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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die keine Möglichkeit harten, sich wie Kelly in Taiwan zu amüsieren. Der Mann, der Kelly am nächsten stand, hatte seine Chance noch nicht bekommen, und es sah ganz so aus, als würde es dabei bleiben. Der Dorfhäuptling hatte nicht genügend Töchter, oder vielleicht war der Mann auch bei seinem Major schlecht angeschrieben. Was auch immer, an diesem Abend kam er nicht zum Zuge, und das mußte ihm gewaltig stinken. Er beobachtete seine Kameraden bei dem Vergnügen, das ihm verwehrt blieb. Vielleicht nächstes Mal... wenigstens konnte er zusehen... und als er das tat, merkte Kelly, vergaß er zum erstenmal an diesem Abend seine Pflichten.
    Kelly hatte bereits die Hälfte der Distanz zurückgelegt, als ihm bewußt wurde, was er da tat. So schnell und behutsam wie möglich kroch er voran, wobei ihm entgegenkam, daß der feuchte Grund alle Geräusche schluckte. Er hielt sich flach an den Boden gepreßt und je näher er heranrückte, desto tiefer duckte er sich, obwohl ihn das Winseln des Mädchens zur Schnelligkeit ermahnte.
    Das hättest du schon früher tun sollen, Johnny.
    Aber da war's noch nicht möglich.
    Verdammt, jetzt geht's doch genausowenig!
    In diesem Moment griff das Schicksal in Form eines Huey-Hubschraubers ein. Vielleicht waren es auch mehr als einer, die da von Südosten herankamen. Zuerst hörte Kelly nur ihr Rattern, wahrend er sich mit gezogenem Messer leise hinter dem Soldaten aufrichtete. Als er zustieß, ihm die Klinge unterhalb der Schädelbasis, dort, wo die Spinalnerven vom Hirn ausgehen, in den Hals bohrte, hatten die NVASoldaten den Hubschrauber noch nicht bemerkt. Er drehte das Messer um, wie man einen Schraubenzieher dreht. Die andere Hand hatte er dem Soldaten über den Mund gelegt. Es funktionierte. Der Körper wurde schlaff, und Kelly ließ ihn behutsam zu Boden gleiten, nicht etwa in einer Anwandlung von Mitleid, sondern nur, um Lärm zu vermeiden.
    Aber dann gab es mehr Lärm als genug. Die Hubschrauber waren näher gekommen. Der Major blickte nach oben in Richtung Südosten und erkannte die Gefahr. Mit einem Ruf wies er seine Leute an, sich zu sammeln. Dann wandte er sich um und schoß dem Mädchen in den Kopf, nachdem einer seiner Soldaten von ihr abgelassen hatte.
    Nach wenigen Sekunden hatte sich der Trupp gesammelt. Beim hastigen routinemäßigen Durchzählen stellte der Major fest, daß ein Soldat fehlte. Er blickte in Kellys Richtung, doch seine Sehfähigkeit war durch den längeren Aufenthalt am Feuer beeinträchtigt. Das einzige, was er sah, war ein farbiger Schimmer in der Luft.
    »Eins, zwei, drei«, flüsterte Kelly, als er den Bolzen aus einer seiner Splittergranate zog. Die Männer aus der 3. Sondereinsatztruppe fertigten ihre eigenen Zünder, denn man wußte ja nie, was die kleine alte Frau in der Fabrik so zusammengebastelt hatte. Ihre eigenen brannten genau fünf Sekunden, und bei »drei« schleuderte er die Granate fort. Die metallene Hülse spiegelte den orangefarbenen Schimmer des Feuers wider, und nach einem beinahe vollkommenen Wurf landete die Granate mitten im Kreis der Soldaten. Kelly lag bereits auf dem Bauch, als sie aufprallte. Dann kam der Warnruf, eine Sekunde zu spät, um noch jemanden retten zu können.
    Die Granate tötete oder verwundete sieben der Soldaten. Kelly stand schon mit seinem Karabiner im Anschlag und legte den ersten Überlebenden mit drei Kugeln in den Kopf um. Der Major war noch am Leben, er lag auf dem Boden und versuchte, seine Pistole zu ziehen, als fünf von Kellys Kugeln in seine Brust einschlugen. Sein Tod machte die Nacht zum Erfolg. Jetzt ging es nur noch um Kellys eigenes Überleben. Er hatte sich auf eine waghalsige Aktion eingelassen, und Vorsicht konnte sich jetzt als tödlich erweisen. Mit hochgerecktem Karabiner lief Kelly nach rechts. Mindestens zwei der NVA-Soldaten waren noch immer einsatzfähig. Sie trugen Waffen und waren wütend und verwirrt, so daß sie nicht fortliefen, wie es eigentlich ratsam gewesen wäre. Der erste der Hubschrauber da oben war ein Beleuchter und warf Leuchtbomben ab. Kelly fluchte, denn gerade jetzt brauchte er die Dunkelheit dringender denn je. Er entdeckte einen NVA-Soldaten und mähte ihn um, indem er sein Magazin in die laufende Figur leerte. Während er sich weiterhin nach rechts bewegte, wechselte er das Magazin. Er hoffte, den anderen Soldaten zu finden, doch in diesem Moment fiel sein Blick auf den Dorfplatz. Die Leute rannten in Panik in alle Richtungen, einige offenbar verletzt durch

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