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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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und rieb sich die müden Augen. Es ging ihn schließlich nichts an. Was gäbe er doch jetzt um eine Pfeife!
    Der Diener kehrte zurück. »Seine Lordschaft wird Sie in der Gutsverwaltung empfangen, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Das Gutsbüro war ein kleiner, mit Ordnern vollgestellter Raum, in dem es von Rinderzucht-Handbüchern, Silberpokalen für preisgekrönte Schweine und dem sonstigen Drum und Dran, das mit der Führung eines großen Gutes zusammenhing, nur so wimmelte. Lord Wentwater saß am Schreibtisch und entließ seinen Verwalter mit einem Nicken.
    »Ich gehe davon aus, daß Ihre Untersuchung beendet ist, Chief Inspector.« Sein Ton war höflich, doch forderte er Alec nicht auf, Platz zu nehmen.
    Alec stufte ihn als Aristokraten der alten Schule ein, der sich seiner Pflichten bewußt war und seine Vorrechte für Selbstverständlichkeiten hielt. Sein Sohn und Erbe war ihm in vielerlei Hinsicht ähnlich, doch in der gegenwärtigen, sich verändernden Welt war sich Lord Beddowe seiner Privilegien weniger sicher und mußte daher stärker auf sie pochen. Vielleicht war diese Unsicherheit die Wurzel jener Spur von Arroganz, die Alec an James Beddowe aufgefallen war. Der junge Mann würde hart arbeiten müssen, um den Respekt zu verdienen, der seinem Vater als selbstverständlicher Tribut gezollt wurde.
    »Ich fürchte, nein, Sir«, sagte Alec. »Es hat sich herausgestellt, daß ich weitere Nachforschungen anstellen muß. Ich würde Sie gerne um Erlaubnis bitten, einige Fragen an die Mitglieder Ihres Haushalts, an Ihre Gäste und auch an Sie selbst zu richten.«
    »Wie bitte?« Der Graf starrte ihn eisig an. »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht gestatten.«
    »Ich fürchte, ich muß darauf bestehen, Sir. Wenn Sie es wünschen, kann ich dem Commissioner bei Scotland Yard telephonisch Meldung machen und ihn bitten, daß er Ihnen die Notwendigkeit einer Verlängerung erläutert.«
    »Sie sind sicherlich der Meinung, ausreichende Gründe für dieses außerordentliche Ansinnen zu haben?«
    »Selbstverständlich, Sir.« Als ob er seine Karriere aus einer Laune heraus aufs Spiel setzen würde! Alec war allerdings nicht bereit, diese Gründe anzugeben, und er betete, daß Lord Wentwater ihn auch nicht danach fragen würde. »Ich muß wohl nicht betonen, daß ich mein möglichstes tun werde, mit meinen Fragen niemandem zu nahe zu treten, und daß alle Antworten vertraulich behandelt werden, vorbehaltlich der üblichen Einschränkungen.« Sofern die Aussagen nämlich nicht als Beweismittel vor Gericht erforderlich wären, aber darauf würde er jetzt bestimmt nicht hinweisen. Er fuhr rasch fort: »Ich wäre Ihnen für Ihre Zusammenarbeit sehr dankbar, Sir.«
    Mit ein bißchen Glück würde eine solch höfliche, aber entschlossene Bitte Erfolg haben.
    »Sie werden ja ohnehin tun, was sie tun wollen, ob ich nun mit Ihnen kooperiere oder nicht«, sagte Graf Wentwater mit ironischem Blick. »Nun gut, Sie können meiner Familie und der Dienerschaft sagen, ich erwarte von ihnen, daß man mit Ihnen zusammenarbeitet. Für meine Gäste kann ich natürlich nicht sprechen. Im Moment bin ich beschäftigt, aber ich werde mich im Laufe des Nachmittags Ihren Fragen stellen.«
    »Haben Sie vielen Dank, Sir.« Obwohl er den Grafen lieber als ersten befragt hätte, wußte Alec, daß er noch gut davongekommen war. Es hätte keinen Sinn, das aufs Spiel zu setzen.
    Durch endlose Korridore ging er zurück in den Blauen Salon. Als er sich der offenen Tür näherte, hörte er eine besorgte Stimme. Er erkannte sie als die des Bruders, der vorhin Miss Petrie so eisern vor ihm beschützt hatte.
    »Aber zum Henker, Daisy, du sitzt doch schon seit Stunden hier drin. Was geht hier eigentlich vor?«
    Phillip Petrie stand an der Fensterbank, auf der Miss Dalrymple es sich bequem gemacht hatte. Alec erinnerte sich, daß sie den Kerl schon ihr ganzes Leben lang kannte. Obwohl sie ihn als eher einen Dummkopf bezeichnet hatte, sprach sie doch voller Zuneigung von ihm. Er war zwei oder drei Jahre älter als sie, war ihr gesellschaftlich gleichgestellt und sah auf etwas weichliche Art gut aus. Ganz offensichtlich standen die beiden in einem äußerst vertrauten Verhältnis zueinander.
    »Jetzt reg dich um Himmels Willen wieder ab, Phillip«, ermahnte ihn Miss Dalrymple. »Diese Photos hab ich gemacht, weil Sir Hugh es wollte, und sie haben sich einfach als nützlich erwiesen. Das ist alles. Und Mr. Fletcher hat mich als Stenographin

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