01 - Hexenpower
vom Hügel über die Stadt. Im hellen Tageslicht schien alles so unwirklich - das »Buch der Schatten «, die Zaubersprüche. Sogar die »Macht der Drei«, was auch immer das sein mochte.
Piper kam aus dem Haus und gesellte sich zu ihr. »Wow, du bist aber früh auf.«
Phoebe nickte gedankenverloren. »Ich habe gar nicht geschlafen.«
Piper lächelte tapfer. »Erzähl mir jetzt nicht, daß du dir ein schwarzes Kleid angezogen hast und die ganze Nacht auf einem Besen durch die Gegend geflogen bist.«
»Wohl kaum«, lachte Phoebe, »der einzige Besen, den ich je besessen habe, hat den Wandschrank nie verlassen.«
»Was hast du dann gemacht?«
»Ich habe gelesen. Ist Prue noch da?«
Piper schüttelte den Kopf. »Sie ist heute sehr früh zur Arbeit gegangen. Hast du so richtig, ich meine, >laut< gelesen?«
Nun schüttelte Phoebe ihren Kopf mit dem pfiffigen Kurzhaarschnitt. »Nein.«
Piper ahnte, daß da mehr war. »Aber?«
»Laut dem >Buch der Schatten< war eine unserer Ahninnen eine Hexe. Ihr Name war Melinda Warren.«
Auf dieses Thema hatte Piper nun wirklich keine Lust. »Und wir haben auch einen Cousin, der ein Spinner ist, eine Tante mit Wahnvorstellungen und einen unsichtbaren Vater.«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Das ist was anderes. Sie praktizierte die Hexenkunst und hatte drei magische Kräfte: Sie konnte Gegenstände mit der Macht ihres Geistes bewegen, in die Zukunft sehen und die Zeit anhalten. Bevor sie auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, schwor sie, daß jede ihrer weiblichen Nachkommen stärker und stärker werden würde, bis eines Tages drei Schwestern einander fänden, die die stärksten Hexen ihrer Zeit sein würden.«
Piper ahnte, daß Phoebe sich da in etwas hineinsteigerte. »Hör zu: Ich weiß, die Sache letzte Nacht war seltsam und unerklärlich, aber wir sind keine Hexen, okay? Wir haben keine besonderen Kräfte. Unsere Großmutter war keine Hexe, unsere Mom war auch keine. Was sagst du nun, Spürnase?«
Sie erhob sich und machte sich auf den Weg zu ihrem Wagen, in der Hoffnung, damit diesem
Hokuspokus-Thema ein Ende bereiten zu können. Doch Phoebe rief ihr nach: »Wir sind die Beschützer der Unschuldigen, auch bekannt als >Die vom Glück Erwählten!««
»Es hat einen Änderung gegeben«, sagte Roger, als er mit Prue durch die Ausstellungsräume des Museums ging. »Bezüglich der Beals-Ausstellung?« fragte Prue, die keine Ahnung hatte, worauf diese kryptische Andeutung hinauslief.
Roger nickte knapp. »Die privaten Spenden, die du aufgetrieben hast, haben zu einem enormen Interesse von Seiten industrieller Sponsoren geführt. Die Beals-Stücke werden nun Teil unserer permanenten Ausstellung.«
»Das ist hervorragend.« Prue freute sich, ahnte aber, daß da ein Haken sein mußte.
Roger zierte sich ein wenig, bevor er mit der Sprache herausrückte. »Der Vorstand des Museums möchte aus diesem Grund jemanden mit besserer Qualifikation mit der Verwaltung der Stücke betrauen.«
Er sah Prue einige Sekunden lang an. »Du siehst überrascht aus.«
Nach zwei weiteren Sekunden hatte Prue ihre Fassung wieder. »Das täuscht. Ich bin nicht überrascht, ich bin stinksauer! Ich habe diese Ausstellung nicht nur von Anfang an betreut, ich war auch der Kurator, der die Stücke überhaupt erst für das Museum gesichtet hat.«
Roger sah betreten, aber wenig schamvoll auf seine Fingerspitzen. Jetzt erst dämmerte es Prue. »Du bist die Person, die angeblich die bessere Qualifikation hat, oder?«
Er tat empört. »Nun ja, ich konnte den Wunsch des Vorstandes schlecht ablehnen. Und du solltest dich freuen: Was gut für mich ist, ist letzten Endes auch gut für dich. Stimmt's, Miss Halliwell?«
Prue war kurz davor, ihm ins Gesicht zu schlagen. Es ging nicht um die Ausstellung, nicht um die Qualifikation. Dies war ein Spiel um Macht. »Miss Halliwell? Seit wann sprechen wir uns nicht mehr beim Vornamen an? Seit wir nicht mehr miteinander schlafen? Oder seit ich dir den Verlobungsring zurückgegeben habe, Roger?«
Er setzte sein smartestes Grinsen auf. »Ich wußte ja nicht, daß das eine das andere bedingt, auch wenn ich das eine mit Sicherheit mehr genossen habe als das andere.«
»Bastard«, knirschte sie und drehte sich in Richtung Ausgang.
Roger hielt sie am Arm fest. »Prue, warte.«
Innerlich gab sie ihm noch die eine Chance, sich zu entschuldigen, auch wenn er es nicht verdient hatte.
»Ich glaube, ich sollte noch etwas sagen, und sei es nur, um eine Klage zu
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