01 - Hexenpower
Chinatown zu suchen?«
Mit Begeisterung packte Piper die Rosen aus und stellte sie in eine Vase. Dann öffnete sie den Karton und nahm erfreut eine Flasche Portwein heraus. Erst nach Minuten erinnerte sie sich an die Frage ihrer Schwester: »Was? Oh, ich habe die Zutaten für mein morgiges Bewerbungsessen gekauft.«
»Und jetzt hast du alles zusammen, um den Chefkoch aus den Socken zu hauen?«
Piper strahlte und hielt triumphierend die Flasche hoch, die Jeremy ihr geschickte hatte. »Nein, das hier fehlte noch. Die Zutat, die aus meinem Essen ein Festmahl macht.«
Prue stieg die Leiter herab und las das Etikett der Flasche: »Dein Freund schickt dir Portwein?«
»Den besten. Mit dem Tropfen ist mir der Job so gut wie sicher!«
»Das nenne ich einen Mann mit dem Gespür für das Wesentliche.« Piper ließ sich durch Prues Spitzen nicht verunsichern. Trotz oder gerade wegen ihrer harten Schale hatte Prue auch kein Glück bei den Männern. Ihrer Erinnerung nach war es allerdings das erste Mal, daß sie selbst »vergeben« war, während Prue ihre Abende allein verbrachte.
Die älteste der Halliwell-Schwestern blickte zweifelnd zur Decke. Sie hatte überhaupt keine Lust, noch einmal an den maroden Leitungen zu rütteln, in der Hoffnung, das antike Stück wieder seiner Bestimmung, der stilgemäßen Beleuchtung des Raumes, zuführen zu können. Bei ihrem Glück würde gerade in dem Moment ein Blitz einschlagen und sie in ein Grillwürstchen verwandeln.
Piper stellte die Flasche beiseite. Dabei fiel ihr Blick auf ein altes Holzbrett, das halbkreisförmig mit seltsamen Symbolen und den Buchstaben des Alphabets bemalt war. Ihre Augen weiteten sich: »Oh, mein Gott. Das kann doch nicht wahr sein. Ist das wirklich unser altes Ouija-Brett?«
Prue wischte sich die Hände an der Hose ab, ließ die Leiter links liegen und stellte sich neben ihre Schwester: »Ja, ich hab's im Keller gefunden, als ich nach dem Spannungsmesser gesucht habe.«
Piper fuhr mit den Fingern über die Oberfläche, nahm das Brett dann hoch und drehte es um, um die Inschrift auf der Rückseite zu lesen: »Für meine drei wunderschönen Töchter. Möge dies euch das Licht bringen, um die Schatten zu bekämpfen. Die Macht der Drei macht euch frei. In Liebe, Mom.«
Sie kräuselte die Stirn: »Wir haben nie rausgefunden, was sie uns damit sagen wollte.«
Prue nahm ihr das Brett ab und legte es zur Seite. »Wir sollten es Phoebe schicken. Die tappt so sehr im dunkeln, daß ihr ein bißchen Erleuchtung ganz gut tun würde.«
»Du bist immer so hart, wenn es um Phoebe geht«, protestierte Piper.
Prue verzog das Gesicht: »Hart? Piper, das Mädchen hat überhaupt keinen Antrieb, keine Vorstellung davon, was morgen sein soll!«
»Ich glaube wirklich, sie ist auf dem richtigen Weg.«
»Solange dieser Weg sie nicht hierher führt, soll mir das recht sein.«
Piper überhörte den sarkastischen Unterton, den Prue an den Tag legte, wenn es um das »Nesthäkchen« der Halliwells ging, und biß sich auf die Zunge. Dies war wohl nicht der richtige Augenblick, um Prue die Neuigkeit mitzuteilen.
Der Regen schien kein Ende nehmen zu wollen. Mißmutig stieg Inspector Andy Trudeau aus seinem Wagen. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, eine Mütze aufzusetzen oder einen Schirm aufzuspannen. Die Wassermassen durchdrangen einfach alles.
Das Licht der Polizeiwagen drang nur trübe durch die Nacht. Die Kollegen von der Streife und der Spurensicherung hatten das Apartmenthaus bereits abgeriegelt.
Trudeau war noch vergleichsweise jung für den Rang eines Inspectors, aber er hatte sich den Job hart verdient. Sein Spürsinn galt als legendär, und sein Instinkt täuschte ihn nur selten. Noch bevor er den Tatort gesehen hatte, ahnte er, was ihn hier erwartete.
Trudeaus Partner Daryl Morris war bereits im Apartment im fünfzehnten Stock und nahm die Zeugenaussagen einiger Nachbarn auf. Beamte des SFPD suchten nach Spuren, und ein Gerichtsmediziner deckte gerade eine Plastikplane über einen leblosen Körper.
Daryl sah auf, als Andy den Raum betrat: »Da bist du ja endlich.«
Der junge Inspector bemühte sich, so unbeteiligt wie möglich zu wirken. »Ich habe mich sofort auf den Weg gemacht, als ich deine Nachricht bekommen habe. Eine weitere Tote, Mitte 20, stimmt's?«
»Ich habe dich seit einer geschlagenen Stunde angepiept. Wo bist du gewesen?«
»Sorry, aber ich bin einer Spur nachgegangen.«
»Was für einer Spur?«
»Das willst du gar nicht hören. Ich
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