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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Betonblöcke, rote Schindeln schwangen sich zu einem spitzen Giebel empor, Erkerfenster mit weißen Stores gestatteten einen verschleierten Blick auf Wohn- und Eßzimmer rechts und links der Haustür. Auf dem Dach der Garage war eine große Terrasse angelegt. Dort oben hatten sie Tessa das erstemal gesehen.
    Sie trat aus der Tür, um die Topfpflanzen zu gießen. Ihr blondes Haar flatterte leicht im Wind, während sie zu den Dahlien und Chrysanthemen ging, die eine herbstlich bunte Wand vor dem weißen Gitter bildeten. Sie sah den Bentley und zögerte, die Gießkanne halb erhoben. So stand sie im späten Morgenlicht, wie von Renoir im Moment der Überraschung eingefangen.
    Und sie sah, wie Lynley beinahe erbittert feststellte, nicht einen Tag älter aus als auf dem Foto, das neunzehn Jahre zuvor aufgenommen war und blumengeschmückt im Gedenkschrein auf dem Teys-Hof stand.
    »Und das nennt man dann Lohn der Sünde«, murmelte er.

8
    »Vielleicht steht auf dem Speicher ein Porträt«, meinte Barbara.
    Lynley sah sie erstaunt an. Bisher hatte sie sich so gewissenhaft darauf konzentriert, sich angemessen zu verhalten, jeder seiner Anweisungen ohne Widerspruch und augenblicklich nachzukommen, daß dieser plötzliche Ausbruch aus dem Muster, diese witzige Bemerkung ihn verblüffte. Aber auf angenehme Art.
    »Alle Achtung, Sergeant«, sagte er lachend. »Mal sehen, was Mrs. Mowrey zu sagen hat.«
    Sie öffnete ihnen selbst und blickte mit Verwirrung und einem Anflug von Angst, die sie nur schwer verbergen konnte, von einem zum anderen. »Guten Morgen«, sagte sie.
    Hier, aus der Nähe betrachtet, sah sie schon eher wie eine Frau aus, die sich der Lebensmitte näherte. Doch das Haar war immer noch sonnenblond, die Gestalt gertenschlank, die Haut zart und praktisch ohne Fältchen.
    Lynley zeigte ihr seinen Dienstausweis.
    »Scotland Yard. Kriminalpolizei. Gestatten Sie, daß wir hereinkommen, Mrs. Mowrey?«
    Sie schaute von Lynley zu Barbaras verschlossenem Gesicht und wieder zurück. »Bitte sehr.« Ihre Stimme war ganz ruhig, höflich und warm. Doch ihre Bewegungen hatten etwas Abgehacktes, Starres, das auf unterdrückte Gefühle schließen ließ.
    Sie führte sie nach links durch eine offene Tür in das Wohnzimmer und forderte sie mit einer wortlosen Geste auf, Platz zu nehmen. Es war ein hell und geschmackvoll eingerichtetes Zimmer mit modernen Möbeln und lichten Farben. Irgendwo tickte eine Uhr, leicht und schnell wie ein beschleunigter Puls. Hier herrschte nicht das wilde Chaos wie bei Olivia Odell, aber auch nicht die sterile Ordnung des Teys-Hofs. Dieses Zimmer war unverkennbar der Gemeinschaftsraum einer lebensfrohen Familie, deren Mitglieder gut miteinander lebten. Schnappschüsse und ein paar kleine Reiseandenken standen auf den Regalen, und zwischen den Büchern lagen ein Stapel Gesellschaftsspiele und verschiedene Kartenspiele.
    Tessa Mowrey nahm einen Sessel in der Ecke, wo das Licht am schwächsten war. Sie setzte sich vorn auf seine Kante, den Rücken gerade, die Beine übereinandergeschlagen, die Hände im Schoß gefaltet. Sie trug nur einen einfachen goldenen Trauring. Sie fragte nicht nach dem Grund des Besuchs der beiden Beamten, sah stumm zu, wie Lynley zum offenen Kamin ging und die Fotos betrachtete, die auf dem Sims standen.
    »Ihre Kinder?« fragte er.
    Es waren zwei, ein Mädchen und ein Junge. Die Aufnahmen stammten von einem Urlaub in St. Ives. Er erkannte die vertraute Rundung der Bucht, die grauweißen Häuser, die sich am Wasserrand zusammendrängten.
    »Ja«, antwortete sie. Mehr sagte sie nicht. Stumm erwartete sie das Unvermeidliche. Das Schweigen dauerte an. Die reine Nervosität trieb sie schließlich, es zu brechen.
    »Hat Russell Sie angerufen?« In ihrer Stimme lag ein leichter Unterton der Verzweiflung. »Ich dachte mir, daß er das vielleicht tun würde. Obwohl es ja schon drei Wochen her ist. Ich hatte angefangen zu hoffen, daß er mich nur strafen wollte, bis wir uns richtig ausgesprochen hätten.« Sie zeigte Unbehagen, als Barbara ihren Block herauszog. »Ach, muß das sein?«
    »Leider, ja«, antwortete Lynley.
    »Dann werde ich Ihnen alles erzählen. Das ist das beste.« Sie sah zu ihren Händen hinunter und schob sie fester ineinander.
    Merkwürdig, dachte Lynley, wie wir Menschen unweigerlich auf die gleichen Gesten zurückgreifen, wenn wir innere Not signalisieren. Eine zum Hals erhobene Hand, Arme, die schützend den Oberkörper umfassen, ein hastiges Zupfen an der

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