01 - Hexenpower
Hügel hinab. Er war ziemlich steil, und ihr Mountainbike hatte schon kräftig an Fahrt gewonnen. Gott sei Dank war wenig Verkehr. Weiter unten fuhren zwei Kids auf ihren Skateboards aus einer Einfahrt, um per Schußfahrt den Abhang hinunterzusausen.
Phoebe lächelte. Was die beiden da machten, war ziemlich gefährlich, aber sie hatte sich von so etwas auch nie abhalten lassen, als sie noch ein Teenager war.
Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Instinktiv betätigte sie die Handbremsen des Bikes. Sie kam schlingernd zum Stehen und stützte sich schließlich auf dem Asphalt ab.
In ihrem Kopf dröhnte es, und ein Prickeln lief ihr Rückgrat herauf und herunter. Phoebe atmete tief durch und schloß die Augen. Zu ihrer Überraschung konnte sie immer noch sehen, wenn auch verzerrt, und alles schien zu pulsieren. Sie brauchte ein paar Sekunden bis sie erkannte, daß sie die Kreuzung weiter unten am Fuß des Hügels sah. Und da waren auch die Kids auf ihren Boards.
Phoebe keuchte. Das war doch nicht möglich. Sie hatte so etwas wie eine Erscheinung oder einen Tagtraum!
Die Kids waren nun fast an der Kreuzung, plötzlich schoß ein blauer Saab von links heran. Der Fahrer hatte die Jungs nicht gesehen, und obwohl er bremste, konnte Phoebe sehen, daß die Sache schlimm ausgehen würde.
Sie riß die Augen fast gewaltsam wieder auf. Egal, was sie da gerade gesehen hatte: Wenn es stimmte, mußte sie es verhindern!
Die beiden Kids waren gerade dabei, mit ihren Skateboards zu beschleunigen. Drei-, vierhundert Meter trennten sie noch von der Kreuzung .
Phoebe trat in die Pedale und gewann schnell an Fahrt. Sie hatte keine Ahnung, warum sie so sicher war, was passieren würde, aber darüber konnte sie jetzt nicht nachdenken. Die Jungs befanden sich noch auf dem Bürgersteig, etwa fünfzig Meter vor Phoebe und zweihundert Meter vor der Kreuzung. Gleich würden sie auf die Straße abbiegen!
Phoebe strampelte noch heftiger, und gerade als die Kids in Richtung Bordsteinkante abbogen, um auf den Asphalt zu springen, war sie neben ihnen und versperrte den Weg. Erschreckt sprangen die Jungs von ihren Boards und blickten der »blöden Zicke« nach, die nun in rasendem Tempo auf die Kreuzung zurollte.
Phoebe blickte kurz zurück und atmete erleichtert durch. Das war noch mal gut gegangen. Dann sah sie wieder nach vorn - direkt auf den Saab, der ihr den Weg abschnitt!
Die Bremsen des Wagens und die des Fahrrades quietschten gleichzeitig, aber es war zu spät: Phoebes Vorderrad knallte gegen die Stoßstange des Autos, und als das Bike ruckartig zum Stehen kam, nutzte Phoebes Körper die Trägheitsgesetze, um in hohem Bogen über die Motorhaube zu segeln.
Obwohl der Vorgang nur zwei Sekunden dauerte, bekam Phoebe alles wie in Zeitlupe mit: Der Flug durch die Luft, der herannahende Asphalt, der Versuch einer Rolle als Überrest aus
dem Selbstverteidigungskurs an der Highschool ...
Dann schlug sie auf. Bunte Blumen und farbenprächtige Sternensysteme wurden in ihrem Kopf geboren, Organe in ihrem Körper schienen sich zu verschieben, und ein paar Knochen und Gelenke knackten auf eine Art, die man nur als »ungesund« bezeichnen konnte.
Am Bordstein rollte ihr Körper endlich aus. Zu ihrer eigenen Überraschung war sie nicht ohnmächtig. Sie öffnete die Augen und stemmte sich auf. Alles drehte sich im Kreis wie nach einem schlechten Joint. Als ihre Pupillen das Umfeld wieder halbwegs in brauchbare Bilder zwingen konnten, erkannte sie eine Katze, die in einem Vorgarten saß und sie ruhig ansah.
Das schöne schlanke Tier trug ein seltsames Medaillon mit einer ungewöhnlichen Verzierung.
Phoebe entschied, über die Verzierung ein wenig nachzudenken.
Dann wurde sie ohnmächtig.
Prue haßte Krankenhäuser nicht erst, seit sie Grandma hier eingeliefert hatten. Die Hektik, der Geruch, das Licht - alles stieß ihr auf.
Sie bahnte sich einen Weg durch die Eingangshalle zum Empfangstresen. Eine der beiden Schwestern war mit einem anderen Besucher beschäftigt, darum wandte sich Prue an die gemütlich aussehende Kollegin. »Hi, ich suche nach Phoebe Halliwell. Sie ist hier eingeliefert worden. Ich bin Prue, ihre Schwester.«
Während die Schwester ihre Einlieferungstabelle durchsah, konnte Prue nicht verhindern, daß sie das Gespräch der anderen Empfangsdame mithörte, die ihren Besucher fragte: »Wie war doch gleich der Name?«
Der Mann, der mit dem Rücken zu ihr stand, antwortete mit ruhiger, sonorer Stimme: »Inspector Andy
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