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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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wendeten die Köpfe in meine Richtung, die Ohren angelegt, die Zähne gefletscht, die Mäuler blutverschmiert. Zwischen ihnen lagen Leichen, Fetzen von rot gemusterten Tüchern waren überall verteilt.
    Entsetzt wich ich zurück. Instinktiv blickte ich mich um. War jemand in der Nähe? Jetzt erst entdeckte ich die Schleifspuren. Auf dem ockerfarbenen Boden und an den Halmen der Gräser klebte Blut. Die Hunde hatten ihre Opfer an den geschützten Ort gezerrt. Allmählich konnte ich klarer denken: Der erste Blick auf das Massaker hatte mir mehr als einen Körper gezeigt. Konnte es sein, dass diese Tiere derart ausgehungert waren, dass sie sich an eine ganze Gruppe Menschen herangewagt hatten? Von so etwas hatte ich noch nie gehört!
    Mein Herz raste, dennoch ging ich an den Rand der Senke zurück. Es waren drei Frauen, entsetzlich zugerichtet. Am Hals einer der Toten klaffte eine lange glatte Wunde, wie sie kein Tier reißen kann, sondern nur ein scharfes Messer.
    Ich konnte den Blick nicht vom Gesicht dieser Frau abwenden. Tagelang hatte ich sie gepflegt und vor ein paar Stunden erst verabschiedet.
    „Du solltest trotzdem wachsam sein, Heilerin!“, hatte sie mich gewarnt, bevor sie mit ihren Mitfrauen aufgebrochen war.
    Ich zog mich langsam zurück. Der Schock ließ mich davongehen wie eine Marionette, die nichts empfinden kann.
    „Corn, komm“, sagte ich und marschierte los. Erst nach ein paar Schritten bemerkte ich, dass mir der Hund nicht folgte, und realisierte, dass ich Hope mit dem Namen meines treuen, schon vor Jahren gestorbenen Corn angesprochen hatte.
    „Hope!“, rief ich nun, „bitte komm!“ Sie sprang erleichtert auf mich zu und ich umarmte sie. Der arme Hund wusste wohl nicht, wie ihm geschah, als ich meinen Kopf an sein Fell drückte und zu weinen begann. Hope leckte mir das Gesicht. In meinem Kopf wirbelten Fragen durcheinander, von denen ich wusste, dass mir niemand eine Antwort darauf geben würde. Wut und Ohnmacht rangen miteinander und wurden besiegt von der sich jäh meldenden Angst.
    Hielten sich die Verbrecher, die drei harmlose Frauen ermordet hatten, etwa noch in der Nähe auf? Auf Hopes Reaktion
    konnte ich wenig geben, sie war ohnehin völlig verängstigt. Der letzte Schein der Sonne, meiner Beschützerin, war verglommen. Die Dunkelheit begann ihr Tuch über das Land zu werfen, das ich so liebte und dessen Bewohner mich immer wieder vor Rätsel stellten, die ich nicht verstand.
    Ich lauschte in die beginnende Nacht hinein und hörte nur das Zirpen der Grillen und den Wind, der mit dem Laub der zu dunklen Schattengespenstern verzerrten Büsche spielte. Wohin sollte ich gehen? Zurück? Ohne Medizin?
    Ohne rettende Hilfe für Tanisha? Tiefer hinein in die Nacht? Ich dachte an Magdalena und Ngozi, die irgendwo weiter nördlich unterwegs waren. Dort, wo die Menschen in Panik vor jenem Grauen flohen, über das ich gestolpert war.
    Es war sinnlos, an meiner Aufgabe zu verzweifeln. Ich musste weiter.
    Glücklicherweise konnte ich mich auch diesmal auf meinen Orientierungssinn verlassen und fürchtete eines gewiss nicht: mich zu verlaufen. Vor unliebsamen Begegnungen würde Hope mich warnen. Doch meistern müsste ich sie dann allein ...
    Meine Wanderung gab mir Gelegenheit, über die Vorkommnisse der vergangenen vier Tage nachzudenken. Ich sah mich auf der Veranda den vier Ältesten unserer Gemeinschaft gegenüberstehen und verkünden, dass ich fortgehen wollte. Wie dumm ich doch gewesen war! Welcher Hochmut aus mir gesprochen hatte! Das Schicksal der drei heimtückisch erschlagenen Frauen machte es mir jetzt deutlich. Meinen eigenen Sohn hatte ich in diesen unsicheren Zeiten einer Reise quer durch das ganze Land aussetzen wollen.
    Und nun lief ich mit bangem Herzen durch die Nacht.
    Eines von Mama Adas Sprichwörtern fiel mir ein: Ein Fisch im Brunnen wird niemals ein Fisch im Meer sein können. Wie wahr! Ich gehörte dorthin, wo ich leisten konnte, was meine Kräfte ermöglichten.
    Hope und ich kehrten nach langen Stunden zurück, mein Beutel war gefüllt mit den süßlich duftenden Blüten des Nachtbaums. Wir mussten in der Dunkelheit lange suchen, bis wir
    jene noch offene rückwärtige Stelle in der Mauer fanden, durch die wir in den
    Compound gelangen konnten. Ich lief direkt zum Farmhaus, um Tanisha die Knospen zu bringen.
    Die alte Bibliothek war voller Menschen. Mama Bisi, Mama Ada und Mama Ngozi waren dort, und ich dachte im ersten Moment: Gott sei Dank, Magdalena und Ngozi sind

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