01 - Hexenpower
hast, waren Phoebes Finger, die den Zeiger bewegt haben. Es ist nichts auf dem Dachboden, vor dem wir uns fürchten müßten. Unsere Schwester hat sich einen bösen Scherz erlaubt.«
Piper wurde zunehmend verzweifelt. »Woher willst du das wissen? Wir leben jetzt schon seit Monaten in diesem Haus, und es ist uns immer noch nicht gelungen, die Tür zum Speicher zu öffnen.«
Wie zur Bestätigung dieser beunruhigenden Tatsache fielen in diesem Moment die Lichter aus, und Piper war nahe dran, die Nerven endgültig zu verlieren. »Oh Gott, jetzt sitzen wir in der Falle!«
Prue, die noch nie an solchen spirituellen Unsinn geglaubt hatte, schüttelte energisch den Kopf. »Die Sicherung ist durchgebrannt. Wir müssen in den Keller.«
Das war zuviel für Piper. »In den Keller? Soll das ein Witz sein?«
»Nein, du wirst die Taschenlampe halten, während ich die neue Sicherung reindrehe.«
Piper schüttelte entschlossen den Kopf. In diesem Moment kam Phoebe vorbei, und Piper entschloß sich, die Aufgabe abzuschieben. »Phoebe kann mit dir in den Keller gehen.«
Doch das Nesthäkchen der Halliwells winkte ab. »Keine Chance, ich gehe auf den Speicher.«
Prue war jetzt sichtlich genervt. »Wir hatten uns doch geeinigt, nicht auf den Dachboden zu steigen.«
Phoebe lächelte dünn. »Nein, du hast das entschieden. Ich werde nicht darauf warten, daß irgendein Handwerker nachsieht, und schon gar nicht erst morgen. Ich gehe jetzt.«
Sie nahm entschlossen die ersten Stufen in Richtung Dachgeschoß, während Prue die Tür zur Kellertreppe öffnete und dahinter verschwand.
Piper drehte sich langsam im Kreis. Das paßte ihr nicht. Das paßte ihr gar nicht. Sie hatte die Wahl zwischen Dachboden (unbekanntes Grauen), Keller (bekanntes Grauen) und allein sein (bodenloses Grauen).
Nach fünf Sekunden folgte sie ihrer ältere Schwester auf Zehenspitzen. »Prue, warte!«
Manchmal ging Phoebe die Hasenfüßigkeit ihrer Schwestern ganz schön auf die Nerven. Klar, die Sache mit dem Ouija-Brett war unheimlich, aber doch allenfalls ein Grund mehr, endlich mal auf dem Dachboden nach dem Rechten zu sehen.
Sie stand vor der Tür, die zum Speicher führte, der Knauf schien fast warm zu sein, als sie ihn anfaßte und herumdrehte. Die Tür ging nicht auf. Phoebe hatte nicht den Eindruck, daß sie abgeschlossen war. Es schien eher, als würde sie von innen zugehalten.
Sie zuckte mit den Schultern. Dann eben nicht. Vermutlich war eine Umzugskiste umgefallen und versperrte jetzt den Zugang. Sie drehte sich um und ging wieder in Richtung Treppe.
Plötzlich vernahm sie ein leises Knarren. Sie drehte sich um. Wie von Geisterhand schwang die eben noch versperrte Tür nach innen und stand nun, halb höhnisch, halb einladend einen großen Spalt breit offen.
Phoebe runzelte die Stirn. Okay, das war schon unheimlich. Aber sie hatte in New York Discos gesehen, die furchterregender waren. Entschlossen betrat sie den Dachboden.
In vielerlei Beziehung war der Speicher ziemlich genau das, was man sich unter einem Speicher vorstellte: viele verstaubte Kisten, eine alte Schaufensterpuppe, ein verrotteter Sonnenschirm, Werkzeug, ein alter Kleiderständer. Die Dielen knarrten, als Phoebe eintrat, und im Licht, welches durch die Fenster hineinschien, konnte man den Staub der letzten Jahrzehnte aufwirbeln sehen.
Doch weiter hinten, direkt vor dem großen Bogenfenster unter dem vorderen Dachgiebel, zog etwas Phoebes
Aufmerksamkeit auf sich. Es war eine Truhe, die von dem Fenster wie von einem Heiligenschein umrahmt wurde. Das trübe Licht der Straßenlaternen schien sich genau über dieser Kiste zu konzentrieren und erzeugte eine fast hypnotische Wirkung.
Phoebe trat näher heran. Diese Truhe hatte sie noch nie gesehen. Kein Wunder, denn sie war auch noch nie auf dem Dachboden gewesen. Vorsichtig hob sie den Deckel an. Die Kiste war nicht verschlossen.
Im Innern befand sich eine Lage Segeltuch, auf dem gut gepolstert ein Buch lag. Aber es war nicht irgendein Buch, dieses war aus Leder mit metallenen Verzierungen und aufwendigen Intarsien. Auf dem Einband befand sich auch ein seltsames Ornament, das Phoebe an einen Kreis erinnerte, der von ein paar halbrunden Linien durchteilt wurde.
Sie hob das Buch aus der Kiste. Erst jetzt konnte sie erkennen, daß es eine Aufschrift trug. Die Schrift wirkte altertümlich, war aber trotzdem klar lesbar.
» Buch der Schatten«, las Phoebe laut.
Vorsichtig schlug sie die erste Seite auf. Mehr alte Schrift, eine Art
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