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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Daisy beschloß, von den Negativen, die für die Polizei eventuell interessant sein könnten, Abzüge zu machen. Während sie die Bilder zum Trocknen aufhing, kehrte etwas von dem Schrecken des Morgens zurück. Dennoch freute sie sich darüber, daß ihr die Aufnahmen gelungen waren. Sie hatte es geschafft, das Objektiv vor der blendenden Sonne auf dem Schnee und dem Eis zu beschatten. Die meisten Nahaufnahmen und auch die aus größerer Entfernung geschossenen Bilder waren scharf und hatten einen ausgesprochen guten Kontrast. Lucy wäre stolz auf sie.
    Mit einem verwirrten Stirnrunzeln schaute sie sich eines der Bilder genauer an. Diese Stellen dort an der Kante des Eises, die sahen fast so aus, als wäre ...
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie in ihren Gedanken.
    »Miss?«
    »Ja, kommen Sie ruhig rein, ist schon in Ordnung.«
    Die Tür ging ein paar Zentimeter auf, und ein Kopf erschien in dem Spalt. »Ich möcht Ihre Bilder nicht kaputtmachen, Miss.«
    »Danke sehr, aber es ist jetzt wirklich in Ordnung.«
    Vorsichtig trat ein Diener in die Kammer. »In einer Viertelstunde wird das Essen serviert, Miss, und der Detective will Sie noch sprechen.«
    »Der Mann von Scotland Yard?« fragte Daisy, während sie den Strom ausschaltete. »Ist er etwa schon da? Oder ist es die örtliche Polizei?«
    »Von Scotland Yard, Miss, ein Chief Inspector. Scheint, er hatte eh hier in Hampshire zu tun. Miss Petrie hat er schon gesprochen, und Master James auch - Lord Beddowe, meine ich.« Der Diener trat zurück, damit sie vor ihm durch die Tür und den nur schwach beleuchteten Korridor entlanggehen konnte.
    »Na ja, ich will ihn ja auch nicht warten lassen, aber ich sterbe vor Hunger. Wird er mit der Familie speisen?«
    »Liebe Zeit, Miss, das glaube ich kaum! Ich meine, ein Polizist ist doch kein richtiger Gentleman, oder? Aber da müßten sie wohl besser Mr. Drew fragen.«
    Er sauste an ihr vorbei, um ihr die stoffbedeckte Tür zu öffnen, die von den Wirtschafts- und Aufenthaltsräumen der Dienerschaft in den herrschaftlichen Teil des Hauses führte.
    Der Butler warf im Speisezimmer einen letzen Blick auf den Tisch, bevor er zum Mittagessen bat. »Seine Lordschaft hat mir nicht mitgeteilt, daß er den Detective zum Speisen mit der Familie einzuladen wünscht«, sagte er streng.
    »Ein Chief Inspector wird aber auch nicht besonders erfreut sein, wenn man von ihm erwartet, daß er im Aufenthaltsraum der Diener ißt! Sie werden ihm doch bestimmt ein Tablett in das ... na ja, wo auch immer er ist, bringen?«
    »Im Blauen Salon, Miss. Der Detective hat nicht um eine Erfrischung gebeten.«
    »Der arme Kerl wird sich bestimmt über einen Happen zu essen freuen. Und Lord Wentwater wird wohl kaum etwas dagegen haben, wenn Sie ihm einen Teller Suppe und ein paar Sandwiches hineintragen. Sagen Sie dem Herrn doch bitte, daß ich gleich nach dem Mittagessen bei ihm sein werde.« Gerne hätte sie sich die Sandwiches mit dem Polizisten geteilt, aber sie wollte mitbekommen, wie die Gesellschaft auf Lord Stephens Hinscheiden reagierte.
    Fenella schien sich von dem Schock erholt zu haben, den die Entdeckung der Leiche ihr versetzt hatte. James und Phillip saßen links und rechts von ihr und behandelten sie wie ein Stück unbezahlbaren Porzellans. Offensichtlich genoß sie die Fürsorglichkeit der beiden.
    Marjorie fehlte. »Die Ärmste ist einfach zusammengeklappt«, erzählte Wilfred Daisy, die heute seine Tischdame war. »Dr. Fennis hat sie unter Drogen gesetzt. Sie sollte sich glücklich schätzen«, fügte er leise hinzu. »Astwick war ein mieses Schwein.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich ihn besonders gemocht hätte, aber schließlich ist er jetzt tot.«
    »De mortuis und so weiter.« Er zog eine Grimasse. »Verlogener Pseudo-Anstand.«
    Wilfred war bester Laune, und seine Gin-Fahne rührte offenbar nicht daher, daß er seinen Kummer ertränkt hätte, sondern eher daher, daß er etwas zu feiern hatte. Lady Josephine war ebenfalls sonnigster Laune, die sie allerdings schuldbewußt hinter einer Maske der Ernsthaftigkeit zu verstecken suchte, sobald sie ihren nachdenklichen Ehemann anblickte.
    Annabel hingegen war noch blasser und stiller als sonst und schien keinen Appetit zu haben. Der Exitus ihres Verfolgers hätte sie doch eigentlich maßlos aufmuntern müssen. Daisy fragte sich, ob sie sich wohl in ihrem Eindruck getäuscht hatte, die junge Gräfin hätte vor Lord Stephen Angst gehabt. Trauerte sie vielleicht vielmehr um ihren

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