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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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lässig angehen lassen. Wie viele weiße Cadillacs mochte es geben? fragte er sich, als er den Fluß überquerte, drei Wagen weiter hinten, die Augen fest auf sein Ziel gerichtet, während Randbereiche seines Verstandes sich mit dem übrigen Verkehr beschäftigten. Einmal mußte er einen Strafzettel an einer Ampel riskieren, aber sonst war die Verfolgung einfach. Der Cadillac hielt am Eingang eines besseren Hotels, und er sah das Mädchen aussteigen und auf die Tür zugehen, ihr Gang eine Mischung aus Geschäftsmäßigkeit und Resignation. Er wollte ihr Gesicht nicht aus zu großer Nähe sehen. Er hatte Angst vor den Erinnerungen, die dadurch geweckt werden könnten. Und das war keine Nacht für Gefühlsduseleien. Gefühle hatten ihm diese Mission eingebracht. Ihr Erfolg hing von etwas anderem ab. Es würde ein unablässiger Kampf werden, sagte sich Kelly, aber einer, den er erfolgreich hinter sich bringen mußte. Deswegen war er diesen Abend ja schließlich hergekommen.
    Der Cadillac fuhr noch ein paar Blocks weiter, fand einen Parkplatz bei einer zweifelhaften, grellen Bar, die nahe genug bei den feinen Hotels und Geschäften lag, daß man rasch dorthin gehen konnte, man durfte sich nie zu weit von der Sicherheit und den Annehmlichkeiten einer gepflegten Gegend entfernen. Ein ziemlich gleichmäßiger Strom von Taxis sagte Kelly, daß diese Stelle des sozialen Lebens hier auf solidem Grund stand. Er merkte sich die fragliche Bar und suchte sich einen Parkplatz drei Blocks weiter.
    Er hatte zwei Gründe, so weit von seinem Zielort entfernt zu parken. Der Hinweg auf der Decatur Street vermittelte ihm ein Gefühl für die Gegend und gab ihm gleichzeitig Gelegenheit, sich ein paar Ecken anzusehen, die sich für seine Aktion eigneten. Es würde sicherlich eine lange Nacht werden. Einige Mädchen in kurzen Röcken stellten ihr Lächeln so mechanisch an wie eine Ampel die von Rot auf Grün schaltet, doch er schritt weiter und ließ seine Augen nach links und rechts schweifen, während eine ferne Stimme ihn an das erinnerte, was er früher von solchen Gesten gehalten hatte. Er brachte jene Stimme mit einem anderen, aktuelleren Gedanken zum Schweigen. Er trug legere Kleidung, dunkel und unauffällig, locker und weit, was eben ein einigermaßen gutsituierter Mann in diesem feuchtheißen und schwülen Klima so tragen würde. Er sah nach Geld aus, aber nicht zu sehr, und sein Schritt teilte den Leuten mit, daß mit ihm nicht zu spaßen war. Ein sich eher bedeckt haltender Mann, der sich diskret eine ausgelassene Nacht gönnte.
    Um 17 Minuten nach acht betrat er das »Chats Sauvages«. In der Bar schlugen ihm als erstes Rauch und Lärm entgegen. Eine kleine, aber rührige Rockband spielte im hinteren Teil des Raumes. Es gab eine Tanzfläche, die vielleicht acht Quadratmeter groß war, wo sich Leute seines Alters und jüngere zur Musik bewegten; und da war auch Pierre Lamarck, der an einem Tisch in der Ecke saß, mit ein paar Bekannten, wie aus ihrem Benehmen zu schließen war. Kelly ging zur Toilette, aus einem dringenden Bedürfnis heraus, aber auch, weil er damit Gelegenheit bekam, sich einen Überblick zu verschaffen. Es gab an der Seite noch einen weiteren Eingang, der aber Lamarcks Tisch nicht näher lag als der, durch den sowohl er wie Kelly gekommen waren. Der direkteste Weg zum weißen Cadillac führte an Kellys Platz an der Bar vorbei, und das sagte ihm, wo er Posten beziehen mußte, Kelly bestellte ein Bier und drehte sich so, daß er der Band zusehen konnte.
    Um zehn nach neun kamen zwei junge Frauen zu Lamarck. Eine setzte sich auf seinen Schoß, während die andere an seinem Ohr knabberte. Die anderen zwei Männer am Tisch sahen ohne große Anteilnahme zu, wie die beiden Frauen ihm etwas aushändigten. Kelly konnte nicht genau sagen, was es war, weil er auf die Band sah und darauf achtete, nicht zu oft in Lamarcks Richtung zu starren. Der Zuhälter löste das Rätsel sofort: Es stellte sich heraus, was ja nicht weiter überraschend war, daß es sich um Bargeld handelte, und der Mann steckte die Scheine ziemlich auffällig zu einem Bündel, das er aus seiner Tasche gezogen hatte. Das Vorzeigen von Geld, soviel hatte Kelly bereits gelernt, förderte das öffentliche Image eines Zuhälters nicht unbeträchtlich. Die ersten beiden Frauen gingen wieder, und schon bald darauf bekam Lamarck Besuch von einer dritten, was sich danach zu einem beständigen Kommen und Gehen entwickelte, das auch Lamarcks Tischgenossen

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