01 - Ekstase der Liebe
finster an. Sie war rot geworden. Er zog die Laken etwas höher.
Gott sei Dank hatte er seit Pippas Ankunft angefangen, Pyjamaunterteile zu
tragen. Er entließ sie mit einer Handbewegung.
»Miss
Virginia, wir empfangen noch niemanden.«
Doch
das Kindermädchen war noch nicht bereit aufzugeben. »Lady Philippa muss jetzt mit
mir kommen. Sie gehört nicht in das Schlafzimmer eines Mannes ...«
Alex
schnitt ihr das Wort ab. »Miss Virginia, wenn ich auch die Anwesenheit meines
Kindes in diesem Schlafzimmer unter Vorbehalt dulde, bin ich nicht gewillt,
dieses Privileg auf das gesamte Personal auszuweiten. Bitte. Wir werden zu
Ihnen ins Kinderzimmer kommen, nach dem Frühstück.« Er lächelte Miss Virginia,
deren Gesicht feuerrot geworden war, liebenswürdig an und sie zog sich von der
Türöffnung zurück.
»Das
war nicht nett von uns«, murmelte er in Pippas Haar. Nun, wo die Bedrohung (so
sah Pippa alle Kindermädchen) verschwunden war, summte Pippa glücklich vor sich
hin und versuchte ihre Schokolade wieder in die Finger zu bekommen. Alex legte
einen Arm um sie und gab ihr den noch knapp zu einem Drittel gefüllten Becher.
Seine eigene Schokolade war eiskalt. Er trank sie mit einem leichten Schauder
in einem Schluck aus.
»Komm
jetzt, Pippa«, sagte er und nahm ihr die leere Tasse aus der Hand, wobei er
ihrem entrüsteten Schrei keine Beachtung schenkte. Sie liebte es, die letzten
Tropfen über seine Bettlaken zu verteilen. Wie von Zauberhand erschien Keating
mit einer großen Wanne voll dampfendem Wasser Im letzten Monat hatten er und
Keating eine reibungslose Routine entwickelt.
Mit
geübter Hand zog er Pippa das Nachthemd aus und setzte sie vorsichtig ins
Wasser. Ungeachtet der kleinen Wellen, die über die Seitenränder schwappten,
rubbelte er sie sauber. Danach hob er ihren kleinen, pummeligen, sich windenden
Körper sanft aus dem Bad und reichte sie Keating, der mit einem großen Handtuch
wartete. Pippa war ziemlich still, was bedeutete, dass sie nur drei- oder
viermal brüllte. Aber es war nicht das verängstigte Schreien, das den ganzen
Haushalt durcheinander brachte, sondern nur ein kurzes Aufjaulen. Keating trug
sie ins Nebenzimmer um sie anzuziehen, während Alex schnell ein Bad nahm und
sich selbst ankleidete.
Zu
schade, dass Keating nicht ihr Kindermädchen sein konnte, dachte Alex, als ihm
die verlegene Miss Virginia einfiel, die ein Stockwerk über ihm auf ihn
wartete. Nebenan gluckste Pippa vor sich hin, während Keating ihr ein kleines
Liedchen vorsang. Alex spitzte die Ohren. Es war ganz klar ein Seemannslied und
nicht für die Ohren einer jungen - oder irgendeiner - Dame
geeignet.
Er
seufzte. Zeit, sich zu Miss Virginia zu gesellen. Das letzte Kindermädchen war
nur zwei Tage geblieben, völlig erschöpft von dem hysterischen Geschrei, wie
sie sagte. Sie hatte vorgeschlagen, Pippa zu einer Behandlung in eine
Nervenheilanstalt zu schicken. Alex hatte sich nur mit Mühe davon abhalten
können, sie ohne ihr Gepäck auf die Straße zu werfen.
Pippa
watschelte mit einem breiten Lächeln in das Zimmer. »Papa!«, rief sie. »Papa!«
Alex betrachtete seine Tochter. Sie war ungefähr ein Jahr alt. Maria war so
plötzlich gestorben, dass er nicht mehr in Erfahrung gebracht hatte, wann
Philippa genau geboren war. Und die einzige Möglichkeit, das herauszufinden,
war mit dem Priester - oder Expriester - in Verbindung zu treten,
den Maria nach der Annullierung ihrer Ehe geheiratet hatte, und das weigerte er
sich zu tun. Außerdem war es sein einziger Gedanke gewesen, sie zu den Ärzten
nach England zu bringen, als er sich über das Ausmaß ihres Geschreis klar
geworden war.
Aber an
ihrem vierten gemeinsamen Tag hatte Pippa aufgehört, sich gegen seine Umarmung
zu wehren, und einfach zu ihm aufgesehen. »Papa«, hatte sie leise gesagt. Und
mit wachsender Zuversicht: »Papa, Papa, Papa.« Seitdem schrie sie nur noch,
wenn er nicht bei ihr oder im Raum nebenan war. Sobald er versuchte zu gehen,
zerriss ihr durchdringendes Geschrei die Luft oder noch schlimmer, sie warf
sich auf den Boden und bekam einen hysterischen Anfall. Die Ursache dafür lag,
so vermutete er, in der Krankheit und im Tod ihrer Mutter. Die Ärzte vertraten
verschiedene Meinungen. Die einen sagten, sie solle eingewiesen werden, die
anderen, sie würde diese Phase mit der Zeit überwinden.
Alex
presste die Zähne zusammen. Er brauchte eine Frau. Männer sollten keine Kinder
baden oder Kindermädchen auswählen. Zumal er sie nicht
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