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01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen

Titel: 01 - Die verbotene Oase - Mein neues Leben im Harem der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Choga Regina Egbeme
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wurde.
    Eine riesige Menschenmenge bewegte sich in gemächlichem Tempo Richtung Süden. Aus der Distanz wirkte der Anblick friedlich wie eine Ameisenstraße.
    Wir lagen weit abseits dieses Stroms...
    Meine Gefährtinnen hatten Wochen zuvor ausgerechnet auf der Jeba zugewandten Seite mit dem Mauerbau begonnen. Als ich nun zurückkehrte, konnte ich durch die leichte Steigung nicht die Häuser unseres
    Compound erkennen, sondern nur die Mauer. Sie strahlte ein trügerisches Gefühl von Sicherheit aus. Während unten im Ort unzählige Menschen die Hölle auf Erden erleben mochten. Viele hätten sicher Hilfe nötig, meine Hilfe.
    Ob sie den Weg zu mir finden könnten? Ich hoffte inständig, dass der Hass die Rasenden nicht dazu brachte, auch noch das Krankenhaus zu zerstören ...
    „Wo kommst du denn her?“, fragte mich Mama Ada. Sie zimmerte ein solides Hoftor. Als ich gegangen war, hatte sie wahrscheinlich gerade Holz geholt. Ich berichtete ihr, was ich wusste. „Du musst es den anderen sagen“, meinte meine Patentante. „Wir müssen uns darauf einrichten, dass Menschen zu uns kommen, die Unterschlupf suchen, Choga.“
    Ich fand alle meine Gefährtinnen an einem Abschnitt der Mauer vor. Sie hatten eine Kette gebildet und reichten sich gegenseitig Steine an. Der entstandene Wall wirkte solide; sie hatten von Musas Bauarbeitern einiges gelernt. Sollte ich wirklich tun, was Ada mir aufgetragen hatte? Ich entschied mich dagegen.
    Meine Gefährtinnen gaben ohnehin ihr Bestes. Wenn ich ihnen die Hiobsbotschaft überbrachte, würde sie alle nur eine lähmende Angst überkommen. Ich fand es besser, für sie gemeinsam mit Efe eine stärkende Mahlzeit zu kochen.
    Efe stürzte mir bereits im Hof entgegen. „Tanishas Fieber steigt immer weiter!“, rief sie mir zu. „Wir geben ihr stündlich die Blutbaumknospen, doch sie helfen nicht.“
    Als ich in ihr Zimmer kam, hatte Tanisha bereits begonnen zu phantasieren.
    Wir verabreichten ihr zwar die immer vorrätigen getrockneten Blätter des Garnbaums, allerdings greifen die, über einen längeren Zeitraum eingenommen, die Nerven an. Die Behandlung von Kindbettfieber mit Mitteln aus der Natur musste sofort beginnen. Wenn es mir nicht gelang, innerhalb der nächsten 24 Stunden die richtige Medizin zu finden, die die Bakterien abtötete, würde Tanisha sterben.
    Die Arznei, auf die ich setzte, waren die Blüten des Nachtbaums. Sie springen erst nach Sonnenuntergang auf und müssen roh gegessen werden. Die nächstgelegenen Bäume, von denen ich wusste, waren in meinem Tempo etwa eine Stunde entfernt am Rand eines kleinen Hains, von dem die Menschen sich erzählten, dass dort Geister wohnten. So hatte ich es als Kind schon gehört und mich unbewusst wohl niemals von diesen Schauermärchen befreit.
    In der alten Bibliothek herrschte helle Aufregung; Mama Bisi trug die kleine Faraa auf dem Arm. Überraschenderweise war auch Mama Ada gekommen, die ich zuvor noch am Tor gesehen hatte. Ich begriff den Grund für ihre Anwesenheit sehr schnell. Tanisha redete ununterbrochen. Sie sprach Haussa, wenn auch sehr undeutlich.
    Ada hörte aufmerksam zu, dann blickte sie uns besorgt an: „Ich habe mir so etwas fast schon gedacht“, flüsterte sie. „Sie soll ausgepeitscht werden.“ Mit einer Sanftheit, die gar nicht zu ihr passte, strich Ada mit ihrer großen Hand der Fiebernden übers Haar. „Ihr drohen 180 Schläge mit dem Stock. Es ist unfassbar.“
    Im ersten Moment war niemand von uns zu einer Reaktion fähig. „Wie viel?“, fragte Mama Bisi. „180 Schläge? Hast du das richtig verstanden, Schwester?“
    „Das überlebt ja kein Mensch!“, stieß Efe hervor.
    Ich sagte nicht, welche Bilder meine Phantasie zeichnete: geplatzte Gefäße, gerissene Sehnen und Muskeln, möglicherweise Brüche. Wie groß war Tanishas Verbrechen, dass eine solch unvorstellbare Misshandlung angemessen sein konnte?
    Ada fasste ihre Erkenntnisse in einem Satz zusammen: „Sie wurde schwanger, obwohl sie nicht verheiratet ist.“
    „Das ist alles?“, empörte sich Efe.
    Mama Ada nickte bedächtig. „Musa hat gesagt, dass seine Schwester aus Kaduna geflohen ist. Dort haben sie vor ein paar Monaten die Scharia eingeführt. Das heißt, islamisches Recht wird über die Gesetze des Landes gestellt. Es ist lange
    her, dass ich mich mit den Regeln des Korans beschäftigt habe, über 40
    Jahre“, meinte Mama Ada. „Aber daran wird sich nichts geändert haben: Frauen haben kaum Rechte.“
    Ganz leise sagte Efe nun:

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