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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aus rohem Fichtenholz, dessen Platte von den Kerben der Messer durchzogen war, mit denen hier Tag für Tag Gemüse geputzt oder Fleisch geschnitten worden war.
    »Kein Wunder, daß Gibson so scharf auf den Hof ist«, bemerkte Lynley. »Das ist schon etwas anderes als die St. Chad's Lane.«
    »Haben Sie ihm geglaubt, Sir?« fragte Barbara.
    Lynley, der gerade dabei war, die Schränke zu inspizieren, hielt inne.
    »Sie meinen, als er sagte, er wäre mit seiner Frau im Bett gewesen, als Teys getötet wurde? Angesichts der Beziehung zwischen den beiden ist es ein glaubhaftes Alibi, würden Sie das nicht auch sagen?«
    »Ich - ja, wahrscheinlich, Sir.«
    Er sah sie an. »Aber Sie glauben es trotzdem nicht.«
    »Es ist nur - ich hatte den Eindruck, daß sie log. Und daß sie wütend auf ihn war. Oder vielleicht auf uns.«
    Lynley ließ sich das durch den Kopf gehen. Madeline Gibson hatte tatsächlich zornig und erbittert gewirkt, hatte ihnen die Antworten auf ihre Fragen ins Gesicht gespien, ohne ihren Mann eines Blickes zu würdigen. Gibson seinerseits hatte während ihres Berichts gemächlich eine Zigarette geraucht, auf dem Gesicht einen Ausdruck ruhigen Desinteresses, in den dunklen Augen jedoch einen Schimmer heimlicher Belustigung.
    »Sie haben recht, irgendwas stimmt da nicht. Kommen Sie, gehen wir hier durch.«
    Sie traten durch eine schwere Tür in das Eßzimmer mit einem großen Mahagonitisch, auf dem eine saubere, cremefarbene Spitzendecke lag. Die gelben Rosen in der Vase waren vollkommen verwelkt und trauerten mit hängenden Köpfen. Ein zum Tisch passendes Buffet stand auf einer Seite des Raumes, in seiner Mitte ein silberner Tafelaufsatz. In einer Vitrine sah man ein wunderschönes Speiseservice, das von den Bewohnern des Hauses vermutlich nur höchst selten benutzt worden war. Wie in der Küche herrschte auch hier peinliche Ordnung. Wären nicht die Blumen gewesen, hätte man sich wie in einem Museum fühlen können.
    Erst im Wohnzimmer, das sich auf der anderen Seite des Korridors befand, stießen sie auf Zeichen von Leben und Lebendigkeit. Hier nämlich hatten die Teys ihren Gedenkschrein.
    Barbara ging Lynley voraus, doch beim Anblick des Schreins schrie sie unwillkürlich auf und wich, einen Arm erhoben, als wollte sie einen Schlag abwehren, hastig zurück.
    »Was ist denn, Sergeant?«
    Lynley, der sich aufmerksam im Zimmer umblickte, um zu sehen, was sie erschreckt hatte, entdeckte nichts als die in einem Wohnzimmer üblichen Möbelstücke und eine Sammlung von Fotografien in einer Ecke.
    »Entschuldigen Sie. Ich glaube ...« Sie lächelte verzerrt. »Entschuldigen Sie, Sir. Ich - ich glaube, ich bin hungrig oder so was. Mir war nur ein bißchen flau. Es geht schon wieder.« Sie ging hinüber zu der Zimmerecke, wo die Fotografien aufgehängt waren. Davor standen Kerzen, darunter vertrocknete Blumen. »Das muß die Mutter sein«, sagte sie.
    Lynley trat neben sie vor den dreieckigen Tisch, der genau in die Ecke eingepaßt war.
    »Ein schönes Mädchen«, sagte er gedämpft. »Denn mehr ist sie ja kaum. Sehen Sie sich das Hochzeitsfoto an. Sie sieht aus wie eine Zehnjährige, so klein und so zart.«
    Die Frage blieb unausgesprochen zwischen ihnen. Wie hatte sie einen Trampel wie Roberta hervorbringen können?
    »Finden Sie es nicht ein bißchen -« Barbara brach ab, und er sah sie fragend an. Sie preßte krampfhaft beide Hände auf den Rücken. »Ich meine, wenn er Olivia heiraten wollte, Sir.«
    Lynley stellte das letzte Bild der jungen Frau wieder zurück. Sie sah darauf aus wie Mitte Zwanzig, ein frisches, lächelndes Gesicht, Sommersprossen auf der kleinen Nase, langes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Schön wie der junge Morgen.
    »Es sieht aus, als hätte sich Teys hier in der Zimmerecke seine eigene Religion gemacht«, bemerkte er. »Makaber eigentlich, finden Sie nicht?«
    »Ich -« Sie riß den Blick von dem Bild los. »Doch, Sir.«
    Lynley wandte seine Aufmerksamkeit dem Rest des Zimmers zu. Hier hatten Menschen gelebt, das sah man: eine bequeme, vielbenützte Couch, mehrere Sessel, ein Korb mit Zeitschriften, ein Fernsehapparat, ein kleiner Sekretär. Lynley machte ihn auf, fand säuberlich geordnetes Briefpapier, ein Kästchen mit Briefmarken, drei unbezahlte Rechnungen. Er sah sie sich an: von der Apotheke für Schlaftabletten, die beiden anderen für Strom und Telefon. Die letzte Rechnung studierte er genauer, aber sie enthielt nichts von Interesse. Keine Ferngespräche. Alles

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