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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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seine Knie zitterten. Sie standen auf der Frühstücksveranda seines Hauses im Nordwesten Washingtons. Seine Frau und seine Tochter waren zum Einkaufen ihrer Herbstgarderobe nach New York gefahren. Ritter war ohne Voranmeldung um Viertel nach sechs bei ihm aufgetaucht; sein offizieller Anzug und seine entschlossene Miene standen in krassem Widerspruch zu der frischen, sanften Morgenbrise. »Ich kenne seinen Vater seit dreißig Jahren.«
    Ritter trank einen Schluck Orangensaft, obwohl die Säure seinem Magen nicht gerade guttat. Dies war Landesverrat der übelsten Sorte. Hicks hatte gewußt, daß er seinen Landsleuten, von denen er einen sogar namentlich kannte, Schaden zufügte. Ritter war in dieser Sache bereits zu einem Ergebnis gekommen, doch er mußte Roger Zeit lassen, die volle Tragweite der Ereignisse zu begreifen.
    »Wir waren zusammen in Randolph und dann auch noch in derselben Bomberstaffel«, sagte MacKenzie gerade. Ritter kam zu dem Ergebnis, den anderen ausreden zu lassen, selbst wenn es eine Weile dauern würde. »Wir haben zusammen Geschäfte gemacht... « Der Mann sprach nicht weiter. Er blickte auf das Frühstück, das er nicht angerührt hatte.
    »Ich werfe Ihnen nicht vor, daß Sie ihn in Ihr Team aufgenommen haben, Roger. Aber jetzt ist der Junge als Spion überführt.«
    »Was wollen Sie mit ihm machen?«
    »Es ist Gesetzesbruch, Roger«, erklärte Ritter.
    »Ich höre bald auf. Sie wollen mich in die Mannschaft holen, die die Wiederwahl vorbereitet, und zwar als Verantwortlichen für den gesamten Nordosten.«
    »So früh?«
    »Jeff Hicks leitet die Kampagne für Massachusetts. Ich habe dann ständig mit ihm zu tun.« MacKenzie blickte zu dem Mann, der ihm gegenüberstand. Er sprach in abgehackten Sätzen. »Bob, ein Spionagefall in unserer Behörde das könnte alles ruinieren. Wenn wir... wenn Ihre Mission bekannt wird... ich meine, was da alles schiefgelaufen ist... «
    »Das tut mir sehr leid, Roger, aber dieser Schurke hat unser Land verraten.«
    »Ich könnte seine Unbedenklichkeitserklärung widerrufen und ihn rauswerfen -«
    »Das reicht nicht«, entgegnete Ritter kalt. »Möglicherweise müssen wegen dem, was er getan hat, Leute sterben. Er darf damit nicht durchkommen.«
    »Aber wir können Ihnen Anweisung geben –«
    »Das Gesetz zu umgehen, Roger?« stellte Ritter fest, »Denn genau das wäre es. Er hat ein Verbrechen begangen.«
    »Die Leitung anzuzapfen, war illegal.«
    »Die Wahrung der nationalen Sicherheit - schließlich befinden wir uns im Krieg - verlangt manchmal nach leicht außergewöhnlichen Maßnahmen. Abgesehen davon brauchen Sie ihm das Gespräch nur vorzuspielen, und er gesteht alles.« Dessen war sich Ritter sicher.
    »Und gehe damit das Risiko ein, daß der Präsident gestürzt wird? Jetzt in diesem Augenblick! Glauben Sie etwa, das würde unserem Land guttun? Was ist mit unseren Verhandlungen mit den Russen? Im Augenblick können wir uns das nicht leisten, Bob.« Als ob wir das jemals könnten, hätte Ritter am liebsten hinzugefügt, doch er verkniff sich die Bemerkung.
    »Nun, ich bin hier, um mir Ihren Rat zu holen«, sagte Ritter. Und nach einer ganzen Weile hatte er bekommen, was er wollte.
    »Wir können uns keine Untersuchung leisten, die in ein öffentliches Gerichtsverfahren mündet. Das ist politisch untragbar.« MacKenzie hoffte, daß der andere ihn verstanden hatte.
    Ritter nickte und stand auf. Die Rückfahrt zu seinem Büro nach Langley verlief trotzdem nicht besonders angenehm. Mochte es auch noch so zufriedenstellend sein, freie Hand zu haben, mußte er sich nun an eine Aufgabe machen, die er nicht zur Gewohnheit werden lassen wollte. Als ersten Punkt auf der Tagesordnung mußte er dafür sorgen, daß die Leitung nicht mehr angezapft wurde. Und zwar so schnell wie möglich.
    Nach allem, was geschehen war, gab die Zeitung den letzten Anstoß. Der vierspaltige Artikel unten auf der Titelseite berichtete von dem dreifachen Drogenmord im verträumten Somerset County. Ryan las den Bericht aufmerksam durch. Deshalb schaffte er es nicht mehr bis zu den Sportseiten, denen er morgens normalerweise eine ganze Viertelstunde widmete.
    Das kann nur er gewesen sein, dachte der Lieutenant. Wer sonst würde eine »große Menge Drogen« und drei Leichen zurücklassen? Zur Überraschung seiner Frau brach er vierzig Minuten früher als gewöhnlich zur Arbeit auf.
    »Mrs. O'Toole?« Sandy hatte gerade ihre erste Morgenrunde beendet und sich ein paar Formblätter zum

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