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01 - Gnadenlos

01 - Gnadenlos

Titel: 01 - Gnadenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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die Splittergranate. Darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken erlauben. Sein Blick blieb wie festgewurzelt an den Opfern hängen - schlimmer noch, er fixierte das Feuer, und als er sich abwandte, flimmerten blau und orangefarbene Phantombilder der Flammen vor seinen Augen und trübten seine Nachtsicht. Laut genug, um sogar die Schreie der Dorfbewohner zu übertönen, setzte einer der Huey-Hubschrauber in der Nähe des Dorfes zur Landung an. Kelly versteckte sich hinter der Mauer einer Hütte, starrte in die Dunkelheit und versuchte, durch Blinzeln wieder klare Sicht zu bekommen. Solange noch dieser eine NVA-Soldat im Einsatz war, würde Kelly es nicht wagen, auf den Hubschrauber zuzulaufen. Also hielt er sich weiterhin nach rechts, obwohl er sich jetzt nur noch langsam voranpirschte. Zwischen seiner und der nächsten Hütte klaffte eine Lücke von zehn Metern; durch den Schein des Feuers wirkte sie wie ein lichtdurchfluteter Korridor. Bevor Kelly loslief, sah er noch um die Ecke, dann setzte er, zur Abwechslung mit gesenktem Kopf, zu seinem Sprint an. In seinem Blickfeld bewegte sich ein Schatten, und als er sich umwandte, um genauer hinzusehen, stolperte er und fiel zu Boden.
    Um ihn herum wirbelte Staub auf, doch er konnte nicht schnell genug ausmachen, woher der Lärm kam. Kelly rollte sich nach links, um den Schüssen auszuweichen, aber damit gelangte er genau ins Licht. Er richtete sich halb auf und ließ sich nach hinten gleiten, und während seine Augen verzweifeit nach dem Mündungsfeuer des Gewehrs suchten, stieß er mit dem Rücken gegen eine Hütte. Da! Er riß sein Gewehr hoch und feuerte, als zwei 7.62er-Kugeln in seine Brust einschlugen. Der Aufprall riß ihn um, und zwei weitere Kugeln zerstörten den Karabiner in seinen Händen. Als er die Augen wieder öffnete, lag er auf dem Rücken, und in dem Dorf war alles still. Sein erster Versuch, sich zu bewegen, hatte nichts als einen stechenden Schmerz zur Folge. Dann wurde ihm die Mündung eines Gewehrs auf die Brust gedrückt.
    »Hierher, Lieutenant!« Und dann: »Sanitäter.«
    Alles drehte sich ihm vor Augen, als man ihn näher ans Feuer schleifte. Kelly, dessen Kopf schlaff zur Seite herabhing, beobachtete, wie die Soldaten das Dorf durchkämmten und zwei der NVA-Soldaten entwaffneten und filzten.
    »Dieser Schweinehund hier lebt noch«, rief einer von ihnen.
    »Ach wirklich?« Ein anderer kam von der Leiche der Achtjährigen herüber, setzte die Mündung an die Stirn des NVA-Soldaten und drückte ab.
    »Verdammt, Harry!«
    »Laßt den Scheiß!« schrie der Lieutenant.
    »Dann sehen Sie sich mal an, was die getan haben, Sir«, schrie Harry zurück, bevor er in die Knie ging und kotzte.
    »Wo haben Sie Schmerzen?« fragte der Sanitäter, doch Kelly brachte kein Wort heraus. »Du meine Güte«, sagte er. »Lieutenant, das muß der Kerl sein, der uns gerufen hat.«
    Ein weiteres Gesicht erschien in Kellys Blickfeld, wahrscheinlich der Lieutenant, der das Kommando über das Blue Team innehatte.
    Auf einem übergroßen Abzeichen auf seiner Schulter stand, daß er der 1. Kavalleriedivision angehörte.
    »Es sieht zwar alles sauber aus, Lieutenant, aber wir durchsuchen jetzt noch mal die Umgebung«, rief die Stimme eines älteren Mannes.
    »Alle tot?«
    »Das steht fest, Sir!«
    »Wer zum Teufel sind Sie?« fragte der Lieutenant und beugte sich wieder über ihn. »Ach, einer von diesen wahnsinnigen Marines!«
    »Navy!« keuchte Kelly, wobei der Sanitäter mit einem Sprühregen von Blut eingedeckt wurde.
    »Wie bitte?« fragte Schwester O'Toole.
    Kelly riß die Augen auf. Sein rechter Arm tastete hastig seine Brust ab, während er gleichzeitig den Kopf nach allen Seiten wandte und das Zimmer absuchte. In der Ecke saß Sandy O' Toole. Sie las im Schein einer einzelnen Glühlampe.
    »Was machen Sie hier?«
    »Ich höre mir Ihren Alptraum an«, antwortete sie. »Schon zum zweitenmal. Also, Sie sollten wirklich... «
    »Ich weiß«, sagte Kelly. »Ich weiß.«

10 Pathologie
    »Ihr Revolver liegt hinten im Auto«, sagte Sergeant Douglas. »Ungeladen. Und das sollte er auch bleiben.«
    »Was ist mit Pam?« fragte Kelly von seinem Rollstuhl aus, »Wir haben ein paar Hinweise.« Douglas strengte sich nicht besonders an, seine Lüge zu vertuschen. Damit ist wohl alles klar, dachte Kelly. Irgend jemand hatte an die Zeitungen durchsickern lassen, daß Pam bereits mehrmals als Prostituierte aufgegriffen worden war, und mit dieser Enthüllung hatte der Fall all

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