01 - Hexenpower
verhindern.«
Das war's! Prue kochte. Sie war so wütend auf diesen eitlen, machtgeilen Gockel, daß sie ... in diesem Augenblick den teuren Füller bemerkte, der in seiner Hemdtasche steckte.
Sie hatte keine Ahnung, was genau in den nächsten zwei Sekunden geschah. Ihr Blick fixierte sich auf das Schreibgerät, und alles darum herum schien zu verschwimmen. Sie fühlte einen warmen Strom, wie sanfte Energie, aus ihrem Kopf zu Rogers Brusttasche strömen.
In diesem Augenblick platzte die Patrone in Rogers Füller, und ein häßlicher blauer Fleck breitete sich auf seinem exklusiven, mit Monogramm versehenen Hemd aus.
Als Roger das Malheur bemerkte und mit einer hastigen Bewegung versuchte, den Füller aus der Hemdtasche zu ziehen, schnappte Prue mit einem Ruck wieder in die Realität zurück.
Sie drehte sich um und verließ so schnell wie möglich das Museum.
Piper wirtschaftete wie eine Wilde in der Küche des exklusiven »quake«-Restaurants. Dies war ihr großes Bewerbungsmenü, und nach den Ereignissen der letzten Nacht hatte sie alle Mühe, ihre Gedanken beisammen zu halten.
Sie blickte auf die Speisen, die vor ihr standen. Das sah alles ganz prima aus, es fehlte eigentlich nur noch der Portwein für das Abschmecken der Soße .
In diesem Moment trat der Maître, Monsieur More, in die Küche. Piper war ziemlich sicher, daß er Amerikaner war, aber er gab sich diesen lächerlich französischen Akzent, um bei der Schickeria von San Francisco Eindruck zu schinden. »Ah, Miss Alliwell«, rief er übertrieben, »da sind Sie ja!«
Piper riß sich zusammen, um sich die Nervosität nicht anmerken zu lassen. »Ja, und ich bin schon so gut wie ...«
»Ah, ah, ah«, unterbrach sie der Flegel, »wir 'aben 'ier nicht die Zeit für eitel Gerede. Isch sehe die geröstete Schweinsfilet, die Kartöffelschen dauphine, un' die Soß'. Tres bon, tres bon.«
Er schnappte sich einen Löffel, um die Soße zu probieren.
Die Soße! Siedendheiß fiel Piper ein, daß sie diese noch nicht mit dem Port verfeinert hatte.
»Halt!« warf sie ein. »Da fehlt noch was.«
Maître More winkte müde ab. »Cherie, isch 'abe schon Speisen beurteilt, da 'aben Sie noch Rezepte aus Frauenmagazinen ausgeschnitten.«
Piper war nahe dran, durchzudrehen. Wenn der Chefkoch die Soße im jetzigen Zustand probierte, konnte sie sich den Job im »quake« abschminken.
Sie konzentrierte sich, um den Maître noch einmal eindringlich zu bitten, noch einen Moment zu warten. Sie hob leicht die Hände, um ihn anzusprechen, als plötzlich alles stillstand.
Einige Sekunden lang geschah gar nichts. Piper hielt den Atem an.
Das war ein Scherz, das mußte ein Scherz sein. Maître More stand wie angewurzelt mit dem Löffel an den Lippen. Alles war totenstill, selbst das Schweinefilet in der Pfanne brutzelte nicht. Piper fühlte sich wie bei einem Kinoabend, bei dem jemand auf die Pausetaste am Videorekorder gedrückt hatte.
»Maître More?« frage sie vorsichtig. Keine Antwort.
»Maître More?«
Wieder nichts. Sie wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht hin und her, aber er blieb starr wie eine griechische Statue, wenn auch in weit dämlicherer Haltung.
Pipers Gedanken überschlugen sich. Gut, sie konnte das hier nicht erklären. Seit letzter Nacht konnte sie einiges nicht erklären. Aber sie konnte das beste daraus machen. Mit zwei schnellen Schritten war sie beim Zutatentisch, nahm eine KochPipette, und sog ein paar Tropfen Portwein hinein. Dann trat sie zum Maître und tröpfelte die Flüssigkeit vorsichtig auf den Löffel mit der Soße.
Sie hatte kaum einen Schritt zurück gemacht, als die Zeit weiterlief. Das Filet brutzelte in der Pfanne, und Maître More kostete.
Er mummelte zwei Sekunden an der Soße herum, dann stand sein Urteil fest: »Sehr gutt. Wirklisch magnifique.«
Piper grinste zufrieden. Ihr war egal, was da gerade passiert war. Es hatte ihr den Job gerettet.
»Hören Sie«, flötete Roger auf seine arrogant-selbstherrliche Art in den Telefonhörer, »schließlich bin ich es gewesen, der auf die Idee kam, mit Hilfe der privaten Spenden das Interesse der Firmen anzukurbeln. Ich habe die Sache von Anfang an in der Hand gehabt. Wir wissen doch beide, wer wirklich ...«
Er brach ab, als er Prue in sein Büro kommen sah. Auch die Beine nahm er von seinem Schreibtisch, als wäre er bei etwas Unanständigem erwischt worden.
Prue wollte die Sache so kurz wie möglich machen. »Ich kündige.«
Die Ankündigung traf Roger völlig unerwartet,
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