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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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unschuldig. Er hatte so ein - ein großartiges Bild von mir. Er sah mich als eine Art Wikingerprinzessin, eine Schneekönigin. Wie konnte ich ihm da sagen, daß ich einen Mann und zwei Kinder hatte, die ich auf einem Bauernhof zurückgelassen hatte?«
    »Was hätte sich geändert, wenn er es erfahren hätte?«
    »Nichts wahrscheinlich. Aber damals glaubte ich, alles würde sich ändern. Ich glaubte, er würde mich nicht wollen, wenn er die Wahrheit erführe. Die ganze Zeit hatte ich die Liebe gesucht, Inspector. Und da war sie nun endlich. Wie konnte ich es da riskieren, daß sie mir wieder entwischen würde?«
    »Aber Sie sind hier nur zwei Stunden von Keldale entfernt. Hatten Sie nie Angst, William könnte eines Tages in Ihrem Leben auftauchen? Und wenn nur durch eine zufällige Begegnung auf der Straße.«
    »William ist nie aus Keldale hinausgekommen. Nicht ein einziges Mal in den Jahren unserer Ehe verließ er es. Er wollte gar nicht weg. Er hatte dort alles, was er brauchte: seine Kinder, seine Religion, seinen Hof. Weshalb hätte er nach York kommen sollen? Außerdem dachte ich zuerst, wir würden nach London ziehen. Russells Familie lebt dort. Ich hatte keine Ahnung, daß wir hier hängenbleiben würden. Aber wir blieben. Fünf Jahre später wurde Rebecca geboren. Und achtzehn Monate nach ihr kam William.«
    »William?!«
    »Sie können sich wohl vorstellen, wie mir zumute war, als Russell ihn William nennen wollte. Das ist der Name seines Vaters. Da konnte ich doch nicht ablehnen.«
    »Dann leben Sie also seit neunzehn Jahren hier in York?«
    »Ja«, antwortete sie. »Zuerst in einer kleinen Wohnung in der Stadtmitte, dann in einem Reihenhaus in der Nähe der Bishopthorpe Road, und letztes Jahr kauften wir das Haus hier. Wir haben lange darauf gespart. Russell nahm noch einen zweiten Job an, und ich hatte meine Arbeit im Museum. Wir waren so glücklich.« Sie versuchte mit einem Zwinkern, die aufkommenden Tränen zu vertreiben. »Bis jetzt. Sie sind gekommen, um mich zu holen, nicht wahr? Oder bringen Sie mir nur eine Nachricht?«
    »Wissen Sie es denn nicht? Haben Sie es nicht gelesen?«
    »Gelesen? Ist etwas - er ist doch nicht ...«
    Tessa blickte angstvoll von Lynley zu Barbara. Sie schien etwas in ihren Gesichtern zu lesen, das sie sehr beunruhigte.
    »An dem Abend, als Russell ging, war er außer sich. Ich dachte, wenn ich nichts sagte und nichts täte, würde sich alles von selbst lösen. Er würde wieder nach Hause kommen und -«
    Lynley erkannte, daß sie völlig aneinander vorbeiredeten.
    »Mrs. Mowrey«, sagte er, »wissen Sie denn nicht, was Ihrem Mann passiert ist?«
    Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    »Russell«, flüsterte sie. »Er ging an dem Samstag weg, als der Detektiv hier war. Vor drei Wochen. Seitdem war er nicht wieder zu Hause.«

    »Mrs. Mowrey«, sagte Lynley behutsam. »William Teys wurde vor drei Wochen ermordet. In der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht. Man beschuldigt Ihre Tochter Roberta, das Verbrechen begangen zu haben.«
    Wenn sie gefürchtet hatten, sie würde ohnmächtig werden, so hatten sie sich getäuscht. Fast eine volle Minute lang starrte sie sie wortlos an, dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu.
    »Rebecca kommt bald nach Hause«, sagte sie tonlos. »Sie kommt zum Mittagessen immer nach Hause. Sie wird nach ihrem Vater fragen. Das tut sie jeden Tag. Sie weiß, daß etwas nicht stimmt, aber bis jetzt konnte ich ihr das meiste verheimlichen.« Mit zitternder Hand berührte sie ihre Wange. »Ich weiß, daß Russell nach London gefahren ist. Ich habe seine Eltern nicht angerufen, weil ich nicht wollte, daß sie merken, daß etwas nicht in Ordnung ist. Aber ich weiß, daß er zu ihnen nach London gefahren ist. Ich weiß es.«
    »Haben Sie ein Foto von Ihrem Mann?« fragte Lynley. »Und die Londoner Adresse seiner Eltern?«
    Sie fuhr herum. »Er war es nicht!« rief sie leidenschaftlich. »Er hat nicht ein einzigesmal die Hand erhoben, um seine Kinder zu schlagen. Er war außer sich, zornig - ja, das sagte ich schon -, aber sein Zorn galt mir, nicht William. Niemals wäre er losgefahren und hätte -«
    Sie begann zu weinen. Es waren vielleicht die ersten Tränen, die sie seit drei qualvollen Wochen vergoß. Sie drückte die Stirn an die Fensterscheibe und weinte so bitterlich, als könne sie niemals getröstet werden.
    Barbara stand auf und ging aus dem Zimmer. Guter Gott, wo geht sie denn hin? fragte sich Lynley und

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