01 - Im Netz der Luegen
lächelte er, und Cassy ging hinaus, huschte schnell durch den Regen nach drüben in die Pension.
»Ich hoffe das hört bald wieder auf, ich habe keine Lust bei dem Wetter einkaufen zu fahren«, erklärte sie, während sie mit Laura in der Küche stand und mit ihr zusammen aufschrieb, was sie alles benötigten.
Sie trödelten eine Weile herum, und tatsächlich kam nach einer halben Stunde heftigem Platzregen die Sonne wieder durch die Wolken.
»Gott sei Dank, dann machen wir uns jetzt gleich auf den Weg«, sagte Laura erleichtert.
Cassy nickte. »Ach, ich muss nochmal rasch nach drüben, ich habe die Autoschlüssel liegen lassen.«
»In Ordnung, ich gehe schon mal vor.«
Rasch durchquerte Cassy die Halle, trat in den Garten und wollte aufs Wohnhaus zusteuern, als ihr Blick im Vorbeilaufen auf das ausgehobene Loch fiel. Ein heller Fleck erregte ihre Aufmerksamkeit, stirnrunzelnd blieb sie stehen und trat ein wenig näher an die Grube heran, kniete sich hin und beugte sich nach vorne, um besser sehen zu können.
Auf dem Grund des Lochs ragte irgendetwas ein Stück weit aus der nassen Erde heraus, und ihr stockte der Atem, als sie feststellte, dass dieses fleischfarbene Ding dort unten ein Fuß war.
Kapitel 19
R eglos kniete Cassy da und starrte auf den Fuß, sie war nicht in der Lage sich zu bewegen oder zu denken, sie fühlte nur das blanke Grauen, das sich langsam durch ihr Inneres fraß. Irgendwann rappelte sie sich mühsam auf, taumelte hilflos ein paar Schritte zurück, ohne ihren Blick von diesem leblosen Stück Fleisch abwenden zu können.
»Cassy, ich bin soweit – kommst du?« Laura steckte den Kopf durch die Glastür und schaute sie auffordernd an. »Cassy?«, wiederholte sie noch einmal verwundert, als die Freundin sich nicht rührte.
Cassy erwachte aus ihrer Starre und drehte sich zu Laura um. »Laura, geh wieder rein und warte dort auf mich«, befahl sie tonlos.
»Was ist denn los?«
»Frag jetzt nicht und geh einfach.«
»Gut, wie du willst.« Laura zuckte mit den Schultern. »Ich warte im Büro auf dich.«
Cassy wartete bis Laura drinnen war, drehte sich dann auf dem Absatz herum und rannte durch den Garten aufs Haus zu.
»Was ist denn jetzt los, hast du was vergessen?«, fragte Jayden überrascht, er saß immer noch am Tisch und trank seinen Kaffee.
»Wir müssen die Polizei anrufen«, erklärte Cassy voller Panik, »Da draußen in der Grube …« Ihre Stimme versagte.
Jayden runzelte die Stirn und stand auf. »Was ist da draußen?«, fragte er besorgt und nahm Cassy in den Arm.
»Es ist so entsetzlich«, flüsterte sie kopfschüttelnd und klammerte sich an ihn.
Sein Blick wurde düster, vorsichtig machte er sich von ihr los. »Bleib hier stehen und rühr dich nicht, ich bin sofort wieder da.«
Mit langen Schritten stürmte er nach draußen, es dauerte einen Moment, dann war er wieder zurück und griff zum Telefon, wählte die Nummer des Notrufs.
Cassy stand wie festgefroren, sie bekam nicht mit, was er in den Hörer sprach, alles um sie herum schien sich zu drehen.
Sekunden später war er wieder bei ihr, nahm sie in den Arm, hielt sie fest und streichelte ihr sanft und beruhigend übers Haar.
»Laura, wir müssen zu Laura gehen, sie wartet im Büro auf mich«, murmelte Cassy nach einer Weile.
Jayden nickte, schob sie zur Tür, ohne sie loszulassen, und zusammen gingen sie durch den Garten. Cassy bemühte sich, ihren Blick auf die Tür zu richten und nicht zu dem Loch zu sehen, das grausige Bild hatte sich auch so bereits fest genug in ihren Kopf gebrannt.
»Kann mir jetzt mal jemand sagen, was los ist?«, fragte Laura ahnungslos, als die beiden das Büro betraten.
Während Cassy sich auf einen Stuhl fallen ließ, versuchte Jayden Laura so schonend wie möglich beizubringen, was dort im Garten in der Grube lag.
»Oh mein Gott«, murmelte sie entsetzt, »Was geht hier bloß vor?«
Schweigend und verstört saßen sie dann da und warteten auf das Eintreffen der Polizei.
Wie beim ersten Mal war es ihm nicht schwergefallen, den Abzug zu drücken, er hatte keine Skrupel, zu beseitigen, was ihm in die Quere kam. Er war so sicher gewesen, dass der Kerl bereits schlief. Leise hatte er das Zimmer betreten, hatte auf der Kommode auch sofort den Schlüsselbund entdeckt und hatte gerade die Schachtel mit dem Silikon wieder in die Tasche gesteckt, als das Licht angegangen war. Sofort war der Mann aus dem Bett gesprungen und hatte sich auf ihn stürzen wollen, doch er war schneller
Weitere Kostenlose Bücher