01 - Ekstase der Liebe
silberschwarzen Locken,
die ihm nach französischer Mode in die Stirn fielen. Monsieur Pamplemousse
würde das gutheißen, dachte Charlotte unsinnigerweise.
Plötzlich
kam Charlotte zu Bewusstsein, dass sie ihn anstarrte. Sie sah ihm in die Augen
und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. Auch der Mann starrte sie an, die
Stirn leicht gerunzelt. Charlotte überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte.
Schließlich platzte sie heraus: »Was machen Sie denn hier?«, und kam sich
sofort äußerst dumm vor. Natürlich war er kein Lakai! Er war förmlich gekleidet
und außerdem, wie hatte sie das je denken können? Unverkennbar strahlte er die
Autorität und Würde eines Gentlemans aus.
Er hob
die gewölbten Augenbrauen. »Wo sollte ich sonst sein?«, fragte er, während er
immer noch auf den Absätzen balancierte.
Charlotte
errötete nochmals. »Nun ja, auf einem Maskenball«, meinte sie unbestimmt.
»Dieses Mal habe ich Sie umgeworfen«, fügte sie hinzu.
Alex
runzelte wieder die Stirn. Wovon zum Teufel sprach dieses schöne Mädchen? Das
war wieder mal typisch für sein Glück: Er hatte die erste interessante Frau an
diesem Abend getroffen und sie war übergeschnappt. Sein Blick wanderte nach
unten. Er konnte direkt in ihren Ausschnitt sehen. Sie hatte die schönsten,
zartesten Brüste, die er je gesehen hatte. Sie waren üppig gerundet, weich und
vollkommen geformt. Seine Hand zuckte. Mein Gott! Er hätte sie beinahe auf der
Stelle berührt. Plötzlich wurde er sich der aufgeregten Stimmen um sie herum
bewusst, die sich erkundigten, ob jemand verletzt sei, und um Hilfe riefen.
Er
streckte eine Hand aus und half ihr auf die Beine.
»Haben
Sie sich wehgetan?«, fragte Alex und überging ihre unsinnige Bemerkung über
Maskenbälle. jetzt gefiel sie ihm noch besser. Sie hatte genau die richtige
Größe und als sie den Kopf hob, war ihr Mund nah genug an seinem, um geküsst zu
werden. Alex führte sie an die Seite des Saals und streichelte sie ohne
nachzudenken dort, wo sie mit dem Rücken auf die Treppe aufgeschlagen sein
musste.
Abrupt
hielt er inne. Ihr Kleid war so dünn, dass er die Rundung ihres Gesäßes spüren
konnte, und eine solche Welle der Wollust brandete in ihm auf, wie er sie noch
nie gespürt hatte. Er musste den Verstand verloren haben, entschied er. Er
hatte zu lange keine Frau mehr gehabt.
Charlotte
spürte die Hand auf ihrem Rücken nicht, noch bemerkte sie, als er sie plötzlich
fortzog. »Haben Sie ... erinnern Sie sich an mich?«, fragte sie schließlich und
sah ihm direkt in die Augen.
Wieder
runzelte Alex die Stirn. Er war ihr nie begegnet, das war sicher. Er sah sie
prüfend an. Sie hatte ein reizendes, dreieckiges Gesicht, das von weichen
Locken umrahmt wurde: eine vollkommene, gerade Nase und hohe Wangenknochen. Ihr
Mund war von Natur aus dunkelrot, ihre Augenbrauen wunderschön: hoch und fein
gewölbt, die weibliche Variante seiner eigenen. Eine Sekunde lang regte sich
eine Erinnerung, aber
»Ich
bin Ihnen nie begegnet«, antwortet Alex mit einem Lächeln. Er würde doch eine
Begegnung mit einer so schönen Frau nicht vergessen.
Charlotte
starrte ihn mit leicht geöffnetem Mund an. Er entjungferte eine Frau und
erinnerte sich nicht einmal daran? Waren alle Männer so? Tat er das jede Woche?
Alex
nahm wieder ihren Arm und geleitete sie in den Salon zu ihrer Rechten.
»Sie
müssen meinen Bruder getroffen haben«, meinte er leichthin. »Wir sind Zwillinge.«
Er sah auf sie herab und lächelte verschmitzt. »Sie sind nicht die Erste, die
uns verwechselt.«
Ohne zu
denken, erwiderte Charlotte sein Lächeln und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
»Sie haben einen Zwillingsbruder?«, wiederholte sie. Ihr Kopf war vollkommen
leer.
»Ja«,
sagte Alex gut gelaunt, nachdem er das Missverständnis geklärt hatte. Das
Mädchen war nicht verrückt, sie hatte ihn nur verwechselt. »Nicht einmal unsere
Mutter konnte uns immer auseinander halten.«
Charlotte
sah zu ihm auf. Sie wusste genau, wer er war - na ja, sie wusste nicht,
wer er war, aber sie wusste, dass er es gewesen war. Sie erkannte sogar das
Grübchen an seiner rechten Wange und die Form seiner Lippen wieder. Aber er
schien sich nicht zu verstellen; er erinnerte sich einfach nicht mehr daran,
ihr begegnet zu sein. Charlotte wurde es schwer ums Herz. Ihre Jungfräulichkeit
hatte ihm so wenig bedeutet, dass er sich nicht einmal daran erinnerte, sie ihr
genommen zu haben.
Sie
wurde langsamer. Wohin gingen sie überhaupt? Sie musste
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