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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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erwiderte ich spontan. „Wir helfen ihnen und sie uns. Das ist Nächstenliebe.“
    Mama Ngozi, anderthalb Köpfe kleiner als ich, wedelte energisch mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger vor meinem Gesicht. „Es geht um Geld, Tochter Choga. Schwester Ada hat es soeben selbst gesagt.“
    „Unsere Choga ist eine Heilerin!“, protestierte Mama Bisi energisch. „Was du sagst, Schwester, ist unglaublich. Selbst, wenn es Muslime sind ... was ist daran so schlimm? Sie glauben doch auch an Gott, oder nicht?“
    Mama Ngozi starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an. „In Kaduna haben Muslime in letzter Zeit viele Christen ermordet.“ Kaduna liegt zwei Autostunden entfernt.
    Jetzt machte sich Unruhe breit. Mama Adas kräftige Stimme übertönte alle:
    „Wer behauptet so etwas?“
    „Ich war gestern in Jeba bei meinen Töchtern“, begann Mama Ngozi. „Meine Älteste hat einen Fernseher. Sie hat es selbst gesehen. Die Muslime wollen die Gesetze ändern. Wer stiehlt, dem soll die Hand abgeschlagen werden.
    Ehebrecherinnen wollen sie steinigen!“, rief Ngozi empört in die Runde. „Für solche Leute ist bei uns kein Platz. Die sollen wieder nach Kano gehen.“ Sie meinte die Millionenstadt weit oben im Norden des Landes, traditionell der Hauptsitz der Muslime.
    Ich fragte nun Efe, die schließlich einmal in Kaduna gelebt hatte: „Hast du jemals von solchen Dingen gehört?“
    Meine Schwester schüttelte den Kopf. „Ich lebte mit meinen Mitfrauen in Papa Sundays Harem ...“ Mit anderen Worten:
    Sie hätte hinter den hohen Mauern ohnehin davon nichts mitbekommen. Auch für mich selbst waren Ngozis Nachrichten neu. Schon in Lagos hatte ich nie ferngesehen und Zeitungen hatten wir auch keine; auf der Farm gab es nicht mal Strom. Uns fehlte das Geld, die von einem Sturm zerstörte Leitung zu reparieren. Ebenso erging es uns mit dem Telefon. Zwar stand der Apparat in der alten Bibliothek, doch der Anschluss war mausetot.
    „Ist denn in Jeba jemand wegen seines Glaubens angegriffen worden?“, erkundigte sich nun Mama Ada. Glücklicherweise räumte Mama Ngozi ein, dass dem nicht so war. In ihrer ruhigen Art setzte Ada nach: „Nennt sich die Gegend, in der wir leben, nicht die Heimat des Friedens? Seht ihr? Jene Menschen, vor denen Schwester Ngozi uns warnt, sind Radikale.“
    Ich hatte mich nie mit der wechselhaften Politik meiner Heimat Nigeria beschäftigt. Doch selbst ich wusste, dass es in den letzten Jahrzehnten immer wieder brutale Auseinandersetzungen gegeben hatte. Wer wen bekriegte, ob es um Macht oder Religion ging - mein Leben hatte mir bisher wenig Gelegenheit gegeben, mich dafür zu interessieren.
    Nun fuhr Mama Ada fort: „Diese Menschen werden den Weg nicht zu uns finden. Wir danken Ngozi dennoch, dass sie ihre Bedenken vorgetragen hat.“
    Sie wendete sich uns allen zu. „Hat sonst noch jemand Einwände gegen das Heilhaus?“
    Efe hob schüchtern die Hand. „Ich wollte etwas anderes fragen.“ Sie räusperte sich. „Es ist viel von Geld geredet worden. Steht es denn wirklich so schlimm um uns?“
    „Wir erwirtschaften bislang genug, um uns selbst zu ernähren“, antwortete Mama Ngozi. Und gab zu bedenken: „Doch die Kooperative verlangt hohe Zinsen für den Kredit, den sie uns gegeben hat. Wenn eine Ernte schlecht ausfällt, dann haben wir ein Problem.“

    „Nicht nur Joshua kann jetzt schnitzen. Auch Lape.“ Efe deutete auf eine junge Frau meines Alters, mit der sie seit einigen Monaten ein Zimmer im ersten Stock teilte. „Wir haben
    einige Schnitzereien fertig. Ich wollte fragen, ob Lape und ich auf den Markt gehen dürfen, um sie zu verkaufen.“ Sie lächelte verlegen. „Ich weiß nicht, ob das viel Geld einbringen wird. Aber wir könnten auch Gemüse und Kräuter mitnehmen.“ Meine Schwester blickte mich an. „Deine Tomaten, Choga. Viele sind fast reif.“ Die Tomaten, das „Hobby“ meiner Jugend, lagen mir sehr am Herzen.
    Normalerweise oblag es Mama Ngozi, zum Markt zu gehen, wo sie sich den Händlerinnen der Kooperative anschloss. Folglich musste sie auf Efes Vorschlag antworten: „Wenn ihr vor allem Schnitzereien verkauft, so könnt ihr das gerne tun. Bei größeren Mengen Gemüse müsste ich mich mit jenen beraten, denen wir Geld schulden.“ Unsere Kreditgeberinnen wollten schließlich nicht um ihre Zinsen betrogen werden.
    Als sich Mama Bisi am Abend ihren Abführtee bei mir abholte - es war diesmal der richtige -, sagte sie: „Meine Kleine, ich glaube, wir stehen vor einem

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