01 - Ekstase der Liebe
Paris
abzuholen, lächerlich war.
»Ja.
Lord Breksby hat mir vor etwa zwei Wochen die Nachricht zukommen lassen, dass
ich mir keine Sorgen machen solle und dass die Mission länger dauere als
geplant. Er klang sehr ... nett. Das Schlimmste daran ist, dass ich den starken
Eindruck hatte, dass er glaubte, dass Alex die Mission wegen des Durcheinanders
hier unnötig in die Länge zieht.«
»Das
bezweifle ich«, erwiderte Sophie. »Erstens, wie sollte Alex davon wissen?«
»ich
weiß es nicht, ich weiß es nicht. Aber ich denke immer wieder, dass diese
Männer im Außenministerium, obwohl sie mir nicht genau sagen, wo er ist,
wahrscheinlich seinen Aufenthaltsort kennen. Und was würde sie davon abhalten,
ihm ein Exemplar dieses schrecklichen Artikels im Tatler zu schicken.«
Es
herrschte einen Augenblick lang Stille. »Das wäre dumm«, gab Sophie zu. »Weißt
du, wohin Alex' Bruder gegangen ist?
»Nein.
Er hat nur gesagt, er wolle in Leicestershire auf die Jagd gehen«, erwiderte Charlotte.
»Aber was könnte er schon tun, wenn er hier wäre? Ich möchte ihn nicht
wiedersehen! Im Tatler klang es, als habe er die Nacht in unserem Haus
verbracht, während er doch höchstens eine Stunde da war! 0 Gott ...« Tränen
strömten über ihr Gesicht.
Charlotte
hatte so lange ein heiteres Äußeres zur Schau gestellt, dass es eine große
Erleichterung für sie war, Sophie zu sehen. Beispielsweise war ihr nur allzu
deutlich bewusst, dass keiner der Nachbarn sie besucht hatte, wie es üblich
gewesen wäre. Sie müssen mich für schamlos halten, dachte sie elend. Instinktiv
legte sie ihre Hände auf ihren wachsenden Bauch.
Sophie
schaltete sich ein. »Du hast wahrscheinlich Recht; Lord Foakes würde alles nur
noch schlimmer machen.« Sie beschloss, das Thema zu wechseln. »Ich muss sagen,
dass man dir das Kind kaum ansieht«, sagte Sophie. »Bist du sicher, dass du
schon im achten Monat bist?«
»Ich
war bei einem Arzt und er glaubt es. Meine Mutter hat gesagt, dass sich auch
ihre Schwangerschaften erst am Ende zeigten.«
Gott
sei Dank, dachte Sophie, hat Maman keine Ahnung von Charlottes
Schwangerschaft. Das wäre der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brächte.
Sophie konnte sich den Skandal, den Charlottes gerundeter Bauch erregen würde,
genau vorstellen.
»Vielleicht
solltest du einen Brief schreiben, in dem du Alex von der Schwangerschaft
unterrichtest, und ihn ihm unter dem Schutz des Außenministeriums schicken«,
schlug Sophie vor.
»Daran
habe ich auch schon gedacht«, antwortete Charlotte. »Aber was, wenn Alex
vorhat, überhaupt nicht zurückzukommen? Er hat mir einmal erzählt, dass er kurz
davor war, seine erste Frau für immer zu verlassen, als sie die Annullierung
vorschlug. Er wollte in die Armee eintreten oder etwas Ähnliches. Ich habe
Angst, dass ihm jemand erzählt hat, wie schockierend ich bin, und er sich
einfach entschieden hat, in Italien zu bleiben.«
Sie
schluchzte jetzt heftig und verbarg ihr Gesicht in einem Sofakissen. Sophie
rutschte zu ihr hinüber und streichelte Charlottes bebende Schultern. Sie
wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Ich
habe Angst, dass er mich nicht genug liebt, Sophie. Er vertraut mir nicht und
jetzt wird er es niemals tun«, sagte Charlotte mit erstickter Stimme. »Und ich
liebe ihn so sehr! Ich glaube nicht, dass ich ohne ihn leben kann.«
»Schh«,
meinte Sophie, »schh. Du musst nicht ohne ihn leben. Ich glaube, du misst Alex'
Abwesenheit eine zu große Bedeutung bei. Wahrscheinlich sitzt er just in diesem
Augenblick in einer italienischen Taverna und amüsiert sich großartig
und hat kein Wort über den Artikel im Tatler gehört.«
»Aber
wie kann er sich amüsieren?«, schluchzte Charlotte. »Ich vermisse ihn so sehr;
ich träume jede Nacht von ihm. Es tut so weh!«
»Männer
sind anders«, gab Sophie zurück. »Das kannst du ganz leicht erkennen,
Charlotte. Frauen mögen einen Mann lieben, aber Männer lieben einfach die
Person, die sie vor sich haben. Das alte Sprichwort, dass die Liebe mit der
Entfernung wächst, gilt nicht für Männer. Sie sind wie Kinder mit Spielzeug:
Sie gehen zum nächsten glänzenden Objekt, wenn du ihnen das alte aus den Händen
nimmst.«
Charlotte
richtete sich auf. »Du bist so verbittert, Sophie«, sagte sie. »Warum bist du
so verbittert?«
»Mein
Vater«, erwiderte Sophie kurz.
»Oh«,
meinte Charlotte unglücklich. Alles in ihr sträubte sich gegen die Vorstellung,
dass Alex, ihr lieber, geliebter Alex, wie Sophies Vater
Weitere Kostenlose Bücher