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01 - Gott schütze dieses Haus

01 - Gott schütze dieses Haus

Titel: 01 - Gott schütze dieses Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Sie das verstehen, Inspector?«
    »Wer könnte das nicht verstehen«, antwortete Lynley.
    »Ich dachte, wenn wir ein zweites Kind bekämen, würde jeder von uns einen Menschen haben, mit dem ihn eine besondere Liebe verband. Deshalb - deshalb lockte ich William in mein Bett zurück.«
    »Zurück?«
    »Ja, zurück. Er hatte mich kurz nach Gillys Geburt verlassen und angefangen, anderswo zu schlafen. Auf dem Sofa, im Nähzimmer, ganz gleich, wo, nur nicht bei mir.«
    »Warum?«
    »Seine Entschuldigung war, daß Gillys Geburt für mich so schwer gewesen sei. Er wolle vermeiden, daß ich noch einmal schwanger werden und die ganze Tortur wieder würde durchmachen müssen.«
    »Es gibt doch Verhütungsmittel.«
    »William ist katholisch, Inspector. Da gibt es keine Verhütungsmittel.«
    Sie drehte sich vom Fenster weg, ihnen wieder zu. Das Licht entzog ihren Wangen die Farbe und vertiefte die Falten von der Nase zu den Mundwinkeln. Wenn sie sich dessen bewußt war, so versuchte sie nicht, es zu vermeiden. Vielmehr blieb sie ruhig stehen, als wolle sie ihr Alter offenbaren.
    »Aber wenn ich heute zurückblicke, glaube ich, daß es nicht die mögliche Schwangerschaft war, die William fürchtete, sondern die Sexualität. Jedenfalls gelang es mir schließlich, ihn wieder in mein Bett zu holen. Und acht Jahre nach Gilly wurde Roberta geboren.«
    »Warum sind Sie trotzdem gegangen? Obwohl Sie nun hatten, was Sie wollten - ein zweites Kind, dem Sie Ihre Liebe geben konnten.«
    »Weil alles wieder von vorn anfing. Genau wie beim ersten Kind. Sie gehörte mir sowenig wie Gillian. Ich liebte meine beiden kleinen Töchter, aber ich durfte mich nicht um sie kümmern, jedenfalls nicht so, wie ich es mir wünschte. Es entstand keine Nähe. Ich hatte nichts.« Ihre Stimme bebte bei den letzten Worten. Sie richtete sich auf, drückte die verschränkten Arme fester an die Brust und fand die Fassung wieder. »Ich hatte wieder nur Darcy. Meine Bücher.«
    »Und da gingen Sie?«
    »Ich wachte einige Wochen nach Robertas Geburt eines Morgens auf und wußte, daß ich verkümmern würde, wenn ich blieb. Ich war dreiundzwanzig. Ich hatte zwei Kinder, die ich nicht lieben durfte, und einen Mann, der schon morgens vor dem Ankleiden die Bibel las. Ich schaute zum Fenster hinaus, sah den Weg zum High Kel Moor hinauf und wußte, daß ich noch an diesem Tag gehen würde.«
    »Versuchte er denn nicht, sie zu halten?«
    »Nein. Ich wünschte mir das natürlich. Aber er tat es nicht. Mit einem kleinen Koffer und fünfundzwanzig Pfund in der Tasche verließ ich sein Haus und verschwand aus seinem Leben. Ich ging nach York.«
    »Er hat Sie nie gesucht? Nie versucht, Sie zurückzuholen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe mich nie bei ihm gemeldet. Ich war einfach nicht mehr da. Aber für William hatte ich ja schon so viele Jahre vorher aufgehört zu existieren. Da spielte das gar keine Rolle mehr.«
    »Warum ließen Sie sich nicht scheiden?«
    »Weil ich nicht die Absicht hatte, je wieder zu heiraten. Ich kam nach York, weil ich Wissen und Bildung suchte, nicht aber einen anderen Mann. Ich wollte eine Zeitlang arbeiten, Geld sparen und dann nach London gehen oder vielleicht sogar in die Staaten emigrieren. Aber schon sechs Wochen nach meiner Ankunft in York kam alles ganz anders. Da traf ich Russell Mowrey.« »Wie lernten Sie sich kennen?«
    Sie lächelte bei dieser Erinnerung.
    »Als man hier mit den Ausgrabungen aus der Wikingerzeit anfing, wurde ein Teil der Stadt eingezäunt.«
    »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Russell gehörte zum Ausgrabungsteam. Er war damals gerade mit seinem Studium in London fertig. Ich stand da und steckte den Kopf durch ein Loch im Zaun, weil ich sehen wollte, was da passierte, und plötzlich sah Russell mich. Seine ersten Worte waren: ›Mensch, eine richtige nordische Göttin!‹, und dann wurde er knallrot. Ich glaube, schon da verliebte ich mich in ihn. Er war sechsundzwanzig. Er trug eine Brille, die ihm dauernd runterrutschte, eine völlig verdreckte Hose und ein Sweatshirt mit Uniemblem. Als er herüberkam, weil er mit mir sprechen wollte, rutschte er im Schlamm aus und setzte sich direkt auf den Hosenboden.«
    »Ein Darcy war das nicht«, bemerkte Lynley lächelnd.
    »Nein. Viel mehr. Wir haben vier Wochen später geheiratet.«
    »Warum haben Sie ihm nicht von William erzählt?«
    Sie seufzte und schien nach Worten zu suchen, die es ihnen ermöglichen würden, sie zu verstehen.
    »Russell war so ahnungslos, so

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