01 - Ekstase der Liebe
war. Aber wenn Alex
dem Marquis nicht ähnelte, wo war er dann? Vier, nein fünf Monate waren
vergangen und während sie jeden Tag zählte, als wäre es ein Jahr, vergnügte
sich Alex offensichtlich in Italien und dachte vielleicht nicht einmal an die
Frau, die er zu Hause zurückgelassen hatte.
Als
Charlotte herauszufinden versuchte, was er für sie empfand, konnte sie nur an
seinen düsteren Zorn in Bournemouth denken, als er glaubte, sie habe ihn
betrogen. Sie schob das er schreckende Bild beiseite. Er hatte es versprochen,
er hatte versprochen, ihr zu vertrauen. Sie musste einfach hoffen, dass er sein
Versprechen halten würde. Aber ihre Gedanken kreisten unaufhörlich um die
Ereignisse in Alex' erster Ehe, die ihn geneigt machten, ihr und ihrer
glücklichen Zeit miteinander nicht zu vertrauen. Das alles zählte doch sicher
mehr für ihn als irgendein dummer Artikel, der in seiner Abwesenheit
veröffentlicht wurde!
»Er hat
gesagt, er liebe es, mit mir verheiratet zu sein«, erzählte sie Sophie mit
zitternder Stimme. »Und er hat gesagt, er wolle Kinder. Ich bin sicher, er ist
glücklich, wenn ...« Sie verstummte.
In
Sophies Umarmung spürte sie den Zweifel und in einem geheimen Winkeln ihres
Herzens lauerte derselbe Zweifel. Wenn Alex sie liebte, sie wirklich liebte,
hätte er inzwischen einen Weg gefunden, nach Hause zu kommen. Sie atmete tief
durch und zog sich selbst von der Couch hoch.
»Werdende
Mütter brauchen Schlaf.« Sophie streckte ihre Hand aus, ihre blauen Augen
leuchteten liebevoll, aufmunternd und mitfühlend.
Charlotte
lächelte, eine kleines, spitzes Lächeln. »Glaubst du ... Könntest du noch einen
Monat bei mir bleiben, Sophie?«
»Nun
ja«, sagte Sophie neckend, steckte ihren Arm unter Charlottes Ellbogen und zog
sie zur Tür, »das wäre natürlich ein großes Opfer. Braddon plant zweifellos,
mir während des nächsten Monats drei oder viermal einen Antrag zu machen.
Meine Mutter wäre fuchsteufelswild ...«, plapperte sie weiter. Aber als sie die
Treppe hinaufstiegen, sagte Sophie beiläufig, dass eine zweitmonatige
Abwesenheit ein guter Test für Braddons Zuneigung war. Und Charlotte wurde
leichter ums Herz, die Leere, die die Tränen hinterlassen hatten, füllte sich
mit Wärme.
Kapitel 19
Alex wusste
tatsächlich nichts von dem Artikel im Tatler. Genau in dem Augenblick, als
Charlotte über seine Abwesenheit weinte, war er in eine angeregte Diskussion
über die Vorzüge eines bestimmten Jahrgangs des Vin Santo, eines starken
italienischen Weins, verwickelt. Doch während er mit dem Besitzer der kleinen
Schenke übereinstimmte, dass dieser besondere Vin Santo sehr stark, aber nicht
zu stark sei, und ihm widersprach, dass etwas Pfeffer mitnichten seine Vorzüge
steigern würde, dachte er an Charlotte. Als Signor Tonarelli schließlich zu
reden aufhörte und in das Zimmer hinter der Theke eilte, um das berüchtigte
»Päckchen« zu holen, ertappte sich Alex dabei, dass er nicht an die ausgedehnte
Jagd, die ihn zu diesem Päckchen geführt hatte, sondern an die wundervollen
schlanken Beine seiner Frau dachte. Er fand, dass sie fi ber den Knien
besonders schön waren. Wenn sie auf der Seite lag, strich er oft mit der Hand
langsam, ganz langsam über die vollkommene Rundung ihrer Hüfte, ließ seinen
Daumen nach innen fallen und neckte sie an der zarten Höhlung unter ihrem
Hüftknochen.
Alex
starrte abwesend auf die Holzregale an den Wänden im Hinterzimmer der Bar Luce,
dem einzigen Restaurant im Umkreis von mehreren Meilen. Er hatte sich nach
monatelangen Nachforschungen auf den Weg zu diesem kleinen italienischen Dorf
gemacht. Er war den Spuren des müden alten Franzosen langsam über das Land und
schließlich den Berg hinauf gefolgt. Wohin der Mann gegangen war, bevor er in
dieses kleine Dorf kam, wusste Alex nicht. Signor Tonarelli behauptete, ihn nie
zuvor gesehen zu haben.
Mario
Tonarelli kam wieder aus seinem Vorratsraum und hielt ein kleines, mickriges
Bündel in den Händen.
»Grazie!
Grazie mille!«, rief Alex begeistert.
»Prego«, antwortete
Tonarelli. Er war entzückt, diesem reichen und mächtigen Fremden zu Diensten
sein zu können. Der Mann kam aus Rom, wie Signor Tonarelli auf Grund seines
Akzents herausgefunden hatte. Aber er war viel freundlicher als der
durchschnittliche Römer -ein unangenehmes, verdächtiges Völkchen, wie
alle Bergbewohner wussten. Was um alles in der Welt ein Römer in dieser kleinen
Osteria machte und was er mit diesem Bündel alter
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