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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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noch geschafft, einen potentiellen Rivalen vom Markt zu verdrängen. Zudem würde es Lieutenant Charon ein Schulterklopfen von seinem Captain einbringen, eventuell ein blumiges Dankschreiben von der Küstenwache und dem Bundesanwalt. Von dem Lob für seine diskrete und wirksame Untersuchung, in der seine Informanten nicht bloßgestellt worden waren, ganz zu schweigen. Einer unserer besten Männer, würde sein Captain wieder mal bestätigen. Woher haben Sie nur immer derartig gute Informanten? Captain, Sie wissen doch, wie das läuft; ich muß die Leute schützen. Klar, Mark, das kann ich verstehen. Nur weiter so!
    Ich werde mein Bestes tun, Sir, dachte Charon, während er den Sonnenuntergang beobachtete. Er verschwendete keinen Blick auf die Beamten von der Küstenwache, die den Verdächtigen Handschellen anlegten und ihnen von einer Karte in einer Plastikhülle ihre verfassungsmäßigen Rechte vorlasen. Als er merkte, wie sehr sie dieses Spiel genossen, lächelte er. Warum auch nicht? Charon machte es mindestens genausoviel Spaß.
    Wo blieben bloß diese verdammten Hubschrauber, fragte sich Kelly. Bei diesem verfluchten Einsatz war von Anfang an alles schiefgelaufen. Pickett, sein üblicher Begleiter, litt unter einem bösen Anfall von Ruhr, und so mußte Kelly allein losziehen. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, doch diese Mission war einfach zu wichtig, und sie mußten jedes auch noch so kleine Dörfchen, diese angeblichen villes, erfassen. Also hatte er sich allein vorgearbeitet, mit vorsichtigen Bewegungen in dem stinkenden - nun, auf der Karte stand Fluß, doch dieses Rinnsal hatte diesen Namen nach Kellys Ansicht nun wirklich nicht verdient.
    Und ausgerechnet in dieser ville waren die Arschlöcher aufgetaucht.
    PLASTIC FLOWER, dachte er, während er mit gespitzten Ohren in seinem Versteck hockte. Wer zum Teufel hatte sich nur diesen Namen ausgedacht?
    PLASTIC FLOWER war der Deckname für eine politische Agitationsgruppe der NVA, oder was immer sie auch genau sein mochte. In Kellys Team hatte man dafür noch andere, weniger schmeichelhafte Bezeichnungen. Mit einem lokalen Wahlkampfteam, wie er es aus Indianapolis kannte, hatten die Trupps nicht das geringste gemein. Nicht diese Leute, die in Hanoi eine todsichere Methode gelernt hatten, die Herzen und die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen.
    Der Dorfälteste, der Vorsteher, Bürgermeister oder wie immer man ihn nennen mochte, war so töricht, seinen Mut unter Beweis stellen zu wollen. Und für diese Torheit mußte er nun unter den Augen von Bosun's Mate J. T. Kelly teuer bezahlen. Der Trupp war nachts um halb zwei in Reih und Glied und noch relativ zivilisiert ins Dorf einmarschiert. Dann waren die Soldaten in jede auch noch so kleine Hütte gestürmt, hatten die schlafenden Bewohner geweckt und zum Dorfplatz zitiert, wo der irregeleitete Held, seine Frau und seine drei Töchter mit schmerzhaft im Rücken zusammengebundenen Händen bereits auf sie warteten. Der Major der NVA, der Anführer von PLASTIC FLOWER, wies sie mit einer sonoren Stimme, die bis zu Kellys Beobachtungspunkt zweihundert Meter entfernt vordrang, an, sich hinzusetzen. Was die ville brauchte, war eine Lektion, welche Folgen törichter Widerstand gegen die Volksbefreiungsfront nach sich zog. Sie waren nicht unbedingt schlechte Leute, nur fehlgeleitet, und er hoffte, durch diese simple Lektion würden sie ihren Fehler einsehen.
    Sie fingen mit der Frau des Bürgermeisters an. Das dauerte zwanzig Minuten.
    Ich muß etwas unternehmen! hielt Kelly sich vor.
    Aber das sind elf Mann, du Idiot! Der Major mochte ja ein sadistisches Arschloch sein, aber es war auch nicht anzunehmen, daß seine zehn Soldaten wegen ihrer Menschenfreundlichkeit für diese Aufgabe ausgesucht worden waren. Ohne Zweifel würden auch sie zuverlässig, routiniert und voller Hingabe ans Werk gehen. Wie jemand so etwas hingebungsvoll ausführen konnte, ging über Kellys Vorstellungsvermögen. Aber er konnte es sich nicht leisten, die Tatsache zu ignorieren, daß es so war.
    Wo blieb das verdammte Team, das den Gegenschlag führen sollte? Er hatte sie bereits vor vi erzig Minuten angefunkt und ein Hubschrauber brauchte vom Basislager bis zum Dorf nicht mehr als zwanzig Minuten. Es ging ihnen um diesen Major. Sein Trupp wäre sicherlich auch recht nützlich, aber vor allem wollten sie diesen Major in die Finger kriegen, und zwar lebend. Er wußte nämlich, wo sich die örtlichen politischen Führer aufhielten, die

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