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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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harmlos, Spielschulden, unbezahlte Kredite oder ähnliches. Da ist er ja schon«, sagte sie, als sich die Tür öffnete. »Ach so, nein, das habe ich ganz vergessen, Geoffrey ist ja zuerst dran.«
    Der große, stämmige junge Mann trat ein, immer noch in seinen Reithosen, das Gesicht von der kalten Luft und dem Sport gerötet. »Sie wollten mich sprechen, Sir?« fragte er im vorsichtigen Ton eines Schuljungen, der gerade zum Direktor gerufen worden ist.
    »Ich will Sie nicht lange aufhalten. Um wieviel Uhr sind Sie heute Morgen losgeritten?«
    »So um acht herum. Vielleicht auch ein bißchen früher.«
    »Nach dem Frühstück?«
    »Nein, auf dem Weg zu Freddy ist eine Farm, wo es ein unglaublich gutes Frühstück gibt. Ich meine Freddy Venables. Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«
    »Sie haben mittlerweile sicher schon gehört, was geschehen ist. Haben Sie Astwick heute Morgen gesehen? Im Haus oder draußen?«
    »Nein, Sir. Die Ställe befinden sich hinter dem Haus, und ich bin von da aus gleich losgeritten. In die Nähe vom ... vom See bin ich nicht gekommen.«
    Daisy war vom Zittern in seiner Stimme überrascht. Sie hätte ihn nicht für so sensibel gehalten, daß ihn ein solcher Vorfall so erschüttern könnte, zumal das Opfer ein Mann war, den er nicht gemocht hatte. Vielleicht war er aber auch nur enttäuscht, weil er die ganze Aufregung verpaßt hatte, dachte sie schmunzelnd. Eine Leiche im eigenen See war schließlich eine tolle Geschichte, mit der man seine Kumpels in Cambridge bestens unterhalten könnte.
    »Chief?« Ein glänzender rosa Glatzkopf lugte durch den Türspalt. Dessen schlichte Pracht wurde durch einen üppigen grauen Walroß-Schnurrbart darunter noch betont. Eine massige Figur folgte, die in einem eher mißglückten Anzug mit großen gelben und ockerfarbenen Karos steckte. Daisy war von dieser Erscheinung so verblüfft, daß sie den drahtigen jungen Mann, der in bescheiden brauner Serge nach ihm eintrat, kaum wahrnahm.
    »Sergeant! Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten sich in einer Schneewehe verirrt. Haben Sie vielen Dank, Mr. Beddowe. Fürs erste ist das alles.«
    Geoffrey ging, und Mr. Fletcher stellte Daisy Detective Sergeant Tring und Detective Constable Piper vor.
    »Miss Dalrymple unterstützt mich ein bißchen«, erklärte er.
    »Eigentlich sollte einer von Ihnen an ihrer Stelle sitzen, aber jetzt habe ich für Sie beide andere Aufgaben. Piper, bitte gehen Sie lieber gleich hinunter zum See, ehe es dunkel wird. Schauen Sie sich da ein bißchen um. Halten Sie die Augen offen nach allem, was irgendwie auffällig ist, aber achten Sie insbesondere darauf, ob Sie irgendwo ein Paar Stiefel finden. Ich hab zwar nichts bemerkt, aber man kann ja nie wissen. Unterhalten Sie sich ein bißchen mit dem Pförtner. Fragen Sie, ob er in der Nacht irgendjemandem das Tor geöffnet hat. Und falls nicht, dann sehen Sie nach, ob Sie am See Fußabdrücke entdecken, die aus irgendeiner anderen Richtung kommen als vom Haus.«
    »Sir!« Der Constable salutierte und ging hinaus.
    »Tom, ich erkläre Ihnen mal, was hier vor sich geht. Miss Dalrymple, Sie unterbrechen mich bitte, sollte ich irgend etwas vergessen.«
    Mr. Fletchers Zusammenfassung war kurz, aber prägnant.
    Daisy bewunderte es, wie er alle notwendigen Informationen in einem klaren und präzisen Bericht zusammenfaßte.
    »So so«, sagte Sergeant Tring nachdenklich, als er geendet hatte.
    »Und deswegen würde ich Sie bitten, die Belegschaft hier ein bißchen in die Mangel zu nehmen. Das ist ja Ihre Stärke.«
    »Tja.« Der Sergeant zwinkerte Daisy zu und strich sich über den Schnurrbart. Sie begriff, daß er insbesondere mit dem weiblichen Teil der Dienerschaft gut auskommen würde. Erstaunlich, aber schließlich hatte ja auch der schmierige Lord Stephen einige Eroberungen zu verbuchen.
    »Da gibt's noch 'ne merkwürdige Sache«, führte Tring seine einsilbige Reaktion in einem dröhnenden Baß aus, »nämlich daß dieser Diener von Lord Stephen vermißt wird. Ich hab so das Gefühl, daß er uns ordentlich was erzählen könnte. Verstehen Sie, Chief, es hat da ein paar Entwicklungen gegeben.« Er warf Daisy aus dem Augenwinkel einen Blick zu.
    »Sie können es vor Miss Dalrymple ruhig erzählen, Tom, sie weiß auch über den Fall Bescheid.«
    »Na ja, da ist nicht viel, womit man wirklich etwas anfangen könnte. Aber wir haben 'nen Typen aufgegabelt mit einem Automobil, das in den letzten paar Tagen hin und wieder um das Haus von den

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