01 - Ekstase der Liebe
zwei Wochen später heirateten wir zur großen
Freude ihrer Familie. Aber wissen Sie, warum sie sich so freuten?«
Charlotte
schüttelte den Kopf.
»Weil.
kein anderer in Rom sie geheiratet hätte.« Charlotte sah ihn verwirrt an, also
lächelte Alex ihr zu, ein schiefes, verächtliches Lächeln. »Sie hatte mit einer
ganzen Reihe von Gentlemen geschlafen, die auf meiner Hochzeit tanzten,
verstehen Sie.«Charlotte bekam große Augen. Alex zuckte die Achseln. »Was für
ein Narr war ich doch.«
»Das
tut mir Leid«, sagte Charlotte lahm.
»Im
Jahr darauf habe ich viel über die Liebe auf den ersten Blick nachgedacht.
Unser Zusammenleben war die Hölle. Sie liebte mich nicht und ich fand innerhalb
einer Woche heraus, dass ich sie auch nicht liebte. Ich glaube, dass Liebe
etwas ist, das auf Vertrauen basiert - und Vertrauen entsteht erst mit
der Zeit. Verstehen Sie, was ich meine?«
Charlotte
nickte. Es fiel ihr schwer, den wilden Ausdruck in Alex' schwarzen Augen, wenn
er über die Untreue seiner Frau sprach, mit ihrer fixen Idee in Einklang zu bringen,
dass er selbst untreu sein würde, sobald sie verheiratet waren.
»Meinen
Sie«, sagte sie beinahe flüsternd, »dass Vertrauen auch bedeutet, dass man ...
dass man nach der Hochzeit nicht mit anderen Leuten zusammen ist?«
Alex
konnte kaum ein Lächeln unterdrücken. Also hatte Charlotte an Ehebruch gedacht,
als sie über die Ehen der Londoner Gesellschaft sprach! Vielleicht riskierte
ihr Vater schon einmal einen Blick.
»Ich
glaube, dass die Treue zwischen Mann und Frau die einzige Grundlage für die Ehe
ist«, sagte er fest. Er nahm ihre Hand und fing an, ihre Handfläche zu
massieren. »Ich würde Sie niemals betrügen.« Er führte ihre Hand an seine
Lippen. »Tatsächlich glaube ich nicht, dass ich genug Energie für jemand
anderen übrig hätte.« Alex beugte sich vor, so dass sie seinen Atem warm an
ihrer Wange spürte.
Charlotte
zog sich wieder zurück. »Sie haben mir gesagt, dass Sie ein Kindermädchen
suchen«, meinte sie schwach. Warum erschienen ihre Gründe ihr auf einmal so
unsinnig? Sie kam sich dumm vor.
Alex
zog sie einfach wieder an sich und hob ihr Kinn. »Glauben Sie wirklich, dass
ich das mit einem Kindermädchen machen möchte?« Seine Stimme war seltsam rau,
dachte Charlotte. Sie schluckte und schüttelte den Kopf wie ein hypnotisiertes
Kaninchen.
»Oder
das?« Er neigte den Kopf und fuhr mit den Lippen über ihre. Seine Lippen
liebkosten sie langsam, verlockend, bittend ... Charlotte fing an zu zittern.
»Wollten
Sie irgendetwas sagen, Charlotte?«, fragte Alex etwas unsicher. »Ich möchte Sie
nicht zum Schweigen bringen.« Er hat einen süßen Atem, dachte Charlotte.
»Sind
Sie sicher, dass Sie sich nicht daran erinnern, mir begegnet zu sein?«, stieß
sie hervor, bevor sie keinen einzigen vernünftigen Gedanken mehr fassen konnte.
Alex zog sich etwas zurück und sah sie an.
»Liebling,
ich bin dir noch nie begegnet.« Sein Mund senkte sich wieder auf ihren. »Wie
könnte ich diese liebliche Stirn vergessen? Oder deine Augenbrauen?« Er
unterstrich jeden Satz mit einem Kuss. »Oder«, seine Stimme wurde samtweich,
»deine Wimpern? Sie sind so tintenschwarz an deiner Wange.. Oder deine kleine,
widerspenstige Nase?«
Verzweifelt
riss sich Charlotte los. »Sind Sie sich absolut sicher?«
Alex
begriff schließlich, dass die Frage für sie wirklich wichtig war. Ei sah ihr
forschend in die Augen. »Ich bin mir ziemlich sicher«, bestätigte er. »Ich
hätte dich nicht vergessen. Als ich dich auf dem Ball zum ersten Mal gesehen
habe, wusste ich ...«, er unterbrach sich. Aber Charlotte ahnte den Rest: Er
hatte gewusst, dass er sie wollte. Er erinnerte sich nur nicht daran, dass er
sie bereits gehabt hatte. Eine Träne lief ihr über die Wange.
Alex
wischte sie sanft fort. »Ist es so wichtig, Charlotte? Wirklich? Gehört es
nicht einfach zu dem Mythos von der Liebe auf den ersten Blick? Warum tun wir
nicht einfach so, als wären wir uns vor dem Ball nie begegnet, und zur Hölle
mit der Vergangenheit?«
0 Gott,
dachte Charlotte verzweifelt. Eine weitere Träne folgte der ersten.
Alex
zog die Augenbrauen zusammen. Was ging hier vor? Warum war es wichtig, wann sie
sich begegnet waren? Er durchforschte sein Gedächtnis noch einmal ... aber er
wusste, dass es keinen Sinn hatte. Bevor er nach Italien gegangen war, hatte er
erst sieben oder acht Bälle der Londoner Gesellschaft besucht. Und Charlotte
hatte erst in jenem Jahr debütiert.
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