war, davon.
    »Ein weiser König«, murmelte Siegfried. »Die Sorge um seine Untertanen zeichnet ihn aus.«
    »Weise ist er«, knurrte Regin. »Er weiß, was ihn vor Zeugen blamieren würde. Ein guter König gibt sich die Blöße der Hartherzigkeit nur hinter verschlossener Tür.«
    »Du meinst, das Leid der Familie schert ihn nicht?«, fragte Siegfried verblüfft.
    »Warum sollte es?« Regin machte sich wieder auf den Weg zum Karren. »Fafnir überzieht das Land mit Schrecken - aber die königliche Familie hockt sicher in ihrer Burg und plant die Hochzeit der Prinzessin.«
    »Aber Gunther sagte doch . . . «, begann Siegfried, während er Regin nachlief.
    » . . . dass sie sich nach Kriemhilds Treffen mit Etzel um Fafnir kümmern werden«, vollendete der Schmied den Satz. »Das Wohl des Hofes kommt vor dem Wohl des Volkes.«
    So hatte Siegfried das noch nie gesehen.
     
    Bei Tag war es wenig gefährlich, durch die Wälder rund um Worms zu reiten. Der Drache Fafnir kam zumeist erst aus dem Versteck, wenn die Nacht hereinbrach.
    Im gleißenden Licht der Mittagssonne wiegten sich sattgrüne Bäume sanft im Wind, Dutzende von Bächen strebten dem Rhein entgegen, sich auf dem Wege immer wieder in kleinen Teichen sammelnd. Helle Findlinge luden zur Rast ein, und Moos federte die Schritte der Pferde.
    »Dieser Schmied Regin meint, Fafnir lebe in einer Höhle«, sagte Gernot und sah seine Schwester an. »Woher kann er das wissen?«

    »Ich weiß es nicht«, antwortete Kriemhild, die auf einem Schimmel saß, der so weiß wie ihr Kleid war. »Ist es von Bedeutung?«
    »Er scheint mir nur etwas seltsam, das ist alles«, fuhr Gernot fort. »Ein Paar wie ihn und Siegfried bekommt man nicht alle Tage zu sehen.«
    Kriemhild mühte sich, unbeteiligt zu wirken. »Sie werden uns bald verlassen, da scheint für weitere Gedanken an die Schmiede kaum Anlass.«
    Gernot wunderte es nicht, dass Kriemhild noch nicht davon gehört hatte. Sie hielt sich gerne vom Hofstaat - und damit auch vom Klatsch - fern. »So bald wohl kaum - Gunther hat sie eingeladen, als Hofschmiede in der Burg Lager und Werkstatt aufzuschlagen.«
    So sehr die Prinzessin sich um Fassung mühte - ihr Pferd spürte die sie beinahe ohnmächtig machende Flamme, die ihr Herz in diesem Augenblick durchzuckte. Es scheute kurz, und Kriemhild zog die Zügel straff an. »Siegfried -Siegfried und Regin bleiben in Burgund?«
    Gernot nickte. »Es scheint, als wolle Vater dafür sorgen, dass wir genug gute Waffen haben, wenn es gegen Fafnir geht.«
    »Nun, das ist sicher vernünftig«, murmelte Kriemhild. »Nicht, dass es von Bedeutung wäre - in der Nähe der

Weitere Kostenlose Bücher