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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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willst.«
    »Wir übergeben Geld und Ware nicht gemeinsam. Schließlich sind wir Profis«, sagte Tucker. »Wir arbeiten gewissermaßen mit Kreditrahmen.«
    »Aber erst die Ware.«
    »Ist doch klar, Tony. Sucht euch gute Leute aus, hört ihr. Es funktioniert nach dem Prinzip, daß wir selbst so wenig wie möglich mit dem Stoff in Berührung kommen.«
    »Aber wenn Leute geschnappt werden, dann reden sie auch«, wandte Morello ein. Er fühlte sich vom Gespräch ausgeschlossen, doch er war nicht gewitzt genug, um die trübe Bedeutung dieser Tatsache zu verstehen, »Meine nicht«, erwiderte Tucker ungerührt. »Meine haben kapiert, daß sie das besser bleiben lassen.«
    »Das warst also du, nicht wahr?« Piaggi stellte die Ereignisse in Zusammenhang, und Tucker antwortete mit einem Nicken. »Dein Stil gefällt mir, Henry. Aber versuche trotzdem, das nächste Mal vorsichtiger zu sein.«
    »Ich habe zwei Jahre und einen Haufen Geld investiert, um das alles aufzubauen. Dafür will ich auch so lange wie möglich im Geschäft bleiben und kein unnötiges Risiko mehr eingehen. Also, wann könnt ihr mich für diese Lieferung bezahlen?«
    »Ich habe glatte hundert dabei.« Tony wies auf die Stofftasche, die auf dem Deck stand. Diese kleine Unternehmung war in erstaunlichem Tempo an Umfang gewachsen. Die ersten drei Lieferungen hatten sich zu einem beachtlichen Preis verkaufen lassen, und Tucker, dachte Piaggi, konnte man trauen, soweit man überhaupt jemandem in dieser Branche trauen konnte. Wenn er sie hätte reinlegen wollen, hätte er schon längst die Möglichkeit dazu gehabt, und solche Mengen an Drogen waren zuviel für einen Mann, der diese Art von Schau abziehen wollte. »Das gehört dir, Henry. Sieht so aus, als schulden wir dir noch weitere... fünfhundert? Ich brauche ein bißchen Zeit, so etwa eine Woche.
    Tut mir leid, Mann, aber du hast mich überrumpelt. Ich kann aus dem Handgelenk nicht soviel Bargeld vorstrecken.« »Sagen wir vier, Tony. Ich will meine Freunde für den Anfang doch nicht gleich bis aufs Hemd ausnehmen. Erst mal meinen guten Willen zeigen. Du hast ja wohl kaum was dagegen, oder?«
    »Besonderer Einführungspreis!« Tony lachte und schob Henry ein Bier hinüber. »Ich glaube, du hast doch italienisches Blut in den Adern, Junge. Abgemacht. Ich nehme dich beim Wort.« Und wie gut ist deine Quelle nun wirklich, Henry?
    Das durfte Piaggi nicht fragen.
    »Dann wollen wir mal!« Tucker schlitzte den ersten Plastikbeutel auf und schüttelte seinen Inhalt in eine Schüssel aus Edelstahl. Er war froh, daß er mit diesem Mist zukünftig nichts mehr zu tun haben würde. Die siebte Stufe seines Marketingplans war vollendet. Von nun an würden andere - zunächst natürlich unter seiner Aufsicht - diese Hausfrauenarbeit erledigen, und Henry Tucker würde sich als der Manager präsentieren, der er inzwischen war. Während er den Füllstoff in die Schüssel rührte, gratulierte er sich zu seiner Klugheit.
    Bisher hatte er beim Aufbau seines Geschäfts keine Fehler begangen, war nur wohlkalkulierte Risiken eingegangen und hatte, indem er sich selbst die Hände schmutzig machte, seine Organisation von unten her aufgezogen. Vielleicht hatten Piaggis Vorgänger ja ähnlich angefangen, dachte Tucker. Tony hatte das offensichtlich vergessen, das und die damit verbundenen Folgen. Aber das sollte nicht Tuckers Problem sein.
    »Also hören Sie, Oberst, ich war nur ein einfacher Adjutant. Wie oft soll ich Ihnen das noch erklären? Ich habe das gleiche getan wie ein Adjutant bei Ihnen zu Hause, nämlich einem General den täglichen Kleinkram aus dem Weg geräumt.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie solch eine Aufgabe übernommen haben.« Es war traurig, dachte Oberst Nikolai Jewgenijewitsch Grischanow, daß ein Mann all dies durchmachen mußte. Aber Colonel Zacharias war kein Mann. Er war ein Feind, hielt er sich widerstrebend vor, und er mußte diesen Kerl wieder zum Sprechen bringen.
    »Das läuft in Ihrer Luftwaffe doch bestimmt ähnlich, oder? Wenn ein General auf Sie aufmerksam geworden ist, werden Sie ein ganzes Stück schneller befördert.« Der Amerikaner schwieg einen Augenblick. »Außerdem habe ich Reden geschrieben.« Das konnte ihm ja wohl kaum Schwierigkeiten einbringen, oder doch?
    »In meiner Luftwaffe ist dafür ein Politoffizier zuständig.« Grischanow wischte diese Banalität mit einer Handbewegung beiseite.
    Es war ihre sechste Sitzung. Grischanow war der einzige Sowjetoffizier,

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