01 - Ekstase der Liebe
die Arme ausstreckte.
Irgendwie schien der Skandal mit Pippas Armen um den Hals nicht mehr so
schrecklich. Wen kümmerte es schon, was die Londoner Gesellschaft über sie
dachte? Nach diesem Skandal würde Alex sie wahrscheinlich ohnehin nach
Schottland verbannen ... aber sie würde Pippa haben.-Und ihr Kind.
Charlottes neuer, sanft gerundeter Bauch war der Beweis dafür, dass sie Alex'
Kind unter ihrem Herzen trug.
In
ihrer Eile hatte Charlotte völlig vergessen, dass sie für diesem Nachmittag
Chloe van Stork zum Tee eingeladen hatte. Aber das spielte keine Rolle, denn Mr
van Stork las Taffys ganzen Artikel gründlich durch, legte dann seine Zeitung
beiseite und verkündete, dass Chloe nicht zum Tee zum Sheffield House gehen
würde, jetzt und auch sonst nicht. Die Proteste seiner Tochter stimmten ihn
nicht um. Er wollte Chloes Verlobung mit Baron Holland nicht aufs Spiel setzen -
und genau das würde sie tun, wenn sie mit jemandem wie der Gräfin von Sheffield
und Downes in Verbindung gebracht wurde.
»Nicht
dass ich ihr die Schuld gebe, verstehst du«, erklärte Mr van Stork wichtig. »Obwohl,
warum die ganzen Tränen in der Hochzeitsnacht? Ich kann nur annehmen, dass ihre
Eltern sie nicht aufgeklärt haben!«
»Worüber
aufgeklärt?«, rief Chloe frustriert.
Mr van
Stork sah sie wütend an. »Lord Foakes ist kein ganzer Mann«, sagte er und
presste die Lippen fest aufeinander. Chloe wusste, dass das alles war, was er
zu dieser Sache sagen würde. Sie wandte sich ihrer Mutter. zu, die den Artikel
langsam verarbeitete.
»Es ist
die Schuld ihrer Eltern«, erklärte Mrs van Stork. »Diese ganze Aufregung ist
eindeutig darauf zurückzuführen, dass das Mädchen nicht informiert wurde. Ich
habe ihre Entscheidung nie verstanden, nie«, sagte sie. »Warum sollte man seine
Tochter verheiraten, wenn es nie einen Enkel geben wird?«
»Die
Verabredung«, sagte Mr van Stork. »Du schickst ihr eine Nachricht, Fräulein«,
sagte er zu Chloe. »Du musst ihr absagen, denk dir eine Entschuldigung aus.«
»Armes
Mädchen«, meinte Mrs van Stork mit einem Seufzen. »Das wird nicht die einzige
Entschuldigung sein, die sie in den nächsten Tagen bekommen wird.«
Chloe
war ungeheuer erleichtert, als der Lakai zurückkam, ihre Nachricht noch in der
Hand, und erklärte, dass Sheffield House geschlossen und nur ein Stammpersonal
dort geblieben war. Vielleicht wusste Charlotte nicht einmal von dem schrecklichen
Artikel. Chloe war es schließlich gelungen, ihrer Mutter die Zeitung
abzuschwatzen, die gemeint hatte, dass sie nicht über derartige Vorfälle lesen
solle. Aber dann erinnerte Katryn van Stork sich daran, dass Chloe erwachsen
und verlobt war und dass es vielleicht nicht schlecht wäre, über
Hochzeitsnächte zu lesen. Schließlich würde Chloe, wenn Baron Holland sein Wort
hielt, nächstes Jahr verheiratet sein. Also las Chloe den Artikel und war
entsetzt.
Dennoch
ergab der Artikel nach ihrer Ansicht keinen Sinn. Ihre geliebte Charlotte hatte
einen Streit mit ihrem Gatten gehabt, das war klar. Irgendjemand hatte ein
Cremetöpfchen an die Wand geworfen. Die Familie hatte plötzlich ihre Pläne
geändert, war nicht nach Italien gefahren und Alex hatte Charlotte in der
Kutsche der Dienstboten fahren lassen.
»Warum?«,
fragte sie ihre Mutter. Aber Mrs van Stork wusste es nicht.
»Ich
kann mir nur vorstellen, dass man dem armen Mädchen nicht erzählt hat, dass der
Graf keine Kinder haben kann.«
»Aber
sie sind so glücklich zusammen!«, wand Chloe ein. »Du hast sie nicht mehr
zusammen gesehen, seit sie geheiratet haben, Mama. Sie liebt ihn.«
»Ich
nehme an, dass die Gräfin sich mit der Unfähigkeit ihres Mannes abgefunden hat -
wie es sich gehört«, sagte ihre Mutter. »Aber ihr jetziges Benehmen ist äußerst
ungehörig. Sie sollte sich nicht mit dem Bruder des Grafen treffen. Der Autor
des Artikels sagt, dass sie Lord Foakes in ihrem Haus empfangen hat. Wenn sie
eine wirkliche Dame wäre, hätte sie keinen Mann in ihrem Haus willkommen
geheißen, solange ihr Gatte nicht im Land ist. Und es spielt keine Rolle, ob
der Mann ihr Schwager ist«, erwiderte Mrs van Stork auf Chloes
unausgesprochenen Widerspruch. »Sie ist in Anbetracht der Unfähigkeit ihres
Mannes in einer sehr heiklen Situation. Ihr Benehmen muss ohne Tadel sein.«
»Das
ist nicht fair«, protestierte Chloe. »Ich bin sicher, dass Charlotte nichts
Unrechtes mit dem Bruder ihres Mannes getan hat. Das würde sie nie tun!«
Mrs van
Stork sah sie an.
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