01 - Ekstase der Liebe
ruiniert, auch ohne ihn zu heiraten!«
Adelaide
verdaute die Neuigkeit von dem Picknick, von dem sie nichts gewusst hatte,
schweigend.
»Ich
verstehe nicht, warum«, sagte sie eigensinnig. »Wenn er doch unfähig ist, warum
reiten die Leute darauf herum, dass sie Zeit mit ihm verbringt? Ich kann nichts
Schlimmes daran finden, dass sie sich die Zeit mit einem ... einem Weichei
vertreibt!«
Marcel
starrte sie wütend und mit einer steilen Falte auf der Stirn an. »Bitte
wiederhole diesen Ausdruck nicht, Addie! Du hörst dich an wie ein leichtes
Mädchen. Hast du je erlebt, dass Klatsch logisch ist?«
»Vielleicht
nicht logisch, aber dies hier ist lächerlich. Wie kann Charlotte von einem Mann
ruiniert werden, der gar nicht die Fähigkeit hat, sie zu ruinieren?«
»Sei
es, wie es sei«, behaarte Marcel. »Tatsache ist, dass alle Welt sie beobachtet,
wenn sie mit ihm zusammen ist. Sie warten nur darauf, dass sie einen falschen
Schritt macht, und dann werden sie sich auf sie stürzen wie der Habicht auf das
Hühnchen. Sie muss ihm den Laufpass geben, und zwar sofort.«
»In
Ordnung«, sagte Adelaide *schließlich. »Ich werde mit ihr reden. Aber das Ganze
ist wirklich äußerst seltsam, Liebster. Alexander macht Charlotte den Hof, als
ob ... nun ja, er hat sich so eindeutig verhalten, dass ich sie für das
romantischste Paar des Jahres halten würde, wenn es nicht dieses Problem gäbe.«
»Ich
weiß, ich weiß«, erwiderte ihr Mann gereizt.
»Also,
warum will er sie heiraten?«
Marcel
runzelte die Stirn und dachte einen Moment darüber nach. Er konnte sich nicht
vorstellen, dass Alexander Foakes einsam war oder dass er Charlotte wegen ihrer
Mitgift wollte. Schließlich hatte er dreimal so viel Geld wie Marcel.
»Es
muss der Wettkampf sein«, sagte er langsam. »Erinnerst du dich noch, als ich
dir den Hof gemacht habe, Addie? All die Gecken und Bingoclub-Jungs, die
um dich herumgeschwirrt sind. Natürlich habe ich sie überhaupt nicht beachtet,
aber als du meinen Antrag angenommen hast, habe ich mich doch wie ein Sieger
gefühlt.« Im Rückblick erinnerte er sich an all die Dummköpfe, denen er
zuvorgekommen war, als Adelaide ihm die Hand fürs Leben reichte.
»Da war
doch so ein Landjunker, ein ziemlich netter Kerl, erinnerst du dich an ihn,
Addie?«
»Junker
Noland«, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln.
»Nun
ja, der hat mir ein wenig Sorgen bereitet«, sagte Marcel gut gelaunt. »Mein
Gott, jetzt erinnere ich mich, dass bei Brooks auch auf mich gewettet wurde.
Ich -erinnere mich an Glimflabber, so: nannten wir ihn wenigstens -
wie war noch gleich sein Name? Etwas schrecklich Langweiliges wie Glassblower,
aber das war es nicht. Na ja, er stolzierte mitten im Paul auf mich zu und
erklärte, dass du ihm die Ehre eines zweiten Tanzes erwiesen hättest und dass
ich noch in diesem Augenblick aufhören solle, um dich zu werben. Ha!«
Adelaide
hörte geduldig zu. »Er hieß Glendower, Liebling, nicht Glassblower.«
Marcel
drehte sich zu ihr um. »Du hast meinen Antrag noch am selben Abend angenommen,
Addie. Und man hat Glendower selten so aus der Fassung gesehen wie bei der
Bekanntgabe unserer Verlobung. Das nächste Mal, als ich ihn zu Gesicht bekam,
zog er sich eilig zurück und verbreitete schließlich das Gerücht, du hättest
mich nur wegen meines Titels genommen. Saure Trauben.«
Adelaide
erhob sich und drückte ihrem Mann einen Kuss auf den Kopf. »Ich werde jetzt mit
Charlotte sprechen.«
Marcel
ergriff ihre Hände. »Das ist keine Bitte. Sag ihr das, Adelaide. Ich werde
Foakes' Heiratsantrag nicht annehmen, wenn er einen machen sollte. Und der
einzige Grund, warum ich nicht selbst mit ihr rede, ist ... weil die
Angelegenheit so heikel ist. Aber ich werde den Mann nicht als meinen
Schwiegersohn gutheißen.«
Es war
etwa zehn Uhr an einem Sonntagabend und Adelaide wusste, wo ihre Tochter sein
sollte - in ihrem Bett, um dort im Einschlafen über ihre Verabredungen
für den nächsten Tag nachzudenken. Aber statt zu Charlottes Schlafgemach zu
gehen, stieg Adelaide unbeirrt die Treppen in den dritten Stock hinauf.
Tatsächlich brannten in Charlottes Atelier an allen Wänden Kerzen.
Charlotte
stand vollkommen ruhig da und betrachtete ein Porträt auf der Staffelei in der
Mitte des Raumes.
»Liebling«,
sagte ihre Mutter. »Darf ich hereinkommen?« Sie betrat das Zimmer und stellte
sich hinter ihre Tochter. »Meine Güte«, meinte sie verblüfft, »es ist
wundervoll, Liebes. Wirklich
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