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01 - Der Ring der Nibelungen

01 - Der Ring der Nibelungen

Titel: 01 - Der Ring der Nibelungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er sah seinen König an. »Wir müssen weiter - Siegfried sprach davon, das Gold in der Nähe des toten Drachen entdeckt zu haben.«
    Das Gold zu geben, den Fluch zu nehmen . . .
    Gunther mühte sich voran, und keiner seiner Soldaten wagte es, dem König nicht zu folgen.

    Was uns war, ist wieder unser . . .
    Irgendwann, als er warmes Blut aus seiner Nase laufen spürte, hob Gunther schließlich die Hand. »Halt! Da wir nicht wissen, wo genau Siegfried einst das Gold der Erde entriss, ist dieser Ort so gut wie jeder andere.«
    So guuut wie jeder andere . . .
    Die Soldaten stiegen ab und hoben im weichen Erdreich eine Grube aus. Gunther beobachtete sie dabei, die beruhigende Stimme von Hagen im Ohr: »Kein Sorge, Majestät -bei Tageslicht werden die Männer so wenig wie Kriemhild noch eine Chance haben, diesen düsteren Ort wiederzufinden. Ich jedoch kenne diesen Platz - und sollte es vonnöten sein, führe ich Euch wieder her.«
    Die Beutel mit dem Gold wurden den dankbaren Gäulen vom Rücken gehievt und in das Loch geworfen. Die Erde war dann schnell wieder darauf geschaufelt.
    Das Gold ist unser . . . unser . . . Gold ... unser . . . !
    »Lasst uns zur Burg heimkehren«, befahl Gunther. »Zum Abschied der Prinzessin sollten wir ausgeruht sein - es steht zu befürchten, dass sie kaum mit Freuden unser Reich verlässt.«
    Kaum einer der Soldaten wagte es, zu lachen.
    Vorsichtig tastete die Gruppe zu Pferde sich wieder in die Dunkelheit des Waldes, dem Hof Burgunds entgegen. Der Hufschlag der Pferde war kaum verklungen, da sausten die gierigen Geister der Nibelungen durch Boden, Stein und Wurzelwerk, mit nebligen Fingern die vergrabenen Beutel betatschend. Ihre Gestalten, viele nur ein Hauch, drängten sich zwischen die Münzen, das Metall. Sie badeten im Gold, das endlich wieder ihres war.
    Es ist zurück . . . zurück . . . zurück!
    Die Freude dauerte nur wenige Augenblicke. Jedem einzelnen Nibelungen, und auch allen, war das Wissen um das Gold gegeben. Jede Unze, jede Prägung, jede feine Form war Teil ihres Wesens, und nur in seiner Vollständigkeit war der Schatz das Herz ihrer Gemeinschaft.
    Und vollständig war der Schatz nicht! Es fehlten viele Goldmünzen, die umgeprägt die Schwerter für den Krieg gegen Hjalmar entlohnt hatten. Barren, mit denen aus den umliegenden Reichen Getreide für die Burgunder gekauft worden war. Und schließlich, und am schrecklichsten ...
    Der Ring . . . der Ring . . . der Ring!
    Die Wut über diese halbherzige Wiedergutmachung wog schwerer als das Entzücken über das, was Gunther und seine Mannen herbeigeschleppt hatten.
    Alberichs Stimme war die lauteste, und selbst Regins kehliges Flüstern war diesmal in den Wipfeln des Waldes zu hören.
    Kein Ring . . . kein Ende . . . mehr Blut . . . 
     
    »Ich gebe mir die Schuld«, sagte Gunther, während er in ein Stück Brot biss, »das Gefühl, in den eigenen Mauern sicher zu sein, hat mich nachlässig gemacht. Ich hätte mehr Soldaten postieren sollen, um das Gold zu bewachen. Aber sei versichert - meine Soldaten sind bereits unterwegs, um die Diebe zu stellen.«
    Kriemhild aß mit gutem Appetit und trank viel Milch zwischen den Bissen. »Ich sagte dir, es ist die Worte nicht wert. Ob Gold oder nicht - Xanten wird mich als Siegfrieds Frau und als legitime Königin des Reiches empfangen.«
    »Gut so«, zischte Hagen, den Gunther seit seinem Tod nicht mehr hatte essen sehen. »Soll sie von dannen ziehen. Kaum sind ihre Boote außer Sicht, wird sich die Schatzkammer von Burgund wie von Magie wieder füllen.«

    »Sprich nicht von Magie«, knurrte Gunther.
    »Wer sprach davon?«, wollte Gernot wissen, der mit seinen Geschwistern am Tisch saß, ohne dass er familiäre Freundlichkeit verspürte.
    »Niemand«, murmelte Gunther und wischte sich über die Stirn. »Es ... ist nichts.«
    Gernot und Kriemhild tauschten einen fragenden Blick.
    »Und du bist sicher, dass keine Ratgeber des Hofes dir zur Seite stehen sollen, um Xanten und auch Dänemark zu neuer Blüte zu führen?«
    »Ich vertraue auf die Männer, die seit Jahren die Verwaltung leiten«, sagte Kriemhild, und jede respektvolle Antwort schnitt ihr wie Klingen in die Zunge. Sie sah nicht mehr ihren Bruder, wenn sie den König anschaute. Da war nur noch ein Biest, wild und gefährlich, mit Blut auf Zähnen und Klauen. Ein Biest, dem der Tod eine Erlösung war, die ganz in ihrem Interesse stand.
    »Wir brauchen ihr Vertrauen, ihr Eis muss schmelzen beim Gedanken an unsere

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