01 - Hexenpower
Trudeau,
Mordkommission. Doktor Gordon erwartet mich.«
Für einen Moment glaubte Prue, sich verhört zu haben. Das konnte doch nicht der Andy Trudeau sein?
Sie berührte ihn vorsichtig am Arm. »Andy?«
Der Mann drehte sich um, und in diesem Moment wußte Prue, daß sie sich nicht geirrt hatte. Allerdings war sie überrascht, wie weich ihre Knie mit einem Mal wurden.
Andy schien einige Sekunden zu brauchen, bis er das Gesicht der hübschen jungen Frau zuordnen konnte. »Prue?!«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Das ist ja kaum zu fassen. Wie geht's dir denn?«
Sie war nicht weniger verlegen als er. »Gut. Und selbst?« »Prima. Ich kann nur nicht glauben, daß ich dich hier treffe.«
Sie nickte. »Ich hole Phoebe ab. Sie hatte einen Unfall.«
»Ist sie okay?« Andy schien ehrlich besorgt.
»Wird schon wieder«, antwortete Prue. »Was machst du hier?«
»Polizeiliche Untersuchung«, sagte er knapp. Anscheinend sprach er nicht gerne über seine Arbeit.
Einen Moment lang herrschte zwischen ihnen eine unbehagliche Stille. Prue hatte Andy seit sieben Jahren nicht gesehen, und sie hatte ihn eigentlich längst abgehakt. Und nun radierte etwas in ihrem Kopf diesen Haken wieder fort.
Eine Schwester mit einem Clipboard trat zu ihnen. »Miss Halliwell? Ihre Schwester ist noch im
Röntgen-Zimmer. Inspector? Das Büro von Doktor Gordon befindet sich auf der linken Seite gleich hier den Gang hinunter. Er hat aber noch einen Patienten.«
Prue und Andy bedankten sich artig, dann kehrte die beklommene Stille zurück. Andy knetete seine Hände. »Na dann, es war schön, dich wiederzusehen.«
Prue blickte auf ihre Fußspitzen. »Stimmt, finde ich auch.
Paß auf dich auf.«
Sie machten Anstalten, sich in verschiedene Richtungen wegzudrehen, aber ein unsichtbares Gummiband schien sie festzuhalten.
Sag was, gellte es in Prues Oberstübchen. Sag was, bevor er wieder weg ist.
Andy räusperte sich. »Deine Schwester braucht ja noch ein bißchen, und Doktor Gordon auch. Meinst du, wir könnten die Wartezeit mit einem Kaffee überbrücken?«
In Gedanken schickte Prue ein Stoßgebet gen Himmel. Aus ihrem Mund kam nur ein gestammeltes »Ja, gerne«.
Der Kaffee war lausig und noch dazu lauwarm, und die Stühle in der Krankenhaus-Cafeteria indiskutabel, aber das war Prue und Andy egal. Sie waren froh, ein wenig von der verlorenen Zeit wieder gutmachen zu können.
»So, du bist also jetzt Inspector«, bemerkte sie anerkennend.
Er grinste bescheiden. »Na ja, in jeder anderen Stadt dieses Landes nennt man das Detective.«
»Mir gefallt Inspector.« Sie lächelte unsicher.
»Da geht es mir doch gleich viel besser«. Er nahm einen Schluck Kaffee, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen.
Prue war bemüht, das Gespräch auf dem halbwegs sicheren Terrain des Smalltalks zu halten. »Dein Vater muß sehr stolz auf dich sein.«
Andy nickte. »Eine neuer Trudeau mit Marke - alles, was er sich immer gewünscht hat. Und wie sieht's bei dir aus? Eroberst du die Welt im Sturm, wie du es immer vorgehabt hast?«
Nun senkte Prue den Blick. Das Thema war ihr unangenehm. »Ich bin wieder in das Haus meiner Großmutter eingezogen. Und seit einer Stunde suche ich einen neuen Job.« Andy entfuhr nur ein leises »Oh«. Er spürte, daß er zu diesem Zeitpunkt nicht
weiter bohren sollte.
Prue wechselte schnell das Thema. »Ich dachte, du wärst nach Portland gezogen.«
Damit hatte sie nun Andys wunden Punkt getroffen. »Ich bin wieder zurück«, sagte knapp. »Bist du immer noch mit Roger zusammen?«
Prue seufzte innerlich. Es war ihr nie gelungen, mit Andy einfach nur zu plaudern. Dafür war die Verbindung zwischen ihnen immer zu stark gewesen. Nun, wenn es denn sein mußte: »Woher weißt du von ihm?«
Auf diese Gegenfrage war Andy nicht gefaßt gewesen. »Ich kenne ein paar Leute hier und da.«
So leicht wollte Prue ihn nicht davonkommen lassen. »Heißt das, du hast mich überprüfen lassen?«
Andy spielte nervös mit seinem Becher. »So würde ich das nicht nennen.«
»Wie würdest du es denn nennen?«
Sie genoß es, ihn in der Ecke zu sehen, auch wenn es mehr süß als wirklich dramatisch war.
»Nun, ich nenne das . freundliches Interesse an meinen Mitmenschen.«
Sie glaubte ihm keine Sekunde. »Du hast mich überprüfen lassen.«
Er stellte den Becher ab und warf die Arme in die Luft. »Erwischt. Was soll ich sagen? Ich bin schließlich Polizist.«
Noch ehe Prue angemessen antworten konnte, quäkte die
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