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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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offensichtlich von Tony zur Verfügung gestellt worden waren, umgelegt, mit einer ,45er in den Nacken. Klassische Hinrichtungen waren im Drogengeschäft noch nicht in Mode, und die Abgebrühtheit, mit der diese hier durchgeführt worden waren, jagte Charon eine Gänsehaut über den Rücken. Noch mehr aber beschäftigte ihn die Effektivität. Wie bei den Straßendealern, den Fällen, die Tom Douglas und Emmet Ryan bearbeiteten. Die beiden wollten Kelly sprechen, und Kelly war ein Weißer mit einem großen weißen Boot, der nicht weitab vom Labor wohnte. Zu viele Zufälle auf einmal.
    Wenigstens hatte er die Möglichkeit, Henry anzurufen, ohne ein Risiko einzugehen. Er kannte jede Telefonnummer, die im Zusammenhang mit Drogenermittlungen angezapft war, und bisher war niemand Henrys Organisation auf die Spur gekommen.
    »Ja?«
    »Burt und seine Freunde sind tot«, verkündete Charon. »Wie bitte?« fragte die Stimme, mit einem Schlag hellwach.
    »Du hast mich gehört. Die Staatspolizei von Somerset hat sie gefunden. Und auch Angelo oder das, was von ihm übrig ist. Das Labor kannst du vergessen, Henry, und die Ware dazu. Sie haben Xantha in Schutzhaft.« Trotz allem empfand er dabei eine gewisse Befriedigung. Charon war immer noch so sehr Polizist, daß er mit Genugtuung registrierte, wenn eine kriminelle Organisation ausgehoben wurde.
    »Was zum Teufel geht da vor?« gellte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ich glaube, das kann ich dir erklären. Wir müssen uns treffen.«
    Kelly warf noch einmal einen Blick auf seinen Einsatzort, indem er mit seinem gemieteten Käfer daran vorbeifuhr. Er war müde, aber die ausgezeichnete Mahlzeit hatte in ihm auch ein angenehmes Gefühl hinterlassen. Nur durch den Mittagsschlaf hatte er den langen Tag überhaupt durchhalten können, doch jetzt war er unterwegs, um seine Wut zu bändigen, etwas, was er oft durch Fahren erreichte. Er hatte den Mann gesehen. Den Mann, der Pamela mit einem Schnürsenkel den Rest gegeben hatte. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn gleich an Ort und Stelle zu erledigen. Kelly hatte noch nie mit bloßen Händen getötet, doch er wußte, wie man das machte. Eine ganze Anzahl erfahrener Leute hatten eine ganze Reihe von Tagen damit verbracht, ihn die Feinheiten zu lehren, bis Kelly keinem Menschen mehr begegnen konnte, ohne ihn im Geiste in eine graphische Darstellung zu zerlegen - diese Stelle für den Griff und jene für den anderen. Jetzt wußte er, daß sich dieser Aufwand gelohnt hatte, trotz der Gefahr und der Folgen, die eine solche Tat mit sich brachten. Aber das hieß nicht die Gefahr zu suchen und die Folgen mutwillig in Kauf zu nehmen - sein Leben zu riskieren war etwas anderes, als es wegzuwerfen. Das war die Kehrseite der Medaille.
    Doch immerhin war jetzt das Ende in Sicht, und er mußte allmählich planen, was nach dem Ende kam. Und er mußte noch vorsichtiger als sonst vorgehen. Gut, die Polizei wußte also, wer er war, aber mit Sicherheit hatten sie nichts in der Hand. Und wenn das Mädchen, diese Xantha, eines Tages vor der Polizei ihre Aussage machte, konnte sie sein Gesicht nicht identifizieren - dafür hatte er mit der Tarnfarbe gesorgt. Wenn, dann kannte sie lediglich die Zulassungsnummer seines Bootes, die sie bei seinem Ablegen vom Dock hatte lesen können. Aber das bereitete ihm keine großen Sorgen. Ohne handfeste Beweise konnte man ihm keinen Prozeß machen. Sie wußten, daß er etwas gegen gewisse Leute hatte nun gut. Sie wußten, daß er über die nötige Ausbildung verfugte - auch gut. Das Spiel, das er angefangen hatte, orientierte sich an ganz bestimmten Regeln. Ihr Spiel hatte andere. Doch wenn man sie einander gegenüberstellte, käme er mit einem blauen Auge davon, und sie hätten das Nachsehen.
    Er blickte aus dem Fenster des Autos, maß Winkel und Entfernung, faßte einen vorläufigen Plan und spielte ihn in verschiedenen Varianten durch. Sie hatten sich eine Gegend ausgesucht, in der es wenig Streifenwagen und viel offene Fläche gab. Niemand hätte sich problemlos an sie anschleichen können, ohne gesehen zu werden... vielleicht, damit sie das, was sie dort drinnen hatten, notfalls vernichten konnten. Es war die logische Lösung ihres taktischen Problems, abgesehen von einem Faktor. Sie hatten nicht bedacht, daß es auch andere Möglichkeiten gab.
    Aber das soll nicht meine Sorge sein, dachte Kelly auf dem Rückweg zu seiner Wohnung.
    »Allmächtiger... « Roger MacKenzie war blaß geworden, und

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