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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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rasch und geschickt wieder zusammen - das konnte er sogar mit geschlossenen Augen, und manchmal tat er es auch. Sie fühlte sich gut an in seiner Hand, als er den Schlitten ein paarmal zurückschob, um sicherzugehen, daß alles richtig zusammengebaut war. Ein letzter prüfender Blick gab ihm die Bestätigung.
    Kelly nahm zwei geladene Magazine und noch eine Patrone aus einer Schublade. Eines der Magazine setzte er ein und repetierte den Schlitten, um die Patronen in die Kammer gleiten zu lassen. Dann legte er sorgfältig den Hahn um, bevor er das Magazin herausschnappen ließ und eine weitere Patrone einschob. Mit acht Patronen in der Waffe und einem Reservemagazin hatte er nun insgesamt fünfzehn Schuß, mit denen er sich der Gefahr stellen konnte. Nicht ganz ausreichend für einen Spaziergang im vietnamesischen Urwald, aber für die dunklen Straßenschluchten einer Großstadt würde es wohl reichen. Er konnte einen Menschen mit einem einzigen gezielten Schuß aus zehn Metern in den Kopf treffen, am Tag wie in der Nacht. Er hatte sich im Gefecht noch nie aus der Ruhe bringen lassen, und er hatte schon Menschen erschossen. Kelly war für jede denkbare Gefahr gerüstet. Außerdem war er ja nicht hinter den Vietcong her. Er fuhr in der Nacht in die Stadt, und die Nacht war sein Freund. Es würden weniger Leute unterwegs sein, um die er sich Gedanken machen mußte, und solange seine Gegner nicht wußten, daß er unter ihnen war - und das würden sie ja nicht - brauchte er sich auch vor keinem Hinterhalt in acht zu nehmen. Er mußte einfach nur wachsam bleiben, und damit hatte er absolut keine Probleme.
    Zum Abendessen gab es Hühnchen, eins der Gerichte, mit denen Pam gut zurechtkam. Kelly war schon drauf und dran, eine Flasche Wein zu holen, überlegte es sich dann aber anders. Warum sie mit Alkohol in Versuchung führen? Vielleicht würde er sogar selber mit dem Trinken aufhören. Es wäre kein großer Verlust, und ein solches Opfer würde seine Bindung an Pam zusätzlich betonen. Während sie sich unterhielten, bemühten sie sich, keine ernsten Themen anzuschneiden. Er hatte die Gefahren längst aus seinen Gedanken ausgeklammert. Es hatte keinen Sinn, sich weiter damit aufzuhalten. Zuviel Phantasie machte alles schlimmer als besser.
    »Meinst du wirklich, wir brauchen neue Vorhänge?« fragte er.
    »Sie passen nicht besonders gut zu den Möbeln.«
    Kelly knurrte. »Für ein Boot?«
    »Es wirkt irgendwie fade, weißt du.«
    »Fade«, wiederholte er, während er den Tisch abräumte. »Jetzt kommst du mir bald noch damit, daß alle Männer gleich sind... « Kelly verstummte abrupt. Es war das erste Mal, daß er sich so einen Schnitzer erlaubt hatte. »Entschuldige... «
    Sie warf ihm ein schelmisches Lächeln zu. »Na ja, in gewisser Weise seid ihr das doch auch. Und hör auf, mich so übervorsichtig zu behandeln, wenn du etwas mit mir besprichst, okay?«
    Kelly entspannte sich. »Okay.« Er packte sie und zog sie eng an sich. »Wenn das deine Einstellung ist... also dann... «
    »Mmm.« Sie lächelte und ließ sich küssen. Kelly fuhr mit den Händen über ihren Rücken und spürte keinen BH unter der Baumwollbluse. Sie kicherte ihn an. »Ich hab mich schon gefragt, wie lang du brauchen würdest, bis du es merkst.«
    »Die Kerzen standen im Weg«, erklärte er.
    »Die Kerzen waren fein, aber sie haben gerochen.« Da hatte sie recht. Der Bunker besaß keine gute Lüftung. Noch etwas, das verbessert werden mußte. Kelly sah viel Arbeit auf sich zukommen, während er die Hände an eine angenehmere Stelle legte.
    »Habe ich genug zugenommen?«
    »Bilde ich mir das nur ein oder...?«
    »Na ja, vielleicht ein ganz kleines bißchen«, gab Pam zu und drückte seine Hände an sich.
    »Wir müssen dir ein paar neue Kleider besorgen«, sagte Kelly, und beobachtete ihr Gesicht, ihr neues Selbstvertrauen. Er hatte sie ans Steuer gelassen und sie den richtigen Kompaßkurs am Leuchtturm von Sharp's Island vorbei steuern lassen, weit im Osten der Schifffahrtsrinne, auf der heute viel los war.
    »Keine schlechte Idee«, pflichtete sie bei. »Aber ich kenne keine guten Läden.« Sie überwachte den Kompaß wie ein guter Steuermann.
    »Die lassen sich leicht finden. Brauchst bloß einen Blick auf die Parkplätze zu werfen.«
    »Hä?«
    »Lincolns und Cadillacs, Schätzchen. Bedeuten immer gute Kleidung«, bemerkte Kelly. »Kann gar nicht schiefgehen.«
    Sie lachte, wie er es erwartet hatte. Kelly wunderte sich, wie sehr sie sich doch

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