01 - Ekstase der Liebe
geschehen war. Charlotte
hatte mit Patrick geschlafen und infolge der unglückseligen Tatsache, dass
Patrick nicht in England war, als sie sich kennen gelernt hatte, glaubte sie,
ihre Jungfräulichkeit an ihn verloren zu haben. Alex schluckte schwer. Er und
Patrick hatten in der Vergangenheit Frauen geteilt ... aber nie eine Ehefrau.
Es war hart, dem ins Auge zu sehen. Und dennoch, wenn man schon unter diesen
Umständen heiratete, war es nicht besser, dass der andere Mann wenigstens der
Zwillingsbruder gewesen war?
In den
letzten Tagen vor Charlottes Ankunft dachte er darüber nach. Er beruhigte sich,
indem er in nebeligen schottischen Flüssen Forellen angelte, die niemand essen
wollte. Also warf er sie wieder hinein. Er verbrachte Stunden damit, in das
graugrüne Wasser zu starren, das sich im Kielwasser seiner Angelschnur
kräuselte.
Am
meisten überraschte ihn, wie sehr er Pippa vermisste. Monatelang war er der
wichtigste Mensch in ihrem Leben gewesen -und dann, aus einem Wutanfall
heraus, war er einfach weggefahren und hatte sie in einer Kutsche mit einem
Kindermädchen und einer Stiefmutter zurückgelassen, die sie kaum kannte. Und er
vermisste sie, vermisste sie schmerzlich mit jeder Faser seines Herzens. Er
wachte mitten in der Nacht auf und fragte sich, wie sie einschlafen konnte,
ohne dass er die Locke an ihrer Stirn zwirbelte und ihr süße Träume wünschte.
Dieser Schmerz um Pippa sagte ihm, dass sein Plan, Charlotte in Schottland zu
begraben, nicht sehr gut war. Außer er begrub sich gleich mit.
Nein,
dachte Alex grimmig, er würde seine Frau annehmen. Er würde sie nach London
zurückbringen. jetzt, da er seine rosaroten Illusionen über die große Liebe zu
seiner Frau aufgegeben hatte, konnten sie sehr gut miteinander auskommen. Sie
würden natürlich miteinander schlafen müssen, weil er einen Erben brauchte.
(Dass er die Notwendigkeit, einen Erben zu zeugen, als Vorwand benutzte, da
Patrick mit großer Wahrscheinlichkeit Kinder haben würde, blieb seinem
Bewusstsein nur halb verborgen.)
Er riss
gereizt an der Angelschnur. Wo zum Teufel steckte Charlotte? In den letzten
zwei Nächten hatten ihn die beunruhigenden Geschichten von Räubern, die an der
schottischen Grenze lauerten und darauf warteten, sich auf ahnungslose
englische Reisende zu stürzen, gequält. 0 Gott, warum nur war er ein so
hitzköpfiges, arrogantes Scheusal gewesen? Was, wenn Charlotte und Pippa
ausgeraubt, gegen Lösegeld festgehalten wurden - oder noch Schlimmeres?
Während Charlottes Kutsche zwei Stunden vor Alex' Landsitz anhielt und die
Insassen über eine blumenbedeckte Wiese schlenderten, um gemütlich zu Mittag zu
essen, quälte Alex sich mit Bildern von einem weit grausameren Schicksal.
Als die
zwei durch die lange Reise verschmutzten Kutschen schließlich durch das riesige
Tor rollten, das den Eingang zum Hof bildete, erhaschte Alex durch das Fenster
seines Arbeitszimmers einen Blick auf sie und konnte sich nur schwer davon
abhalten, die Treppe hinunterzustürzen, um seine Frau und sein Kind in die Arme
zu schließen. Stattdessen blieb er am Fenster stehen und lehnte sich steif an
das Fensterbrett. Dort unten stieg seine Frau behände aus der dritten, ziemlich
schäbigen Kutsche der Dienstboten. Dann öffnete sich die zweite Kutsche und
Pippa, die sofort zu Charlotte hinüberlief und ihr die Ärmchen
entgegenstreckte, stolperte hinaus. Alex konnte nicht wissen, dass es nur in
den letzten zwei Stunden so gewesen war, dass Charlotte ansonsten in Pippas
Kutsche gereist war. In der letzten Stunde hatte Pippa ihr Kindermädchen mit
lauten Rufen nach ihrer Mutter gequält. Er sah, wie Charlotte Pippa lachend auf
den Arm nahm und wie diese ihre kleinen Arme um Charlottes Hals schlang und
sich an sie schmiegte. Das war es doch, was er gewollt hatte, oder nicht?
Es war
an der Zeit, sie willkommen zu heißen. Alex stieg die Wendeltreppe aus seinem
Arbeitszimmer hinab und sammelte innerlich seine Kräfte. Er hatte in den
vergangenen Wochen vergessen, wie sehr ihn Charlottes Schönheit berührte.
Allein beim Anblick ihres festen Gesäßes, als sie sich vorbeugte, um Pippa
hochzunehmen, durchzuckte Lust seine Lenden. Nun ja, umso besser, redete er
sich ein und ging langsam zur Eingangstür. Sie war schließlich seine Frau.
Vielleicht konnte er sie so beschäftigen, dass sie keine Zeit hatte, zu anderen
Männern zu streunen.
Er
betrat den Hof Dienstboten strömten aus der Tür und stellten sich zur
offiziellen Begrüßung der
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